Kunstprojekt „Denk Mal“ Kaiserplatz bekommt begehbares Gehirn

Willich. · An einem mehr als ungewöhnlichen Kunstobjekt arbeitet Beate Krempe derzeit. Die Willicher Künstlerin schafft ein begehbares Gehirn, das für sieben Wochen auf dem Kaiserplatz stehen wird.

  Beate Krempe (v. l.), Bernd Hollaender, Georg Klother und Waleed Ibrahim sind gespannt, wie das begehbare Gehirn von den Bürgern angenommen wird.

Beate Krempe (v. l.), Bernd Hollaender, Georg Klother und Waleed Ibrahim sind gespannt, wie das begehbare Gehirn von den Bürgern angenommen wird.

Foto: Bianca Treffer

Kisten voller Stofftaschentücher und alter Fotos stehen neben einer ganzen Galerie von Farbdosen und Pinseln auf Tischen. Ein Puppengeschirr ist zu sehen, daneben liegen Muscheln, Kokosnüsse und Kunststofffische. Alles wird allerdings von einem rund zehn Quadratmeter großen Objekt, das weit über zwei Meter in die Höhe ragt und eine Vielzahl von Ausbuchtungen aufweist, dominiert. „Das ist unser Gehirn“, sagt Beate Krempe, die gerade die Utensilien für eine der insgesamt vier Erinnerungsinseln zusammengelegt hat. Die Willicher Diplom-Designerin und Künstlerin arbeitet zusammen mit Waleed Ibrahim an einem außergewöhnlichen Projekt.

Für das Demenzprojekt „Denk Mal“ bauen die beiden zusammen ein begehbares Gehirn, das eine Nicht-Vergessen- sowie eine Foto-Installation als auch Erinnerungsinseln erhält. So werden über 200 Taschentücher geknotet, und jedes einzelne mit einer Erinnerung in Form eines Satzes bestückt. „Viel trinken!!!“ wird dort genauso zu lesen sein wie „Unser erster Familienurlaub war in Dänemark“. Bei den Erinnerungsinseln dreht es sich um die Themen 70er-Jahre, Glaube, Meer und Kindheit. „Menschen mit Demenz haben Meilensteine in ihrem Kopf, die sie nicht vergessen. Ich habe einfach vier Themen genommen und setze diese mit entsprechenden Stücken in Holzkästen um“, sagt Beate Krempe. So werden in der 70er-Jahre-Box Schallplatten dieser Zeit und Tanzschuhe zu sehen sein, während die Kindheitsbox unter anderem mit einem Kinderteeservice und einem Holzpuzzle aus Würfeln bestückt wird.

Tipps vom Düsseldorfer
Karnevalswagenbauer

Die Arbeit am Gehirn selbst ist mit experimentieren verbunden. „Wir diskutieren derzeit noch über den Bauschaum. Waleed ist dafür, weil das versprühte Material wie kleine Gehirnwindungen aussieht. Ich kann mich damit noch nicht anfreunden“, sagt Beate Krempe mit Blick auf die vereinzelten Baumschaumwindungen, die zwischen dem Spezialdraht und den Leinentüchern im Gehirninneren zu sehen sind. Bevor der eigentliche Bau losging, besuchte sie zusammen mit Ibrahim den bekannten Düsseldorfer Karnevalwagenbauer Jaques Tilly, um sich Tipps zu holen. Ibrahim hat in Dubai zwar schon Objekte größerer Art gebaut, Beate Krempe aber noch nicht. „Allein der Draht ist kein normaler Kaninchendraht, sondern eine Spezialvariante mit einer besonderen Beschichtung, die das Ganze entsprechend biegsam macht, ohne dass es bricht“, erklärt Beate Krempe.

Los ging es in der Werkstatt von Georg Klother. Der Ingenieur machte sich nach den Vorgaben von Beate Krempe ans Werk. Unterstützt von deren Mann Timo schweißte er das Grundgerüst aus Stahl zusammen und verstärkte es an den Seiten mit dicken Holzbohlen, die mit Wagenschrauben angebracht wurden. Das ganze Konstrukt durfte aufgrund des weiteren Transportes nicht zu schwer werden, soll aber stabil genug sein, um Wind und Wetter auf dem Kaiserplatz zu trotzen. „Außerdem musste es noch durch mein Werkstatttor passen“, bemerkt Klother
lächelnd.

Mithilfe von Gisbert Selders und seinem Unimog samt Anhänger zog das Gehirn für die weitere Bearbeitung in die Halle 4 der Firma ProPipe im Stahlwerk Becker um. Der Kontakt entstand über das breit gefächerte Netzwerk, welches Beate Krempe aufgebaut hat. Wobei das Nebengebäude der Halle 4 schon so manches Kunstwerk beheimatet hat. „Bei uns ist auch die zwölf Meter hohe Sternenstele entstanden, die heute vor dem Sana-Krankenhaus in Gerresheim steht“, berichtet Bernd Hollaender. Für den Geschäftsführer von ProPipe war sofort klar: Beate Krempe und Waleed Ibrahim können in der Nebenhalle an ihrem Gehirn bauen. Das Gerüst wurde so mit Leinentüchern versehen und mittels Kompressor mit Textilkleber versehen, um die Windungen zu formen. Von außen soll es nun noch farblich gestaltet
werden.

Am Freitag, 24. Mai, zieht das begehbare Gehirn auf den Kaiserplatz um und wird dort installiert.

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