Rock-Pop-Musical-Chor Chor reißt Zuhörer von den Stühlen

Willich. · Die 160 Sängerinnen des Rock-Pop-Musical-Chors „Frauenpower“ sorgten in der ausverkauften Jakob-Frantzen-Halle in Willich für ordentlich Stimmung und begeisterten das Publikum.

 Für Chorleiterin Andrea Kautny und die Sängerinnen gab es noch vor der Pause stehende Ovationen.

Für Chorleiterin Andrea Kautny und die Sängerinnen gab es noch vor der Pause stehende Ovationen.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Ein mitreißendes Chorkonzert haben am Sonntag rund 1200 Menschen in der Jakob-Frantzen-Halle in Willich erlebt. Seit Monaten war die Veranstaltung ausverkauft. Zum Einzug der Sängerinnen klatschten die Zuschauer: Von beiden Seiten betraten 160 Frauen die Bühne. Sie trugen Schwarz und das Markenzeichen des Chors: einen blaugrünen Chiffonschal.

Chorleiterin Andrea Kautny in farblich passender Galakleidung begrüßte die Gäste. „Frauenpower, die Elfte“ startete mit „What a feeling“ und traf damit voll ins Schwarze. Einen Ohren- und Augenschmaus bot das Footloose-Medley: Monika und Thomas Behrendt, Rock-’n’-Roll- und Boogie-Woogie-Trainer beim DJK-VfL 1919 Willich, tanzten das komplette musikalische Potpourri durch. Gelungene Premiere für die „Proud Marys“ mit Cecil Germes, Ramona Gralke, Valerie Grieb und Melina Latka. Gänsehautfeeling bei „Rhythm of life“ und beim „Earth Song” von Michael Jackson. Nach nicht einmal drei Liedern tobte der Saal, noch vor der ersten Pause gab es stehende Ovationen.

Die Erfolgsgeschichte von Frauenpower begann 2008. Eigentlich war Andrea Kautny für ihren gemischten Chor „Die Tonköpfe“ auf der Suche nach einer Altstimme und einem Sopran. Aus einem Dutzend Sängerinnen wählte sie jeweils eine aus, die anderen musste sie schweren Herzens ziehen lassen. „Darunter waren richtig gute Stimmen“, erinnerte sich Andrea Kautny. So kam ihr die Idee, den Frauenchor zu gründen. Mittlerweile zählt der Chor 180 Mitglieder und ist der größte weibliche Chor der Region. Auftritte auf Groß­veranstaltungen und im Fernsehen sorgen für eine stetig wachsende Fangemeinde, so auch der Flashmob im Rheinparkcenter Neuss mit 1,3 Millionen Klicks bei YouTube.

Zum Schluss gab es tosenden Applaus und noch vier Zugaben

„Wir singen auswendig und beherrschen aktuell 130 Liedtexte“, verriet Kautny. Einmal wöchentlich wird geprobt. Damit die Zuschauer ein Gefühl dafür bekommen, was es bedeutet, mit so vielen Menschen zu proben, wurde es angeleitet, „Viel Glück und viel Segen“ im mehrstimmigen Kanon zu singen. Das klappte erstaunlich gut. Viel Zuspruch erhielt Solistin Michaela Lümen für „All about that bass“. Kautny band die Zuschauer erneut mit ein. Mit den Füßen stampfte sie zweimal auf den Boden und klatschte in die Hände. „Was ist das für ein Lied?“, fragte sie. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „We will rock you“. Kautny nickte und lud die Zuschauer zum Mitmachen ein. Der Boden vibrierte, die Bude bebte. Tosender Applaus nach dem Queen-Medley. „Echt Granate, Mädels“, lobte Kautny die Sängerinnen.

Sie richtete sich ans Publikum und wollte wissen, wer schon öfter als fünfmal zu Gast bei Frauenpower war. Dank der Knicklichter gut erkennbar war ein Stammpublikum, das rund die Hälfte der Zuschauer ausmachte. Um so viele Menschen stets aufs Neue zu begeistern, lässt sich Kautny immer wieder Neues einfallen, wie zum Beispiel die Inszenierung zu „Voulez-vous“ mit Sequenzen wie in Zeitlupe: Passend zum Rhythmus erwachten die Sängerinnen zu neuem Leben. „Lean on me“ mit Solistin Cecil Germes wurde durch kleine Gesangsgruppen unterstützt, bisher so noch nicht dagewesen.

Einzelne Stimmen stachen heraus, wie etwa die von Claudia Vaßen. „Nur, wer mit dem Herzen dabei ist, und Musik und Texte nachempfindet, kann beim Publikum Emotionen erwecken“, sagte Kautny. Lieder kündigte sie mit den entsprechenden Geschichten zur Entstehung an, so beispielsweise „Tears in heaven“ von Eric Clapton, das der Chor so traurig und schön zugleich interpretierte, dass es so manchen Zuschauer zu Tränen
rührte.

„Glühwürmchen brauchen nur Luft und Liebe, sie leben, als gäbe es kein Morgen“, leitete das Stück „Firefly“ ein. Die Sängerinnen verschwanden im Dunkeln, gut sichtbar waren ihre Hände in weißen Handschuhen, die wie Glühwürmchen zum Takt der Musik erschienen und wieder verschwanden. Zum Schluss gab es tosenden Applaus und noch vier Zugaben. „Ein unfassbar erfüllender Abend“, brachte es eine Zuschauerin auf den Punkt. „Ich bin nächstes Jahr wieder mit dabei.“

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