Ende von De Beukelaer in Kempen Kempen: Für De-Beukelaer-Mitarbeiter war nicht mehr drin

Kempen · In den Verhandlungen mit dem Unternehmen hatte der Betriebsrat nach eigenen Angaben keine weiteren Möglichkeiten. Nun gehe es um jeden einzelnen der 270 Mitarbeiter.

 Den Produktionsstandort in Kempen will Griesson-de Beukelaer bis Ende 2020 aufgeben.

Den Produktionsstandort in Kempen will Griesson-de Beukelaer bis Ende 2020 aufgeben.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Mehr war nicht drin. Mit dieser etwas flapsigen Formulierung könnte man die Gemütslage auf Arbeitnehmerseite nach der Einigung rund um das Aus für das Kempener Werk von Griesson-de Beukelaer (GdB) zusammenfassen. „Ich würde das als Kompromiss-Geschäft bezeichnen“, sagt Betriebsratsvorsitzender Detlev Büschges. In den Verhandlungen habe es von einem Arbeitsrichter, der als Schlichter fungiert hat, Signale gegeben, dass für die Arbeitnehmerseite nicht mehr herauszuholen sei. Und so sei es dann zur Einigung gekommen.

Am Dienstag hatte das Unternehmen verkündet, dass sämtliche Details zum Aus für das Kempener Werk geklärt seien. Für die 270 Mitarbeiter herrsche nun Klarheit, sagte GdB-Gesellschafter Andreas Land im Gespräch mit der WZ. Im Februar 2020 sollen in Kempen die ersten Stellen wegfallen. Bis Ende 2020 will das Unternehmen dann die Produktion ins thüringische Kahla verlagert haben (die WZ berichtete).

Geeinigt haben sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer zum einen auf ein Frewilligenprogramm mit mehreren Optionen für die Mitarbeiter. Das reicht vom Wechsel nach Kahla – versehen mit Prämien – über Abfindungen und Altersteilzeit für ältere Mitarbeiter bis zur Transfergesellschaft. In dieser würden die Mitarbeiter auf der Suche nach einem neuen Job unterstützt. Die Angebote des Freiwilligenprogramms stehen bis Ende September zur Verfügung. Sollten Mitarbeiter kein Angebot nutzen wollen oder können, greift ein Sozialplan mit entsprechenden Abfindungen.

Auf Details dieses Plans wollen sowohl Unternehmen als auch Betriebsrat nicht im Detail eingehen. Dieser Aspekt sei schwierig zu verallgemeinern, so Büschges. „Sowohl beim Freiwilligenprogramm als auch beim Sozialplan geht es jetzt darum, alles individuell auf die einzelnen Kolleginnen und Kollegen zuzuschneiden“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Ab sofort stehe das Team des Betriebsrates mit Rat und Tat zur Seite. „Es wird jetzt jede Menge Fragen an uns und an die Personalabteilung geben.“ Letztlich müsse dann jeder für sich entscheiden, was die beste Lösung ist. „Das hängt meist mit der jeweiligen Lebenssituation zusammen“, ergänzt Detlev Büschges.

In den Beratungen gebe es nun drei weitere Schritte. Anfang nächster Woche stehe ein Termin mit drei möglichen Transfergesellschaften an. Personalabteilung und Betriebsrat wollen sich dann auf eine einigen. Ebenso hält Büschges Kontakt mit der Agentur für Arbeit, die mit ihren Experten direkt im Betrieb unterstützen soll. Und letztlich soll es bald zu weiteren Betriebsversammlungen kommen, bei denen dann auch Experten – zum Beispiel von der Agentur für Arbeit – Rede und Antwort stehen. Bei allen negativen Emotionen, die nun natürlich in der Belegschaft vorherrschten, müsse man den Prozess jetzt analytisch angehen, so Detlev Büschges.

Im November 2018 hatte das Unternehmen die Belegschaft, aber auch weite Teile Kempens mit der Nachricht geschockt, den Standort nach Thüringen verlagern zu wollen. Am seit Anfang der 90er Jahre bestehenden Standort in Kahla investiert Griesson nach Medienberichten rund 100 Millionen Euro in neue Produktions- und Logistikanlagen. Eine Modernisierung sei am Standort an der Kempener Arnoldstraße aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich.

Nun wird voraussichtlich Ende 2020 die letzte Prinzenrolle in Kempen, wo De Beukelaer seit 1955 ist, produziert. Den Lagerverkauf will das Unternehmen in Kempen erhalten. Dazu gebe es Gespräche mit der Stadt Kempen, sagte Gesellschafter Andreas Land. Konkrete Pläne für Grundstück und Gebäude, die Griesson-de Beukelaer gehören, gebe es noch nicht. Dazu will sich das Unternehmen in den kommenden Wochen und Monaten Gedanken machen. In diesen Prozess soll die Stadt ebenso eingebunden werden.

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