Konzert in Anrath „Tonköpfe“ überzeugen technisch und zeigen große Kreativität

Anrath. · Der Chor überraschte mit Liedauswahl und Aufstellung im Raum.

 Das Publikum bekam anspruchsvolle, mehrstimmige Arrangements zu hören.

Das Publikum bekam anspruchsvolle, mehrstimmige Arrangements zu hören.

Foto: Wolfgang Kaiser

„Have a good time“, hieß es im ersten Titel der „Tonköpfe“. Jedenfalls für die Dauer des Konzerts ging der Wunsch in Erfüllung. Die Zuhörer hatten ihre helle Freude – und die Akteure auf der Bühne ebenfalls. Es war das 18. Mal, dass der Chor ein Jahresabschlusskonzert veranstaltete. „Damit“, meinte scherzhaft Chorgründerin und -leiterin Andrea Kautny, „sind wir jetzt tatsächlich volljährig geworden.“ In der Tat lässt sich sagen, dass dieses engagierte, leistungsfähige Ensemble längst zu einer Institution geworden ist. Man kennt und liebt diese rund 40 munteren Sängerinnen und Sänger, freut sich auf ihre Konzerte und geht selbstverständlich dahin.

Auch in diesem Jahr gab der Konzertbesuch Anlass zu Freude und Zufriedenheit: Zweimal war die Aula des Lise-Meitner-Gymnasiums ausverkauft, zweimal war die Begeisterung des Publikums groß. Das Programm sei „bunt gemischt wie immer“, meinte Kautny und hoffte, dass die Zuhörer „keinen Stil vermissen“. In der Tat ging es vielseitig zu, stilistisch und auch in der Art der Darbietung.

Hervorzuheben ist die Vielfalt innerhalb der bewusst gewählten Einschränkung. Grundsätzlich wird a cappella gesungen, ohne Halbplayback und ohne Klavierbegleitung. Damit erschwert man sich nicht nur freiwillig die Tonfindung, man verzichtet auch darauf, Klangvariationen von außen einzumischen. Damit wird es aber nicht etwa monoton. Die klangliche Abwechslung passiert innerhalb des Vokalen. Das bedeutet zunächst einmal eine sehr differenzierte Mehrstimmigkeit, komplizierte vier-, sechs- und sogar achtstimmige Sätze stehen auf der Tagesordnung.

Die Sänger ahmen mit ihrer Stimme mitunter Geräusche nach

Und nicht nur das. Es werden stimmlich auch alle möglichen Geräusche produziert. Wenn im Original ein Schlagzeug aus Milchflaschen verlangt wird, wird das mit Stimmen imitiert. Ein Titel wie „Music“ von John Miles erfordert, mit den wildesten Zungenbrechern fertig zu werden. Das bedeutet für die Chormitglieder viel Übung und, wie ein Sänger verriet, von der Chorleiterin viel Geduld. Abwechslungsreich ist auch die Moderation. Da sich mehrere im Chor darauf verstehen, kommen zwischen den Musikbeiträgen auch mehrere zu Wort.

Keine Regel ohne Ausnahme. Wird an sich ohne Klavierbegleitung gesungen, so verändert sich natürlich die Ausgangslage, wenn eine Pianistin mit von der Partie ist. Längst hat es sich eingespielt, dass sich zwischendurch Anna Katharina Grüneberg auf dem Klavier hören lässt, diesmal unter anderem mit „A Million Dreams“ aus dem Film „Greatest Showman“ aus dem Jahre 2018. Da man nun einmal eine Pianistin dabei hatte, lag es nahe, auch mit ihr gemeinsam etwas aufzuführen. „Hey Jude“ blieb nicht der einzige Beatles-Song. Was die stilistische Vielfalt anbelangt, versteht es sich von selbst, dass auch Weihnachtslieder nicht fehlen durften.

Für die Beweglichkeit der Chormitglieder ist gesorgt. Nicht nur bei „Im Wagen vor mir“ war Gruppenbildung zu beobachten. Bei fast jedem Liedvortrag stellen sich die Sänger anders auf. Und als es – nach langem Beifall – bei der zweiten Zugabe – „Only you“ hieß, sah sich das Publikum von den Chormitgliedern eingekreist.

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