Kempen : EU-Richtlinie: Das sagen Reisebüros
Die Haftung soll im Jahr 2018 ausgeweitet werden. Die WZ hat sich dazu in der Region umgehört.
Kempen/Grefrath/Willich/Tönisvorst. Viele kleinere Reisebüros fürchten um ihre Existenz, wenn — wie geplant — 2018 auch in Deutschland eine EU-„Pauschalreiserichtlinie“ umgesetzt wird. Kernpunkt ist, dass Reisebüros dann unter bestimmten Voraussetzungen zum Reiseveranstalter würden und für Schäden haftbar gemacht werden könnten.
Ein Beispiel: Bucht ein Kunde Flug, Hotel und Mietwagen von verschiedenen Anbietern, weil dies häufig preiswerter ist, müsste das Reisebüro für diese sogenannten verbundenen Reiseleistungen haften und nicht der Veranstalter. Pauschalreisen wären davon allerdings nicht betroffen.
„Diese werden aber oft nicht gewünscht, weil die Kunden damit weniger flexibel sind“, sagt Susanne Utke vom Kempener Reisebüro am Kuhtor. Deshalb sind die individuell zusammengestellten Reisen stark im Kommen und machen bei vielen Reisebüros einen großen Teil des Umsatzes aus. Um sich für die neue Haftung abzusichern, müssten sie sich deshalb zusätzlich versichern.
Utke befürchtet, dass die Umsätze sinken und deshalb möglicherweise auch Personal abgebaut werden muss, falls die neue Richtlinie kommt. Genau das wollen sie und viele ihre Kollegen durch eine Unterschriftenaktion verhindern. Deutschlandweit müssten bis zum 20. Dezember 50 000 Unterschriften gesammelt werden, damit in einer Petition an die Bundesregierung die Richtlinie noch gestoppt oder zumindest im Sinne der Reisebüros verändert werden könnte. Laut Reisebüro sind bereits diverse Unterschriften zusammengekommen.
Ein weiterer Kritikpunkt an der neuen Richtlinie: Die Veranstalter sollen künftig die Möglichkeit haben, den Reisepreis bis zu 21 Tage vor Reisebeginn um acht anstatt wie bisher um fünf Prozent zu erhöhen. Das gelte aber nur für Reisen, die bereits Monate vorher gebucht werden, sagt Werner Kiwitz, Geschäftsführer von „Der Reisefuchs“ mit Filialen in St. Hubert, St. Tönis und Willich. „In 25 Jahren habe ich nur zweimal erlebt, dass auf diese Art Preise wegen Kerosinzuschlägen erhöht worden sind.“