Kempen Ärger über Friedhofs-Diebstähle

Landschaftsgärtner registrieren mehr Fälle im Vorfeld des Feiertags Allerheiligen am 1. November.

Kempen: Ärger über Friedhofs-Diebstähle
Foto: Kurt Lübke

Kempen. „Das ist Diebstahl und Grabschändung!“ Peter Kother regt sich immer noch auf, wenn er an das denkt, was er am vergangenen Montag auf dem Friedhof an der Ecke Berliner/Mülhauser Straße erleben musste. Erst in der vergangenen Woche hatte der Landschafts- und Friedhofsgärtner dort drei Gräber frisch bepflanzt. Und diese Pflanzen waren — offensichtlich über das Wochenende — von den Gräbern gestohlen worden. Darauf hatte ihn dann ein Kollege aufmerksam gemacht.

„Das ist kein Kavaliersdelikt“, sagt Kother, der verständlicherweise die Totenruhe gestört sieht. Wer solche Diebstähle begeht — darüber können er und seine Gärtnerkollegen nur spekulieren. Sie vermuten, dass es sich um Friedhofsbesucher handelt, die die Pflanzen entweder auf Gräbern ihrer Angehörigen oder im eigenen Garten wieder einpflanzen. Gerade, wenn die Pflanzen frisch in die Erde gesteckt seien, könne man sie aus dem noch lockeren Boden leicht wieder herausziehen. Es sei nicht ungewöhnlich, dass solche Diebstähle kurz vor Allerheiligen vermehrt vorkommen. Denn vor diesem Feiertag am 1. November werden die Gräber von Gärtnern oder Angehörigen der Verstorbenen meist neu hergerichtet.

So wirklich nachvollziehbar sind diese Straftaten aber schon deshalb nicht, weil der Materialwert sehr gering ist. „Alpenveilchen oder Calluna, das sogenannte Heidekraut, kosten pro Pflanze vielleicht zwischen 1,50 und drei Euro“, sagt Kother. Deshalb sei der materielle Schaden pro Grab in diesen Fällen nicht höher als 35 bis 40 Euro — plus Bezahlung des Gärtners.

Die Friedhofsgärtner gehen davon aus, dass an der Berliner Allee, aber auch auf den Friedhöfen an der Kerkener Straße sowie in St. Hubert und Tönisberg weitere Gräber von Dieben heimgesucht worden sein könnten. Darüber haben sie noch keinen kompletten Überblick. Die meisten Gräber sind zwar für Allerheiligen fertig bepflanzt, aber die Gärtner haben noch nicht überall nachgesehen, ob die Pflanzen auch noch da sind.

Von einer Häufung solcher Diebstähle gerade vor Allerheiligen kann aber offensichtlich nicht die Rede sein. „Es kommt immer mal wieder vor, aber nicht besonders häufig an Allerheiligen“, sagt Stadtsprecher Christoph Dellmans.

Auch bei der Kreispolizei Viersen spricht man von Einzelfällen, die aber nicht jahreszeitlich bedingt seien. Die Beamten gehen aber davon aus, dass viele Diebstähle gar nicht zur Anzeige gebracht werden, weil die Betroffenen meist der Meinung seien, dass ein solcher Blumendiebstahl nicht aufgeklärt werden kann. Deshalb müsse davon ausgehen, dass es eine hohe Dunkelziffer gebe, so eine Sprecherin der Kreispolizei.

Der Eindruck, dass es derzeit vermehrt solche Fälle gebe, könne auch daher rühren, dass sich vor dem Feiertag Allerheiligen mehr Gärtner und Angehörige auf den Friedhöfen aufhalten, um die Gräber zu verschönern, so die Polizeisprecherin. So werden vielleicht mehr Diebstähle entdeckt als zu anderen Zeiten.

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