Erkrath „Geh auf die Suche nach deinen Jas“

Interview Die Erkratherin Anouk Ellen Susan will Frauen mit ihrem Buch „Upgrade Yourself“ bei der Karriere unterstützen.

 Anouk Ellen Susan aus Erkrath hat einen Ratgeber geschrieben, in dem sie Frauen Tipps für ein erfolgreiches Berufsleben gibt.

Anouk Ellen Susan aus Erkrath hat einen Ratgeber geschrieben, in dem sie Frauen Tipps für ein erfolgreiches Berufsleben gibt.

Foto: LAURENCE CHATAIGNE

Frau Susan, Sie sind jetzt 45 Jahre alt, Coach, Moderatorin und nun auch Buchautorin. Wo hat Ihre Karriere denn begonnen?

Anouk Ellen Susan: In einem Freizeitpark. Ich habe mit 16 am Info-Stand angefangen. Ich selbst fand das total cool und da ich gebürtige Niederländerin bin und auch fließend Deutsch, Englisch und ein wenig Spanisch spreche, hat das Management mich schnell ins Team aufgenommen. Anschließend habe ich ein Studium in vier Ländern gemacht. Und schließlich arbeitete ich für das Niederländische Büro für Tourismus in Deutschland. Mit 27 hatte ich dort meine erste Führungsposition inne.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, diese ­Position aufzugeben und sind ­Trainerin geworden?

Susan: Mit 40 habe ich gedacht, dass ich zwar voll in meiner Kraft stehe, aber ich hatte das Bedürfnis, etwas Neues zu lernen. Ich wollte nochmal hinfallen und die Erfolge noch einmal mehr feiern. Also baute ich mir ein zweites Standbein auf. 2019 habe ich dann meinen Podcast „Upgrade yourself“ herausgebracht und habe mich dann komplett für diesen Weg entschieden.

War das Buch dann logische Konsequenz?

Susan: Nein, eigentlich nicht. Tatsächlich hatte ich zuerst den Glaubenssatz: Du kannst kein Buch schreiben. Ich war nämlich früher Legasthenikerin. Aber ich habe mir jeden Tag gesagt: Anouk, du kannst ein Buch schreiben und das dann auch gemacht. Habe mich drei Wochen in einem Haus in Holland einquartiert und geschrieben. Fünf Monate später war das Buch fertig.

Wer sollte es denn lesen?

Susan: Eigentlich alle, die nach Inspiration im Jobleben suchen. Oder mal einen Tritt in den Hintern brauchen (lacht). Vor allem richte ich mich aber an junge Frauen, die am Anfang ihres Berufslebens stehen und an diejenigen, die schon erste Schritte gegangen sind und vorankommen wollen.

Im Buch sind Sie mit dem Leser per Du. Ist es ihnen wichtig, eine persönliche Beziehung aufzubauen?

Susan: In jedem Fall. Ein Buch in Du-Form gab es in dieser Buchreihe meines Verlags noch nie. Ich will einfach authentisch weitergeben, was ich selbst erlebt habe. Mich haben stets zwei Dinge weitergebracht: Mein Netzwerk und meine Lebenseinstellung. Als ich zehn Jahre alt war, hatte ich einen schlimmen Fahrradunfall und ich musste im Anschluss wieder lernen, zu gehen. Ich erinnere mich daran, wie meine Mutter im Krankenhaus bei mir am Bett saß und gesagt hat: ‚Es ist nicht, was dir im Leben widerfährt, sondern wie du damit umgehst. Das ‚Nein‘ hast du immer, aber das ‚Ja‘ kannst du bekommen. Geh auf die Suche nach deinen Jas!‘

Immer noch werden Frauen schlechter bezahlt. Haben Männer Ihnen den Weg schwer gemacht?

Susan: Auch Frauen. Aber es gab einen besonders schlimmen Tag in meiner Berufskarriere: Ich war 30 und sollte auf einer Konferenz einen Vortrag zum Thema Marketing halten. Als ich ankam, drückte mir einer der Organisatoren einen Stapel Papiere in die Hand und sagte, ich sollte ihm beim Verteilen der Unterlagen helfen. Das hat mich von der Speakerin zur Assistentin gemacht. Kurz darauf fiel dem Mann nicht einmal mein Name mehr ein. Er sagte dann: „Darf ich dich Coco nennen?“ So hieß seine Geliebte.

Das ist ja degradierend – wie haben Sie reagiert?

Susan: Mir fiel in dem Moment nichts ein. Ich dachte nur: Ich zeig es dir, wenn ich meinen Workshop halte. Doch dann wurde der gestrichen. Und mir fiel wieder nichts Schlagfertiges ein. Als dann noch ein Fotograf zu einem Mann sagte: „Stell dich doch für das Foto neben die kleine Blonde. Das sieht dann netter aus“, da war dann das Maß voll.

Was würden Sie denn Ihrem jüngeren Ich heute raten?

Susan: Contra geben! Eine gute Vorbereitung bis ins Detail hätte mir damals geholfen, mich zu wehren. Mögliche Optionen und Reaktionen durchzugehen – vielleicht sogar einen guten Spruch bereithalten.

Nämlich?

Susan: Angenommen jemand möchte einem eine Aufgabe übertragen, die man nicht will, dann könnte man sagen: „Schön, dass du ­Vertrauen in mich hast, ich komme ­morgen darauf zurück.“ Dann verschafft man sich Zeit, die richtigen Argumente zu ­finden. Wenn Menschen einen einfach blöd behandeln, hilft auch ein: „So können Sie mit anderen reden, aber nicht mit mir.“

Was wollen Sie allen Frauen mit auf den Weg geben?

Susan: Alleine bist du schneller, aber gemeinsam kommst du weiter.

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