Werbegemeinschaft „Vorst aktiv“ Aufbruchstimmung in Vorst

Vorst · Das neue Baugebiet und der geplante Netto-Markt sind für die Händlergemeinschaft „Vorst aktiv“ positive Signale.

 Regina Bormann (l.) und Marina Pandur-Heinecke trafen sich mit der WZ im neuen französischen Café im Vorster Ortskern.

Regina Bormann (l.) und Marina Pandur-Heinecke trafen sich mit der WZ im neuen französischen Café im Vorster Ortskern.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Der Café au lait duftet im „France et nature“. Als Eun-Hee Kwon ihn mit Croissant serviert, sagt Regina Bormann: „Merci beaucoup“, vielen Dank. Französische Momente in Vorst. Und Ort der Verführung mit Tarte aux pommes, die auch in diesem Teil der Apfelstadt nicht fehlen darf. Der Blick geht nach draußen auf den Marktplatz. Ein paar Stühle und Tische stehen symbolisch für den Start der Außensaison.

„Das Café muss sich noch mehr herumsprechen. Im Moment ist es nur von freitags bis sonntags geöffnet. Ich wünsche den beiden einen guten Sommer“, sagt Regina Bormann. Als Kaffeekundin, als Nachbarin aus der Markt-Apotheke gegenüber, vor allem als Vorsitzende der Gemeinschaft „Vorst aktiv“. Leben statt Leerstand, Niveau und Frequenz sind Schrittmacher für den Ort. France et nature, das Landcafé am Steinpfad 1, ist das jüngste von 50 Mitgliedern der Werbegemeinschaft „Vorst aktiv“.

Apfel- und Adventsfest seien durchaus Erfolge gewesen

Johannes Capell gründete sie am 26. Juli 1999. Seit bald 20 Jahren hat sich die Gemeinschaft von Handwerkern, Obstbauern, Landwirten, Dienstleistern und Einzelhändlern „die Förderung und positive Beeinflussung des Handels und der Lebensqualität im Ortsteil“ zur Aufgabe gemacht, Hand in Hand für Veranstaltungen und Aktionen, die zur Steigerung der Attraktivität Vorsts beitragen. „Wir wachsen mit unseren Aufgaben“, sagt Marina Pandur-Heinecke, seit zweieinhalb Jahren 2. Vorsitzende neben Regina Bormann, über Erfolge wie Apfelfest oder „adventliches Warm-up“ mit Glühwein vor St. Godehard.

Aber die Vorster Aktivität gilt vor allem dem Alltagsgeschäft. „Gott sei dank! Endlich kommt Vorst-Nord. Wir haben so lange darauf gewartet“, sagt Bormann. Die weit sichtbaren Kräne über dem neu entstehenden Wohnviertel stehen wie Ausrufezeichen hinter ihrem Satz. Bormann rechnet damit, dass der Zuzug vieler Familien den Vorster Kern weiter beleben wird. „Sie werden hier spazieren gehen, einkaufen, Eis essen. Der Ort – ein Dorf ist es ja nicht mehr – wird jünger.“ Man habe zwar nicht so viel zu bieten wie eine Stadt, „aber wir haben eine hohe Qualität“.

Das neue Café, das an der Kuhstraße deutlich großzügiger eröffnete Schuhfachgeschäft „5 Zehen“, das gut laufende Kulturcafé Papperlapapp an der Clevenstraße, natürlich Haus Vorst, das Eis- und Sahneparadies und Café Oomen ziehen auch viele Auswärtige an.

Wunsch nach einem Drogeriemarkt besteht weiterhin

„Ich erinnere mich an einen Spaziergang mit der IHK vor einiger Zeit durch Vorst“, sagt Regina Bormann, 1981 zugezogen. „Nachher sagte einer: „Was ist das für ein nettes Städtchen. Das habe ich nicht gewusst.“ Flair, gepflegte Häuser, die sternförmig auf den Markt zulaufenden Straßen, fast Gassen-Charakter und der Markt als zentraler, geselliger Mittelpunkt – das sind Pluspunkte. Ein sympathischer kleiner Ort also, dessen Schwäche es ist, dass er keine größeren Einzelhandelsflächen in seiner Mitte hat.

Die Schließung des Schlecker-Marktes vor etlichen Jahren „haben wir schon gemerkt. Es kam weniger Laufkundschaft“. Die eigene Apotheke um eine Drogerieabteilung in das ehemalige Schlecker-Gebäude hinein zu vergrößern, von diesen Plänen war Bormann damals abgeraten worden. Zu klein, zu unwirtschaftlich.

„Für einen Drogeriemarkt, den wir uns weiter sehr wünschen, gibt es keine Flächen von 800 bis 1000 Quadratmetern mit 50 verfügbaren Parkplätzen“, so Marina Pandur-Heinecke. Selbst der ehemalige Plus-Markt an der Süchtelner Straße, heute teilweise mit Bäckerei Schneider belebt, hätte keine ausreichende Quadratmeterzahl geboten.

Es gibt zurzeit viele Zeichen positiver Veränderung. Aufbruchstimmung. Deutliche Impulse für das Leben rund um den Ortskern verspricht das geplante Baugebiet Haus Brempt/Kokenstraße. Die Einwohnerzahl des Ortes wird wachsen. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs rundet sich. Dem Rewe-Markt am Ortsausgang Richtung Kempen soll ab 2020 am anderen Ortsausgang Richtung Restaurant Tafelsilber und Anrath ein Netto-Discounter entgegengesetzt werden. Die Planungen für diesen Standort sind weit (die WZ berichtete).

Komplett ist das Angebot durch den Obst- und Gemüsestand Fruhen und den Wochenmarkt am Donnerstagnachmittag. Die Qualität der Waren sei, sagt Bormann, „1a“. Käse, Wild, Geflügel. Nachteil: Nicht alle Händler sind gleichzeitig dort anzutreffen.

Sorgen um einige
leerstehende Ladenlokale

Über leerstehende Geschäftslokale, die nicht gleich ins Auge fallen, machen sich die Vorster Gedanken: Der ehemalige Standort des Eiscafés ist noch nicht wiederbelebt. Das vorherige Ladenlokal von „5 Zehen“ am Steinpfad steht leer. Im Schaufenster der ehemaligen Metzgerei Kohnen hängt ein „Zu verkaufen“-Schild. Gedanken macht man sich im Ort auch um die zukünftige Nutzung der „Apotheke in Vorst“ Kuhstraße/Ecke Raedtstraße. Nach 66 Jahren schließt die „Apotheke in Vorst“ zum 1. Mai. Inhaberin Dr. Margret Rothkopf-Ischebeck geht in Rente.

„Vorst aktiv“ schaut auch mit offenen Augen in die Nachbarstädte: „Der Feierabendmarkt in Kempen im vergangenen Sommer war eine tolle Sache. Ich fand das ganz großartig.“ Die Geselligkeit, Atmosphäre wie auf einer Piazza in Italien hat Marina Pandur-Heinecke gefallen. Gerade diese zusammenführende, aber ungezwungene Geselligkeit sei wieder stark im Kommen. Das adventliche Warm-up in Vorst habe das gezeigt. „Viele Vorster sagen schon jetzt: In diesem Jahr bitte wieder. Das war so schön.“ Gleichwohl steckt viel Arbeit dahinter, solche Aktivitäten auf die Beine zu stellen. „Wir sind aber eine aktive Vorstandsgruppe und können, wenn wir unsere Mitglieder ansprechen – und das tun wir – auf die Hilfe zählen. Das ist ein schönes Miteinander.“

Und wie beurteilen die beiden Vorstandsfrauen von „Vorst aktiv“ die Unterstützung durch die Stadt? „Das Verhältnis zu Wirtschaftsförderer Markus Hergett ist gut. Wir sind aber auch fordernd. Wir fragen, er unterstützt uns.“ Eigenvermarktung forciert „Vorst aktiv“ auch über soziale Medien. „Man muss mit der Werbung auch in die Fläche gehen.“ Dort habe sich die Wahrnehmung von Vorst über das Plakatieren hinaus verstärkt. In den Zeiten, in denen Litfaßsäulen-Plakatierung von gestern ist, muss Vorst aktiv bleiben.

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