Hösel: Spielerisch Wissen vermitteln

Im Oberschlesischen Landesmuseum dreht sich zurzeit alles um alte Spiele.

Hösel. Längst hat sich hierzulande die Einsicht verbreitet, dass Spiele nicht nur bloßer Kinderkram sind, sondern sich auch bei Jugendlichen und Erwachsenen aller Altersstufen anhaltender Beliebtheit erfreuen.

Nicht nur zum spielerischen Zeitvertreib und zum geselligen Beisammensein, sondern auch als Objekt der Sammelleidenschaft. Denn nicht nur gibt es dort eine schier unendliche Fülle und Bandbreite, vielmehr spiegeln historische Spiele immer auch den Geist der Epoche wieder, in der sie entstanden sind.

Im Oberschlesischen Landesmuseum gibt es derzeit eine ganze Ausstellung unter dem Titel: "Wir spielen mit! Von Karten-, Würfel- und Brettspielen", bei der natürlich der Fokus auf Exponaten liegt, die einen Bezug zu Schlesien haben.

Zu sehen gibt es überwiegend Kartenspiele, genauer gesagt Quartettspiele, ein Phänomen, dass noch bis vor wenigen Jahren von Schulhöfen und aus Kinderzimmern kaum wegzudenken war, und das heute noch in Sammelkartenspielen wie Pokemon und Co. weiterlebt.

Faszinierend ist die Vielfalt der gezeigten Varianten, die sich mit den verschiedensten Themengebieten beschäftigen. Während zuletzt überwiegend Rennautos oder Flugzeuge als "Renner" unter den Quartetten galten, begeisterte man sich in früheren Zeiten offenbar für ganz andere Dinge: So sammelte man etwa berühmte Persönlichkeiten, Städte oder Landschaften.

Kaum zu übersehen ist dabei der erzieherische Effekt, denn zum einen wird Wissen spielerisch vermittelt, zum anderen konnte ein solches Spiel auch als Ausdruck von Zusammengehörigkeit und Nationalstolz verstanden werden.

Ein Blick über die Themen und Inhalte vermittelt einen guten Eindruck von gesellschaftlichen Werten und Bildungsinhalten der jeweiligen Zeit: Wo im Nachkriegsdeutschland natürlich besonders technische Aspekte vermittelt wurden, spielten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch vielmehr literarische, historische und topografische Aspekte eine Rolle.

All das ist von den größtenteils liebevoll und detailliert gestalteten und farbenfroh bebilderten Spielkarten abzulesen wie aus einem Geschichtsbuch.

Ermöglicht wurde diese Ausstellung durch die freigiebige Unterstützung der engagierte "Freunde und Sammler von Familienkartenspielen", die auch ihre diesjährige Fachtagung im Rahmen der Ausstellung abhielten.

Der Samstag gehörte also ganz den Spezialisten, die sich neben einem Besuch der Ausstellung und einer Reihe von Vorträgen, besonders auf der Tauschbörse im Haus Oberschlesien austoben konnten.

Gut 20 Anbieter, allesamt private Sammler zeigten voller Stolz ihre Schätze, vervollständigten ihre Sammlungen und machten ganz neue Entdeckungen. Veranstalter Klaus Thiel war sichtlich zufrieden mit der Resonanz von Sammlern aus ganz Europa: "Den weitesten Anfahrtsweg hatte ein Sammler aus Italien, aber auch aus der Schweiz und den Niederlanden waren viele Gäste da."

Thiel selbst besitzt die weltweit größte Sammlung von "Schwarzer-Peter"-Spielen, die es mittlerweile auf über 1.000 Exemplare bringt, von denen natürlich viele hier zu sehen sind.

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