Mordfall „Claudia“ in Grevenbroich Mordfall Claudia Ruf: Neuer Ansatz

Grevenbroich. · Die Elfjährige aus Hemmerden wurde 1996 vergewaltigt und ermordet. Der Täter wurde nicht gefasst. Jetzt verfolgt das LKA einen neuen Ermittlungsansatz.

 36 000 Plakate verteilte die Polizei 1996 im Rahmen ihrer Fahndung.

36 000 Plakate verteilte die Polizei 1996 im Rahmen ihrer Fahndung.

Foto: woi

Der heimtückische Mord an Claudia Ruf erschütterte 1996 ganz Deutschland. Bis heute ist der Mörder des elf Jahre alten Mädchens aus Hemmerden auf freiem Fuß. Doch nun keimt Hoffnung auf, den Fall doch noch aufklären zu können. „Es gibt einen neuen Ermittlungsansatz“, sagte der Chef des Landeskriminalamtes, Frank Hoever, der Deutschen Presse-Agentur. Welche Spur verfolgt wird, ist allerdings noch unklar. Der neue Ansatz könne aus taktischen Gründen noch nicht näher erläutert werden, berichtete Hoever.

Seit der Tat sind mehr als 22 Jahre vergangen. Sie geschah am 11. Mai 1996, an einem Samstag. Am Vorabend des Muttertages hatte sich Claudia Ruf mit Nachbarshund „D.J.“ auf einen Spaziergang in der Nähe ihres Elternhauses am Schrieverspfad gemacht. Als der Dackel-Mischling alleine zurückkam, alarmierten die Eltern die Polizei. Mehr als 150 Einsatzkräfte suchten nach dem vermissten Kind, durchkämmten auch die in der Nähe liegenden Waldgebiete – vergebens.

40 Stunden später fand ein Spaziergänger das tote Mädchen auf einem Feldweg im Kreis Euskirchen, etwa 65 Kilometer von Hemmerden entfernt. Bis heute geht die Polizei davon aus, dass der Fundort nicht der Tatort war. Der Täter hatte das Kind vergewaltigt, gefesselt, erdrosselt, mit Benzin übergossen und angezündet – wahrscheinlich um Spuren zu verwischen.

Mit Hilfe von 36 000 Plakaten und Unterstützung der TV-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ fahndete die Polizei nach dem Mörder. Kurz nach dem Fund des toten Mädchens gingen 120 Hinweise bei der Bonner Mordkommission und den Ermittlern im Rhein-Kreis ein. Eine Spur führte sogar zum Fall Dutroux in Belgien. Doch alles blieb erfolglos.

Schon einmal keimte
neue Hoffnung auf

Neue Hoffnung, den Mörder doch noch dingfest machen zu können, keimte 2009 auf. Dank neuer Untersuchungsmethoden war es Mitarbeitern des kriminaltechnischen Labors in Düsseldorf gelungen, an den 1996 gesicherten Beweismitteln molekulargenetisches Material zu isolieren, das eindeutig nicht dem Opfer zugewiesen werden konnte. Die Ermittler riefen fast 350 Männer, die damals in der Nähe des Opfers gewohnt hatten oder durch Sexualdelikte aufgefallen waren, zu einer freiwilligen Untersuchung auf. Doch der DNA-Test verlief negativ.

Mit Unterstützung von Profilern des Landeskriminalamtes wurde im vergangenen Jahr ein weiterer Gentest eingeleitet. Rund 100 Menschen, auch aus dem Rhein-Kreis Neuss, wurden zu einer Speichelprobe aufgefordert. „Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen“, sagt Frank Piontek, Sprecher der Bonner Polizei, auf Anfrage. Bislang habe sich keine Übereinstimmung ergeben, die auf einen Tatverdächtigen schließen lasse. Wie LKA-Chef Hoever gegenüber der dpa mitteilte, sei eine Ausweitung denkbar, sollte der zweite Massen-Gentest erfolglos bleiben. „Mordermittlungen hören nicht auf“, sagt Piontek: „Die Akte ,Claudia Ruf’ wird nicht geschlossen. Ergeben sich neue Ansätze, ermitteln wir immer weiter.“

Die Hoffnung, dass der Täter eines Tages gefasst wird, hat selbstverständlich auch Ursula Ruf, die Mutter des ermordeten Mädchens. Die Grevenbroicherin will sich zum Fall nicht öffentlich äußern – sie sagt nur so viel: „Mein Leben ist für immer komplett aus den Fugen geraten.“

„Einen lange unaufgeklärten Mord doch noch aufzuklären, ist natürlich die Königsklasse“, sagt LKA-Chef Hoever. Es gebe derzeit mehrere Alt-Fälle, in denen die Ermittler sehr aktiv seien. Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, sei es aber zu früh, diese zu nennen. Im LKA wird derzeit eine Datenbank mit 1100 unaufgeklärten Mordfällen aufgebaut. Diese sollen systematisch auf noch nicht ausgeschöpfte Ermittlungsansätze überprüft werden.

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