Gewerbegebiet Stahlwerk Becker Wasserwerk wartet weiter auf Investor

Willich · Aufsichtsrat der Grundstücksgesellschaft tagt im Februar. Trotz Absagen 2018 bleibt Entwicklung des Projekts „unumstößlich“.  

 Wer weckt das Wasserwerk zwischen Walzwerkstraße und Gießerallee im Stahlwerk Becker aus dem Dornröschenschlaf? 

Wer weckt das Wasserwerk zwischen Walzwerkstraße und Gießerallee im Stahlwerk Becker aus dem Dornröschenschlaf? 

Foto: Kerstin Reemen

Spötter könnten behaupten, es sei Willichs teuerster Taubenstall. Zwischen den Tagen, als die Arbeit auf dem weitläufigen Gelände im Stahlwerk Becker ruhte, saßen die Vögel zu Hunderten auf dem Gerippe des Dachs vom Wasserwerk, mühelos sichtbar durch eines der vielen hohen, nicht mehr verglasten Gitterfenster. Die Größe der Fenster, nicht ihr Zustand ist Zeichen der einstigen Imposanz dieses Gebäudes.

Die kann man seit Jahren nur noch von historischen Aufnahmen und von den Plakaten ablesen, mit denen mögliche Investoren gesucht werden. So wie es aktuell dort hängt. Besitzer Bodo Garden hat es nicht geschafft, einen zahlungskräftigen und zugleich idealistischen Investor zu finden und an den Standort Willich zu binden. Nachdem ein – wie es zunächst schien – aussichtsreicher Kandidat nicht zog, war im Herbst 2018 von einem weiteren Interessenten die Rede. Das hat sich mittlerweile zerschlagen.

Anfang Februar ist die Aufsichtsratssitzung der städtischen Grundstücksgesellschaft, deren Vorsitzender Christian Pakusch, Willichs CDU-Chef und Planungsausschussvorsitzender ist. Neben dem Tagesordnungspunkt der personellen Nachfolge von Martina Stall, die als Technische Beigeordnete nun im Ruhestand ist, steht auch das Projekt „Wasserwerk“ an. Für Pakusch „unumstößlich“. Er hatte angekündigt, sowohl Wasserturm als auch Wasserwerk innerhalb der laufenden Legislaturperiode voranbringen zu wollen. Die selbst gesetzte Frist läuft  im September 2020 ab.

Das Wasserwerk war einst ein „Schlüsselprojekt“, das – architektonisch betrachtet – reizvollste Industriebauwerk auf dem 41 Hektar großen Areal Stahlwerk Becker: kompakt, in der Mitte des Geländes gelegen, von Freifläche umgegeben.

Das Stahlwerk Becker, das in der Nachkriegszeit der britischen Rheinarmee als Stützpunkt diente, wird seit der Jahrtausendwende entwickelt. Entstanden ist laut Stadt Willich „ein vielfältiger Gewerbepark, in dem sich sorgfältig restaurierte Denkmäler mit moderner, ansprechender Architektur abwechseln“. Das Wasserwerk zählt nicht dazu. Es ist weit davon entfernt, schlüsselfertig zu sein.

Es zu entwickeln und zu sanieren wie die Halle 22 oder das Gründerzentrum,  ist  allerdings keine ausgeträumte Sehnsucht. Doch das Gebäude als „Hoffnungsträger“ im Areal, früher als Magnet für Interessenten gewertet, fällt immer mehr aus dem Rahmen. Es ist eher Schandfleck als Chance. Sein Zustand wird umso augenfälliger, je mehr sich rundherum tut, vor allem in fast zwei Jahrzehnten getan hat.

Der Wasserturm an der Gießerallee, weithin sichtbar, auch Premium-Projekt im Areal, soll  saniert einer neuer Nutzung zugeführt werden (siehe  links).

So bleibt auch im neuen Jahr 2019  die Frage: Wer weckt das Wasserwerk aus dem Dornröschenschlaf? Obwohl: eine romantisch verklärte Investorensuche ist wohl fehl am Platze. Den fortwährenden Stillstand aber wollen die Willicher nicht mehr hinnehmen. Kämmerer Willy Kehrbusch hat bereits angekündigt, dass die Grundstücksgesellschaft das Wasserwerk zurückkauft.  „Es ist die Option, dass wir es entwickeln“, so Pakusch, der gleichzeitig darum weiß. wie viel „Zeit, Geld und Manpower“ dazu nötig sind.

  Die Stadtwerke, die einen Umzug ins Stahlwerk Becker planen, würden an der Adresse bestens passen. Aber damit rechnen können nicht einmal kühnste Optimisten. Kämmerer Kehrbusch hat Mitte Oktober bereits am Rande der Haushalts-Pressekonferenz erklärt, ein neuer Verwaltungssitze der Stadt-Tochter im Stahlwerk Becker sei unweit des alten Wasserwerks vorgesehen. Allerdings frühestens 2021. Und es ist ein bedeutend kleineres und unbebautes Grundstück, dadurch viel kalkulierbarer.

Christian Pakusch will, dass das rote Backsteinbau-Wasserwerk, für das es vor 100 Jahren die Baugenehmigung gab,  den „Charakter bekommt, der der Geschichte gerecht wird“.  Dann kann es die Nutzung bekommen, die dazu führt, dass Menschen wieder ein und ausgehen – im übertragenen Sinne wie im Taubenschlag.

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