Kempener Schullandschaft Haupt- und Realschule: Hohe Qualität bis zum Schluss

Kempen · Drei Pädagogen haben in Kempen Haupt- und Realschule ins Ziel gebracht.

 Sigrid Strohe, Volker Rübo, Reiner Dickmanns, Cornelia Klasen, Gesamtschulleiter Uwe Hötter und Schulamtsleiterin Elfi Böhm (v.l.) beim gemeinsame Abschiedstermin am Rathaus.

Sigrid Strohe, Volker Rübo, Reiner Dickmanns, Cornelia Klasen, Gesamtschulleiter Uwe Hötter und Schulamtsleiterin Elfi Böhm (v.l.) beim gemeinsame Abschiedstermin am Rathaus.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Im Laufe einer Karriere als Lehrer gibt es sicher dankbarere Aufgaben, als eine auslaufende Schule zu leiten. Weil Kempen sich vor einigen Jahren zur Aufgabe von Haupt- und Realschule – zu Gunsten der neuen Gesamtschule – entschieden hatte, mussten einige Schulleiter diese undankbare Rolle allerdings übernehmen. Undankbar? So kann man diese Aufgabe in Kempen aber dann doch nicht beschreiben. So ist der Eindruck, wenn man sich mit Cornelia Klasen und Sigrid Strohe (beide Realschule) sowie Reiner Dickmanns (Hauptschule) unterhält.

„Ich bin froh und stolz, dass wir die Qualität der schulischen Ausbildung und das Profil der Erich Kästner Realschule erhalten haben“, sagt Sigrid Strohe, die die Realschule von 2014 bis 2018 geleitet hat, und sie im vergangenen Jahr auch in ihrer neuen Position bei der Bezirksregierung in Düsseldorf begleitete. „Die Schüler haben alles bekommen, was wir in den Jahren vor 2014 auch vermittelt haben.“ Die vergangenen Jahre seien zwar auch immer wieder von Unwissenheit geprägt gewesen. Sowohl die Stadt Kempen als auch das Land hätten sich aber sehr dafür eingesetzt, dass die auslaufende Schule keineswegs vergessen wird.

Cornelia Klasen, die nach Strohe das letzte Realschul-Jahr als kommissarische Leiterin beendet hat, sieht die Sache ähnlich. „Hier ist nichts weggebrochen. Bis zum Schluss haben wir im Kollegium Rückendeckung gehabt. Stadt und Land haben ihr Wort gehalten, sich bis zum Schluss intensiv zu kümmern“, lobt Klasen.

Der letzte Leiter der Martin-Schule, Reiner Dickmanns, ergänzt beim Pressegespräch in Richtung des Bürgermeisters, dass kein Kempener Schüler wechseln musste, um seinen Abschluss zu machen. „Herr Rübo, Sie haben das am Anfang dieser letzten Etappe versprochen. Und dieses Versprechen haben Sie gehalten.“ Das ist nach Angaben der drei scheidenden Schulleiter nicht selbstverständlich. So seien zum Beispiel in Krefeld Schulwechsel nötig gewesen, um einen adäquaten Abschluss machen zu können.

Nun bleiben in Kempen also zwei Gymnasien und die Gesamtschule. Ist denn die politisch gewünschte Aufgabe von Haupt- und Realschulen in NRW der richtige Weg? „Aus meiner Sicht stellt sich diese Frage nicht mehr“, sagt Sigrid Strohe. Es sei so entschieden und man müsse mit den Gegebenheiten umgehen. „Ich bin froh, dass in Kempen politisch so konsequent gehandelt worden ist, um für Klarheit zu sorgen.“ Nichtsdestotrotz sei es schade, dass die Profile der nun geschlossenen Schulen aufgegeben werden mussten. „Aber wir haben ja daran mitgewirkt, dass diese Profile in der neuen Gesamtschule aufgegangen sind und weiter aufgehen werden“, so Strohe.

Cornelia Klasen betont, dass sowohl Real- als auch Hauptschule „wertvolle Schulformen“ gewesen seien. Nun sei Schule aber immer ein Spiegelbild der Gesellschaft. Und diesen Entwicklungen sei Rechnung getragen worden. „Nun hoffe ich, dass die Politik in Deutschland endlich mal mutig ist“, ergänzt Klasen. Es gebe nun die Chance, das deutsche Schulsystem etwas weiter zu vereinheitlichen. Das dreigliedrige Schulsystem gebe es im weltweiten Vergleich nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Daher wäre es aus Sicht von Klasen konsequent, dies zu ändern. Gesamtschulen mit einer „konsequenten Differenzierung“ seien der richtige Weg.

Diese Differenzierung innerhalb einer Gesamtschule betont auch Reiner Dickmanns als absolute Pflicht, um erfolgreich und gut zu sein. „An der Kempener Gesamtschule ist das aus meiner Sicht gegeben.“ Allerdings ist Dickmanns ein Freund von „kleineren Schuleinheiten“. Die Gesamtschule mit inzwischen sieben Eingangsklassen sei „schon sehr groß“. Aber es sei Aufgabe von Lehrern und auch Eltern, dass diese Einheit überschaubar bleibe und die Nähe zum Schüler nicht verloren gehe.

Für die nun gehenden Schulleiter seien die vergangenen Jahre ein Kraftakt gewesen, betonte Bürgermeister Volker Rübo beim Abschiedstermin im Kempener Rathaus. „Sie haben hervorragende Arbeit geleistet.“ Im guten Miteinander sei es gelungen, die Qualität an den auslaufenden Schulen hochzuhalten und gleichzeitig die Entwicklung der Gesamtschule voranzutreiben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort