Kempen Würfeln statt lesen in der Bücherei

Mehr als 70 Spiele locken an Burgstraße. Die Leidenschaft verbindet Jung und Alt.

Kempen: Würfeln statt lesen in der Bücherei
Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Seit einigen Wochen wird in der Stadtbücherei nicht nur geblättert und gelesen, sondern auch gewürfelt, gestapelt, gezogen und geknobelt. Seit Anfang September gibt es ein Regal mit Gesellschaftsspielen in der Elternbibliothek — ein schöner Zeitvertreib, nicht nur, aber besonders natürlich in den Herbstferien. Samstagsvormittags ist für viele Familien ein besonders guter Zeitpunkt für eine Spielerunde.

An diesem Morgen ist Eva Hoesch mit Malte (11) und Piet (9) aus Grefrath zur Stadtbibliothek gekommen. Der Spielplan von Sagaland liegt vor ihnen auf dem hohen Tisch und die drei machen sich im Märchenwald auf die Suche nach Aschenputtels Schuh, Froschkönigs Kugel und anderen märchenhaften Symbolen. Die Mitspieler müssen bei diesem Spiel den Tannenbaum mit dem Märchen aufspüren, das gerade vom Kartenstoß aufgedeckt wurde.

„Wir kommen ein- bis zweimal die Woche her“, sagt Eva Hoesch. Auch zu Hause wird viel gespielt. Aber die Spiele hat man ja schnell mal durch. Nun machen sie sich daran, die Auswahl in der Stadtbibliothek durchzuspielen. Und die kann sich sehen lassen. Mehr als 70 Spiele stehen dort zur Verfügung, darunter viele Klassiker wie „Mensch ärger’ dich nicht“, „Scotland Yard“, „Scrabble“ oder „Malefiz“. Aber auch Spiele-Freunde werden dort sicher noch etwas Neues entdecken, zum Beispiel das Brettspiel „Der unendliche Fluss“ oder die „Catan Junior“, die Junior-Ausgabe von „Siedler von Catan“.

„Das ist wirklich eine Super-Mischung. Man hat eine schöne Auswahl“, lobt Eva Hoesch. Nach und nach gesellen sich an diesem Samstagmorgen noch mehr Spielefreunde dazu. Während an einem Tisch Sagaland gespielt wird, versuchen am nächsten Tisch Kindergartenkinder bei Lotti Karotti ihre Hasen zur Möhre zu führen, ohne in die Löcher zu fallen. Der Jüngste im Bunde legt beim Spiel „Farben und Formen“ bunte Dreiecke, Kreise und Vierecke zu Schmetterlingen zusammen. Auch Spiele der Firma Haba, die auch schon für Zweijährige geeignet sind, finden sich im Sortiment.

Und wenn es sich nicht gerade um Klassiker handelt, wissen dann oft die Kleinen mehr als die Großen. „Das kenn’ ich aus dem Kindergarten. Ich erklär’ dir, wie es geht“, sagt der Fünfjährige nicht ohne Stolz zu einer Mutter und baut das Brett zu „Die Maulwurf Company“ auf und macht sich gleich auf die Jagd nach der „Goldenen Schaufel“, die es durch geschicktes Ziehen der Maulwurffiguren über verschiedene Ebenen zu erreichen gilt.

Der Förderverein der Stadtbibliothek hat das neue Angebot ermöglicht. Und es wird gut angenommen. Es sei eigentlich jeden Tag jemand da, der es nutze. „Die Leute freuen sich, dass sie hier die Spiele einmal ausprobieren können“, berichtet Astrid Heinzen von der Stadtbücherei. Ausleihen kann man die Spiele nicht. Aber das sei für die allermeisten kein Problem.

Und das Spielen in der Bücherei hat auch Vorteile, wie sich zeigt. Gesellschaftsspiele machen ihrem Namen noch einmal mehr alle Ehre. Nicht nur, dass man mit Leichtigkeit neue Mitspieler finden kann. Manches neue Spiel ist auch gar nicht so einfach zu beginnen. Bei „Spinderella“ fängt das schon beim Aufbau des Spielbrettes an. Das läuft nämlich über zwei Ebenen. Mittels Magnetkraft können sich die dicken Spinnen abseilen und auf die Jagd nach Ameisen gehen. Da ist es hilfreich, wenn die Spieler am Nebentisch beim Aufbauen helfen können oder schon einmal die Spielregeln erklären.

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