Kreis Mettmann Die Spargelernte im Kreis Mettmann startet ins Ungewisse

Kreis Mettmann. · Landwirt und Spargelbauer Peter Wiemer hat zwar ausreichend Erntehelfer, ob er aber alle Felder abernten kann, ist noch fraglich.

 Spargelbauer Peter Wiemer hofft, dass in den kommenden Tagen und Wochen Erntehelfer den Weg in den Kreis Mettmann finden.

Spargelbauer Peter Wiemer hofft, dass in den kommenden Tagen und Wochen Erntehelfer den Weg in den Kreis Mettmann finden.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Auch vor der Landwirtschaft macht die Corona-Krise nicht halt. Viele Betriebe in NRW befürchten, nicht genügend Erntehelfer für die jetzt beginnende Spargelernte zu finden. Die Mitteilungen vom Bundesinnenministerium (BMI) dazu, aus welchen Ländern Saisonarbeitskräfte noch einreisen dürfen, änderten sich zuletzt fast stündlich und tragen nicht gerade zur Beruhigung der Landwirte bei.

„Es ist ein wahnsinniges Hickhack zwischen den Ministerien und den Berufsverbänden“, ärgert sich auch Peter Wiemer, Betriebsleiter auf dem Spargelhof Gut Kuhlendahl in Velbert-Neviges. „Ich bekomme heute schon den ganzen Tag E-Mails mit unterschiedlichen Aussagen, ob die benötigten Arbeitskräfte aus Polen einreisen dürfen oder nicht.“ Noch mittags gab es eine Veröffentlichung vom BMI, dass auch Polen vom Einreiseverbot betroffen sei. Dann Wiemers Wissenstand wenige Stunden später: „Saisonkräfte aus Polen dürfen doch noch einreisen.“

Das bestätigt Anke Kaup, Geschäftsführerin der Vereinigung der Spargel-Anbauer Westfalen-Lippe: „Entgegen der Mitteilung des BMI am Mittwoch vergangener Woche hieß es nachmittags, dass Saisonarbeitskräfte aus Ländern mit sogenannten grenzkontrollfreien Binnengrenzen – wozu Polen gehört – doch einreisen dürfen.“

Quarantäne verunsichert
die polnischen Erntehelfer

Aber es sei ein ständiges Hin und Her. „Die Lage ändert sich manchmal minütlich, ist ,dynamisch‘, wie es Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner formuliert.“ Zusätzlich müssen sich die Arbeitskräfte aus Polen, wenn sie wieder in ihre Heimat zurück reisen, in eine 14-tägige Quarantäne begeben – was diese zusätzlich verunsichert.

Im Moment hat Landwirt Wiemer, der auf 17 Hektar Fläche in Mettmann, Hilden, Haan und Velbert Spargel anbaut, schon sechs polnische Arbeiter vor Ort. „Drei wollen am Wochenende noch kommen“, berichtet er. Mit neun Arbeitskräften könne er die langsam anlaufende Spargelernte erstmal stemmen. Der Landwirt bleibt trotz allem noch relativ gelassen.

„Ende April oder Anfang Mai, wenn der Spargel richtig in Ertrag kommt, brauche ich aber 16 Leute. Ich hoffe, dass sich die Lage bis dahin etwas entspannt.“ Das sieht Anke Kaup ähnlich: „Die Nächte sind im Moment sehr kalt und wir hoffen, dadurch etwas Zeit für die Ernte zu gewinnen.“ Im Internet hätten sich viele Freiwillige gemeldet, die als Erntehelfer arbeiten wollen. „Ihr Einsatz muss für die Betriebe aber planbar und verlässlich sein.“

Doch auch ohne fehlende Erntehelfer muss Landwirt Wiemer Umsatzeinbußen hinnehmen: „Wir verwenden den Spargel in unserer Hofgastronomie, liefern an Gastronomie-Betriebe im Umkreis und verkaufen direkt ab Hof und Feld.“ Nicht nur der eigene Gastronomie-Betrieb, sondern auch die Betriebe seiner Kunden sind derzeit aber geschlossen. „Der geringere Umsatz tut natürlich weh“, sagt Wiemer, „aber es gibt ja viele Branchen, denen es schlechter geht“, zeigt er sich solidarisch. Da die Gastronomie zurzeit keinen Spargel abnimmt, geht er davon aus, nicht alle Flächen voll beernten zu können.

„Die Spargelpflanzen werden zehn Jahre alt. Nach zwei Jahren Trockenstress tut es ihnen gut, wenn sie in Ruhe wachsen können“, meint er. „Wir fangen jetzt ganz langsam mit dem Stechen an und ich rechne damit, dass wir bald zunächst bei uns am Hof Spargel anbieten können, und wenig später dann auch zwischen Mettmann und Wülfrath und in Haan“, kündigt Wiemer an.

In den Verkaufsständen beschäftigt er statt der bisherigen Verkäufer Schüler, die sonst im hofeigenen Spargelrestaurant arbeiten. „Die anderen sind teilweise schon im Rentenalter und gehören somit zur Risikogruppe.“ Außerdem habe er die Verkaufsstände mit Acrylglasscheiben ­ausgestattet.

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