Blühpatenschaften in Mönchengladbach Bauern treten Flächen für Blühstreifen ab

Mönchengladbach. · Bürger, Unternehmen und Vereine können als Paten dafür bezahlen, dass Insekten auf den Flächen Blühpflanzen vorfinden.

 Die Landwirte finanzieren mit den Spenden die Anlage und Pflege der Blühstreifen an ihrem Acker.

Die Landwirte finanzieren mit den Spenden die Anlage und Pflege der Blühstreifen an ihrem Acker.

Foto: dpa/Uwe Zucchi

Die Landwirte in Mönchengladbach wollen sich stärker am Klimaschutz beteiligen und dafür Partner der Bürger sein. Konkret sollen dabei Blühpatenschaften helfen. Die Bauern treten dazu einen Teil ihrer Ackerflächen ab, und die Bürger finanzieren das mit einer Patenschaft. „Es gibt die Bereitschaft in der Bevölkerung, etwas für Insekten zu tun. Da möchten wir ein Angebot machen“, sagt Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft: „Wir können mehr zum Klimaschutz beitragen, aber wir können es nicht alleine finanzieren.“ Vorbild ist ein Projekt aus Meerbusch im vergangenen Jahr.

Mit den Blühpatenschaften entlang der Felder soll Lebensraum für Insekten und Niederwild geschaffen werden. Die Bürger, aber auch Vereine und Unternehmen, bezahlen für die jährliche Patenschaft je nach Größe der Fläche einen jährlichen Beitrag zwischen 0,50 und 0,60 Euro pro Quadratmeter. Dafür wird Saatgut gekauft, der Bauer bringt es ein und pflegt die Fläche das Jahr über. „Im April und Mai können die Kulturen gesät werden“, sagt Wappenschmidt. Im November folgen dann sogenannte Gründungungspflanzen, die den Winter über die Nährstoffe im Boden binden, bevor im kommenden Frühjahr wieder neue Blüten entstehen sollen. Auf diesen Blühstreifen werde es keine Pflanzenschutzmaßnahmen und keine Düngung geben. „Diese Blühflächen dienen Insekten als Lebensraum und Weide. Auch viele Feldvogelarten und Niederwild finden so einen geeigneten Lebensraum“, sagt Barbara Weinthal, Leiterin des Fachbereichs Umwelt der Stadt.

Ein Schild am Blühstreifen informiert über die Paten

Die Blühpaten bekommen für ihren finanziellen Einsatz neben einer Urkunde auch genaue Information über die Aussaat, die Entwicklung und die Lage ihres Blühstreifens. Und vor Ort wird ein Schild aufgebaut mit dem Namen des Blühpaten. Die entsprechende Fläche sollen sich die Paten im Internet auf einer noch einzurichtenden Webseite aussuchen und dann direkt mit dem entsprechenden Landwirt in Kontakt treten können. Bisher beteiligen sich neun Betriebe in Mönchengladbach, die mehr als zwölf Hektar Blühflächen zur Verfügung stellen wollen. Weitere Landwirte sollen auf den anstehenden Winterversammlungen der Bauernschaft dazukommen. „Wir sind für jeden Unterstützer dankbar“, sagt Wappenschmidt.

Im Umweltausschuss lobte der städtische Planungsdezernent Gregor Bonin die Initiative: „Der Grundansatz passt in die gesamtstädtische Strategie eines blühenden Mönchengladbachs.“ Die war im vergangenen Jahr vom Rat beschlossen worden und sieht unter anderem Förderungen und Anreize für Bepflanzungen vor, als Mittel im Kampf gegen Schottergärten. Die hatte die Stadt explizit nicht verboten, wie es Naturschützer eigentlich gefordert hatten. Bonin kündigte überdies an: „Wir werden auch als Stadt eine Patenschaft übernehmen. Es wäre schön, wenn viele Bürger, Vereine, Firmen und Initiativen Blühpaten werden. Gemeinsam können wir so ein vernetztes Angebot im Sinne der Biodiversität und der Schaffung von Lebensräumen für Insekten schaffen.“ Das Rathaus will die Aktion außerdem bewerben und Patenschilder zur Verfügung stellen. Die dafür notwendigen Kosten von bis zu 5000 Euro sollen aus dem Projekt „Blühendes Mönchengladbach“ finanziert werden.

Insekten spielen eine wichtige Rolle für ein funktionierendes Ökosystem. Um das empfindliche Gleichgewicht zu stützen, haben die Landwirte im Bereich Neuss-Mönchengladbach im vergangenen Jahr über 160 Hektar Blühflächen angelegt. Bei einer Breite von fünf Metern ergeben sich so Blühstreifen in einer Gesamtlänge von 320 Kilometern. „Aber viel mehr können wir selbst nicht schaffen. Schließlich müssen wir die Flächen auch für unsere Produktion nutzen“, so Wappenschmidt, der das Konzept im Umweltausschuss mit Kreislandwirtin Juliane Wahode und Geschäftsführer Peter Herzogenrath präsentierte.

Der Start der Aktion ist für Februar vorgesehen.

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