Poetry Slam: Schüler begeistern mit persönlichen Texten

Humor trifft beim Poetry Slam der Schreibwerkstatt des Gymnasiums auf Gesellschaftskritik.

Wülfrath. „Was ist typisch Deutsch? Höhö! Lederhose, Sauerkraut und Bier, höhö. Ich kann mir diese Scheiße nicht mehr anhören! Wenn wir uns so einfach profilieren würden, bräuchten wir wohl kaum Angela Merkel.“ Jan Schmidt (19) wetterte von der Bühne, und das Publikum konnte sich vor Lachen kaum auf den Stühlen halten.

Schmidts Texte beinhalteten Gesellschaftskritik, verpackt mal in derben, mal in feinen Humor. „Ich will damit etwas sagen — und wenn es geht, auch etwas verändern. Gleichzeitig möchte ich unterhalten. Und natürlich freue ich mich vor allem über positive Resonanz des Publikums.“

Und die gab es. Das Publikum beim Poetry Slam „Wo geschrieben wird, fallen Wörter“ der Schreibwerkstatt des Gymnasiums Wülfrath war begeistert; nicht nur Lyrik, auch Livemusik wurde geboten. Die Band der Schreibwerkstatt spielte, und der Wechsel von guter Musik und guten Texten passte perfekt zueinander und ließ den Abend nie langweilig werden.

„Wenn Du Frauen kennenlernen willst, geh’ in die Tanzschule mein Sohn. Es ist nämlich so: In jeder Tanzschule gibt es eine Discokugel. Unsere hieß Angelika. Papa, Du kannst keine Witze machen. Klar — ich hab’ doch Dich gemacht.“ Ein Vater-Sohn-Gespräch der etwas anderen Art schilderte Sven Stamm (18).

Marvin Hartmann (18) erzählte post-apokalyptische Geschichten: „Doch all dieser Fortschritt hatte auch seine Kehrseite. Das Militär entwickelte moderne Waffen, sogenannte Gaußwaffen, welche eine unglaubliche Zerstörungskraft hatten. Und genau diese Waffen sollten es sein, welche dann das Ende der damaligen Welt besiegelten. Denn im Jahr 2063 brach ein großer Krieg aus. Ein Krieg um die letzten Öl-Reserven der Welt.“

Einleitend wurde passend zum Motto der „fallenden Wörter“ noch mit einer Kreissäge ein Buch zersägt. „Die Idee kam uns mit dem Motto. Man kann sich über die Bedeutung streiten, vor allem hatten wir einfach nur Spaß daran, auf der Bühne ein Buch zu zersägen“, sagten die Schüler der Schreibwerkstatt.

Auf die Frage, wie es ist, seine oft sehr persönlichen Texte vor Publikum zu präsentieren und damit ein Stück von sich selbst preiszugeben, reagierten die Künstler überraschend gelassen: „Meine Texte sind immer sehr selbstironisch, und ich denke, dass das Publikum sie auch so aufnimmt“, sagte Sven Stramm. Sven Stenke (18) findet es „faszinierend, herauszufinden, inwieweit das Publikum die oftmals versteckten Aussagen der Texte versteht und wie der Text an sich aufgegriffen wird“.

„Und manchmal will man auch einfach direkt sein, authentisch, so dass klar wird, die Texte sind nicht gespielt, sondern echt.“ sagte Maximilian Ludwig (20), der nicht nur vorlas, sondern auch die Moderation des Abends übernahm.

Lara Schömann, zuständige Lehrerin der Schreibwerkstatt, freute sich über die Selbstständigkeit der Schüler: „Ich bin nicht die Leiterin, sondern lediglich die Betreuerin für die kreativen Köpfe.“ Die Schreibwerkstatt ist kein herkömmlicher Deutschunterricht, „sondern lustiger“, finden ihre Mitglieder. Wie Jan Schmidt in seinem Text „Schlaflos“ schreibt: „Ich bin Schüler, lernwillig. Muss mich aber stattdessen in irgendwelche Gedichte von irgendwelchen Schriftstellern hineinversetzen und erklären, warum der lustige Herr Goethe da Rose statt Blume hingeschrieben hat. Weil es sich jetzt reimt, verdammt! Und warum hat er diesen Reim verwendet? Mir doch egal!“

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