Hochdahl: Ein Lächeln für den Tod

Traumjob: Diana Kampschulte hat ihre Ausbildung zur Bestattungsfachkraft mit Erfolg abgelegt.

Hochdahl. Wenn Diana Kampschulte lächelt, lugt ungetrübte Lebensfreude aus ihren Augen hervor. Da wird kein Schalter umgelegt. So sehen Frauen aus, die als Empfangsdamen in Luxushotels alle Erholung dieser Welt in einen Augenblick legen oder Menschen eine Villa verkaufen können, die wegen des Erwerbs einer Etagenwohnung gekommen waren.

Den tatsächlichen Kunden der 21-Jährigen jedoch steht entweder aus Gram nicht der Sinn nach Fröhlichkeit, oder sie können ihn nicht erleben - weil sie tot sind. "Man muss dafür geboren sein", sagt Diana Kampschulte und meint damit ihren Beruf: Bestattungsfachkraft darf sie sich nach höchst erfolgreich abgelegter Prüfung seit vergangener Woche nennen.

Dass sie auf Partys nicht nur wegen ihrer Lockenpracht im Mittelpunkt des Interesses steht, ist für die Tochter des Vorsitzenden des Lokmuseums nicht neu. Voyeure werden allerdings enttäuscht. "Ich habe noch nie ein Unfallopfer gesehen", sagt sie. "Das geht auch ans Eingemachte", ergänzt Anna-Maria Schlebusch, Inhaberin des gleichnamigen Bestattungsunternehmens an der Hildener Straße und Kampschultes Ausbilderin.

Nachdem die vor zwei Jahren ihr Abitur gemacht hatte, "wollte ich etwas mit Abwechslung machen. Nur im Büro sitzen und nur reisen, wäre nichts gewesen." Auch die Idee vom Psychologie-Studium sei ihr zu einseitig vorgekommen.

Dann brachte Schlebusch, die mit Dianas Eltern bekannt ist, ein Praktikums in Gespräch. "Ich habe schnell gemerkt, dass da viele Gebiete angesprochen werden." Gespräche mit Hinterbliebenen, Büroarbeit, aber auch Handwerkliches wie das Ausschlagen von Särgen mit Tuch sind Teil des Berufes.

Und dann kam der Tag, als die Chefin ihr sagte, "doch mal zu den Männern in die Werkstatt zu gehen". Da half die erste Erfahrung mit dem Tod. "Ich habe meine Oma aufgebahrt gesehen als ich 16 Jahre alt war. Das war eine positive Erfahrung", so Kampschulte.

So kostet es sie keine Überwindung, die Toten und ihre Haare zu waschen oder ihnen die Kleidung für die Bestattung anzuziehen. Die kosmetischen Möglichkeiten, wie sie in den USA an der Tagesordnung sind, werden dabei nicht ausgereizt: "Wir wollen den Toten nicht das Leben ins Gesicht schminken", sagt Diana Kampschulte. Und ergänzt: "Es geht darum, dass die Angehörigen die Möglichkeit erhalten, Abschied zu nehmen." Sagt es und zeigt wieder dieses einnehmende Lächeln, das auch dem schwärzesten Sarg einen Hauch von Leichtigkeit verleiht.

Genauso wenig staatstragend spricht sie davon, dass ein "schöner" Mahagoniesarg mit Klavierlack über 10000Euro kostet und manche Kunden kommen, um sich über die letzte Ruhestätte für sich selbst zu informieren.

Kampschulte, die künftig als Angestellte im Hause Schlebusch arbeiten wird, ist der beste Beleg für die von ihr vertretene These, "dass der Tod als Tabuthema immer mehr abnimmt".

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