Kreis Mettmann Taschendiebe gehen wegen Corona leer aus

Kreis Mettmann. · Die Polizei verzeichnet derzeit deutlich weniger Einbrüche, dafür mehr Betrugsanrufe.

 Geschäfte und Restaurants haben zu, viele Menschen bleiben zu Hause: Taschendiebe haben derzeit kaum noch Chancen, teilt die Polizei mit.

Geschäfte und Restaurants haben zu, viele Menschen bleiben zu Hause: Taschendiebe haben derzeit kaum noch Chancen, teilt die Polizei mit.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Seit Beginn der Corona-Krise ist die Zahl der Wohnungseinbrüche „stark zurückgegangen“, bestätigt Ulrich Löhe, Sprecher der Kreispolizei Mettmann: „Wir haben im Moment keine Zeit für Statistik und verlässliche Zahlen, aber das ist so.“ Eigentlich logisch: Die Kinder sind nicht mehr in der Kita oder Schule, sondern zu Hause. Eltern arbeiten im Homeoffice oder sind in Kurzarbeit. Viele Ältere verlassen kaum noch ihre Wohnung. Unter solchen Umständen können Einbrecher praktisch nicht mehr „arbeiten“.

Das „Einbruchsradar“ der Kreispolizei zeigte in einer Woche beispielsweise ganze sechs Einbrüche im Kreis Mettmann an: einen in Hilden, zwei in Mettmann und drei in Velbert. Dabei drangen Einbrecher nicht in Wohnungen, sondern in Gaststätten (am 2. April in Hilden und am 30. März in Velbert), in Firmen (am 30. März in Hilden im Nordpark) oder Kioske (29. März in Hilden) ein. Der Kneipen-Einbrecher am 2. April in Hilden wurde entdeckt und musste flüchten. Die Kiosk-Diebe (29. März) wurden gefasst. Von einem Räuber, der am 29. März eine Tankstelle in Hilden überfiel, fehlt noch jede Spur. Die Corona-Pandemie ist auch schlecht für Taschen- und Ladendiebe, denn viele Geschäfte sind geschlossen. Die Läden, die noch geöffnet haben, lassen nur wenige Kunden ein. Und viele von ihnen achten auf einen Mindestabstand von zwei Metern.

Dafür haben jetzt andere Delikte Konjunktur, stellt die Polizei fest. Der Diebstahl von Fahrzeugteilen beispielsweise. Bei vier Liefer-Lkw, die über das Wochenende auf der Hans-Sachs-Straße in Hilden geparkt waren, wurden Scheibenwischer und Rückleuchten abmontiert. Und von einem Sprinter auf der Heinrich-Heine-Straße wurde die Rückfahrkamera gestohlen. In Erkrath flexten Diebe die Katalysatoren von vier geparkten Autos ab. Diese Ersatzteile lassen sich für die Täter gefahrlos über das Internet schnell zu Geld machen. Und weil die Straßen nachts jetzt noch menschenleerer sind als sonst, können sie relativ ungestört „arbeiten“.

Was nicht nachlässt sind die Attacken von Trickbetrügern. Allein am 26. März 2020 registrierte die Polizei mehr als 20 Anrufe bei Senioren in Hilden und in Heiligenhaus. Die Betrügerinnen gaben sich diesmal als Enkelinnen aus. Man habe gerade eine Wohnung oder ein Haus gekauft, müsse nun zur Kaufabwicklung jedoch vorab eine hohe Geldsumme (zwischen 20 000 Euro und 50 000 Euro) in bar bezahlen, damit der Kauf beim Notar abgewickelt werden könne. Zum Glück fiel niemand auf den Betrug herein, so die Polizei. Am 31. März wurde allerdings ein altes Ehepaar in Ratingen auf diese Weise um eine hohe Summe Bargeld gebracht.

Manche nutzen die leeren
Straßen in der Region zum Rasen

Der Verkehr auf den Straßen ist deutlich reduziert. Das motiviere einige, viel schneller zu fahren als erlaubt ist, berichtet der Polizeisprecher. Er warnt: „Wir kontrollieren die Geschwindigkeit nach wie vor.“ Ein Motorradfahrer in Velbert habe dieser Tage vor einem zivilen Radarwagen der Polizei angehalten, die Messung blockiert und mit dem zivilen Mitarbeiter Streit angefangen: Dessen Arbeit sei illegal. Das hat dem Biker gleich mehrere Anzeigen eingebracht. Die Polizei werde auch am Wochenende im Kreis präsent sein, kündigt Löhe an, und speziell die Geschwindigkeit von Motorradfahrern und das Kontaktverbot bei Ausflüglern kontrollieren.

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