Kirchturm Kaldenkirchen wird saniert

Die Gemeinde St. Clemens braucht Geld für die Turm-Reparatur. Graffitis behindern derweil die Bauarbeiten.

Kaldenkirchen. Die Diagnose klingt erschreckend: „Großflächige Schäden, Eckelemente abgebrochen, Schiefer löste sich . . .“ Was der behandelnde Architekt Gregor Dewey bei seinem über 500 Jahre alten Patienten Kirchturm Kaldenkirchen feststellte, soll durch die Operation Sanierung geheilt werden. Zwar gehen die Arbeiten „zügig voran“, doch Probleme bereiten der Gemeinde St. Clemens die Finanzierung und Graffiti-Sprayer.

Hinter der Plane ums Gerüst bleibt verborgen, was sich am Kirchturm tut: „Acht bis zehn Steinmetze und Mauersanierer sind täglich im Einsatz, derzeit wird das Dach verschiefert“, erklärt Dewey vom Architektenbüro DBAP in Viersen. Während die Sanierung „prima im Zeitplan“ liegt, macht sich in St. Clemens Unruhe breit: 270 000 Euro muss die Kirchengemeinde als Eigenanteil an der Sanierung aufbringen.

„Beteiligen Sie sich an der Finanzierung“, ruft deshalb Pfarrer Benedikt Schnitzler „alle Kaldenkirchener“ auf. Mittlerweile hat sich ein Kirchbau-Förderverein gegründet, der Spenden sammeln soll. „In den ersten vier Wochen sind bereits eine Menge Euros eingegangen, insgesamt so im mittleren vierstelligen Bereich“, freute sich Vorsitzender Manfred Schomm. Allerdings sei die Bereitschaft, Mitglied zu werden, „etwas schleppend“.

Zwar kritisierten einige Gemeindemitglieder die Spendenaktion, weil „die Gemeinde doch noch andere Geldtöpfe“ habe. Doch laut Schomm ist „alles ordentlich mit dem Bistum Aachen geregelt, das zwei Drittel der Kosten trägt“. Wenn die Gemeinde ihren Anteil nicht aufbringe, werde wohl Aachen in Vorleistung treten: „Die Firmen werden auf jeden Fall bezahlt.“

Das in Kaldenkirchen diskutierte Thema Sponsoring durch Banner-Werbung am Kirchturm sieht Schomm skeptisch: „Wir sind immer noch ein Kirchturm, da passt zum Beispiel Werbung für Hundefutter nicht.“ Die Kosten für solch ein Sponsoring könne „sich höchstens etwa eine Bank leisten“.

Derweil sorgt ein anderes Problem für Ärger: „An Wochenenden klettern wohl Jugendliche am Turm hoch, feiern Partys und hinterlassen Graffitis“, klagt Gregor Dewey.

Gerüchten in Kaldenkirchen zufolge soll es sich um in der Szene bekannte Sprayer handeln, die die Plane „verschönern“ — und so auch mögliche Banner-Sponsoren abschrecken. Doch Dewey sorgt sich mehr um die „hohe Brandgefahr während der Bauphase am Dachstuhl“. Nun soll eine neue Absicherung am Gerüst Unbefugte vom Aufstieg abhalten. Damit der Patient Kirchturm pünktlich zum Jahresende als geheilt und saniert wieder frei gegeben werden kann.

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