Vorst Kabarett mit Vorster Applausstufe

Vorst · Stadtkulturbund bot mit Wohnzimmer-Theater Podio beste Unterhaltung in Haus Vorst.

 Rüdiger Höfken war sparsam: Er kündigte seinen Auftritt beim Kabarett zwischen den Jahren in Haus Vorst gleich selber an und zeigte, wo es langgeht. Die Vorster Vorwahl kennt er nun auch.

Rüdiger Höfken war sparsam: Er kündigte seinen Auftritt beim Kabarett zwischen den Jahren in Haus Vorst gleich selber an und zeigte, wo es langgeht. Die Vorster Vorwahl kennt er nun auch.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

. Lachen soll ja helfen, Kalorien zu verbrennen. Ein Angebot, dies zu praktizieren, gab es am Samstag beim „Kabarett zwischen den Jahren“ im Haus Vorst.

Der Stadtkulturbund präsentierte mit dem Wohnzimmertheater Podio vor fast ausverkauftem Haus zweieinhalb Stunden beste Unterhaltung. Nur Pfunde werden eher weniger gepurzelt sein – denn es gab nicht nur die Unterhaltung, sondern auch wahlweise Grünkohl, Gulaschsuppe oder Knabbereien als Beilage.

Strapaziert wurde das Zwerchfell. Denn die Akteure auf der Bühne, Rüdiger Höfken, Özgür Cebe, Matthias Reuter und Pete The Beat beanspruchten die Lachmuskeln.

Vorher aber brachte sich das Publikum selbst in Stimmung. Erzählte an Tischreihen vom Weihnachtsfest, dem Jahresübergang oder über Pläne für 2019. Dann wurde die Bühne fürs Kabarett freigeben.

Mit einem Augenzwinkern kündigte sich Rüdiger Höfken aus Kostengründen gleich selbst an. Um sich auf der Bühne als Fan des KFC zu outen und gleich in einen Fettnapf zu treten. „Wir haben doch alle dieselbe Vorwahl“ meinte er, nicht wissend, das Vorst nicht dieselbe Vorwahl wie Krefeld oder St.Tönis hatte. Viele Vorster quittierten dies mit lauten Nein-Rufen und Lachern. Stimmung kam also früh auf.

Höfken arbeitete weiter daran. Mit seinen Problemen des Älterwerdens (mit Baujahr 1965), dem Vergleich zur heutigen Jugend (Theater ist wie Fernsehen in 3-D) oder seinem grauen Führerschein. Vor dem zweiten Akteur auf der Bühne übte er mit dem Publikum Applausstufen. Bis hin zum besonders lauten Vorster Kabarett-Applaus, bei dem sogar der Boden bebte. Er ebnete den Weg für Özgür Cebe.

Von der „Deinstallation der Demokratie“ in der Türkei

Cebe hat „drei Feinde in einem Körper“. Habe er doch als geborener Bielefelder türkische, armenische und kurdische Wurzeln. Was beim Rasieren mit dem Messer immer zu Problemen führt – da Türken und Armenier dem Kurden nicht trauten. Nach dieser Klarstellung reizte Cebe  viele Grenzen aus, und übertrat manche auch bewusst und gekonnt gleichermaßen. „Deinstallation der Demokratie“ nannte er das, was aktuell in der Türkei läuft. Um  gleich mit Wissen und Beobachtungsgabe zu untermauern, was nach seine Ansicht in der Türkei nicht richtig läuft.

Er spannte den Bogen bis hin zu Selbstmordattentätern und den versprochenen Jungfrauen im Paradies. Die er mit einer sehr eigenen Textversion zum Tom-Jones-Hit „Sex Bomb“ ad absurdum führte.

Ganz anders und technisch brillant kam Pete The Beat auf die Bühne. Mit seiner Stimme und dem Mikrofon imitierte er fast jedes erdenkliche Geräusch. Ob die Band auf einer Bühne, die er mit Instrumenten akustisch nachahmte, das Losfahren mit Trabi oder Käfer oder gleich Deep Purple mit „Smoke on the Water“.

 Matthias Reuter ließ sich dann genüsslich über das NRW-Abitur aus und zeigte, wohin dies führe. Denn ohne fundierte Kenntnisse in den MINT-Fächern würden die Abiturienten auf Uni und Nation losgelassen. Mit Folgen.  Denn zwei Drittel  des Bahnvorstandes (also zwei von vier – Reuter hat selber ein NRW-Abi) stammen aus NRW, der Chef des Berliner Flughafens und noch weitere. Was eben viele Probleme in Deutschland erkläre.

Zwei Stunden vergingen wie im Flug. Das Konzept des Stadtkulturbundes in Vorst ging auf. Nach Karneval steht der nächste Termin im Haus Vorst an: „Kabarett am Aschermittwoch“. Einige Karten wurden dafür bereits an der Kasse verkauft.

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