Dirk Bredtmann: „Ich bin das Bürger-Sprachrohr“

Der unabhängige Bürgermeister-Kandidat Dirk Bredtmann setzt auf Basisnähe und die Experten im Rathaus.

Wülfrath. Die Reihe unserer Sommergespräche setzen wir heute mit dem unabhängigen Bürgermeister-Kandidaten Dirk Bredtmann fort. Er will Wülfrath nicht kaputtsparen und fordert neue Denkansätze.

Hätte es im Januar bereits die Bürgermeister-Kandidaten-Auswahl gegeben, hätten Sie dann auch kandidiert?

Bredtmann: Nein. Ganz klar. Damals hatten sich nur Lorenz-Allendorff, Hoffmann und Görtz beworben. Und da war für mich klar: Ich bin die bessere Alternative. Jetzt ziehe ich meine Kandidatur aber auch durch. Ich bin der Bessere.

Rechnen Sie sich denn wirklich Chancen aus?

Bredtmann: Ich war ein halbes Jahr eigentlich gar nicht präsent. Das ist sicher ein Nachteil. Ich will das aber aufholen. Bei sechs Kandidaten sind Überraschungen möglich.

Mal ehrlich: Trauen Sie sich die Rathaus-Führung ohne Verwaltungserfahrung tatsächlich zu?

Bredtmann: Ich habe einen anderen Ansatz als die Mitbewerber. Im Rathaus sitzen 200 Verwaltungsexperten. Dazu gibt es jede Menge Politiker in Rat und Ausschüssen. Ich verstehe mich als Sprachrohr der Bürger. Ich beziehe Position für den Bürger.

Ist das nicht ein bisschen blauäugig?

Bredtmann: Ja, vielleicht. Aber diese Haltung kommt aus der Erfahrung heraus, dass der Bürger mehr Gehör finden muss. Deshalb ist mein Ansatz: Hinhören, was der Bürger wünscht, und sehen, wie man das möglich machen kann.

Das hört sich nach schlechten Erfahrungen an.

Bredtmann: Das ist so.

Ein Beispiel, bitte.

Bredtmann: Mit der WüRG hatten wir die Idee, das leer stehende Rathaus anzumieten - für ein ausgefallenes Event. Ich bin ins Rathaus, habe mein Anliegen im Bürgerbüro vorgetragen und war schon wieder draußen. Das geht gar nicht.

Wo will denn ein Bürgermeister Bredtmann Schwerpunkte setzen?

Bredtmann: Jugend, Sport und Kultur: Da müssen die vorhandenen Angebote erhalten bleiben. In Österreich erlebe ich gerade im ländlichen Raum, was Gemeinschaft positiv bedeutet. In Wülfrath ist vieles mit Skepsis behaftet. Deshalb muss die Gemeinschaft gestärkt werden.

In der Vergangenheit war die Stadthalle Ihr Herzensthema.

Bredtmann: Das bleibt sie auch. Und ich warne: Es darf keiner glauben, die Stadthalle ist gerettet, nur weil sie im Moment bei der Goethe-Passage ausgeklammert ist. Da muss man immer aufpassen.

Wülfrath hat bekanntlich ein Haushaltsproblem. Wie steht’s mit der Finanzpolitik?

Bredtmann: Haushalt ist wichtig. Da muss aber die Denkweise geändert werden. Nicht die Verwaltung hat die Schulden verursacht. Die Parteien wie CDU und SPD, die seit mehr als zehn Jahren die Mehrheit haben, sind dafür verantwortlich. Da muss das Umdenken einsetzen. Zur Verbesserung der Etatsituation setze ich auf neue Wege.

Und die wären?

Bredtmann: Manchmal sind ganz einfache Lösungen kostensparend. Ich müsste mir erst einmal alles in Ruhe eins zu eins anschauen. Und ich müsste mir Einiges vom Kämmerer erklären lassen. Habe ich das dann verstanden, wird es auch der Bürger verstehen.

Aber in Wülfrath muss gespart werden.

Bredtmann: Bei mir gibt es aber kein Kaputtsparen.

Wie würde es mit Verkäufen aussehen - beispielsweise von den Stadtwerken, wie es Thomas Görtz nicht ausschließen will?

Bredtmann: Das ist doch eine einfache Rechnung: Wenn nach einem Verkauf die Stadt in der Summe besser da steht, kann darüber nachgedacht werden. Deckt der Verkauf aber nicht die kompletten Schulden ab, macht das doch keinen Sinn.

Ihr Wahlkampfeinsatz ist auf den August beschränkt: Starten Sie jetzt durch?

Bredtmann: Es wird ein Flugblatt geben, das ich in jeden Haushalt tragen will. Plakate gibt es nicht. Bei einem Etat von 300 bis 500 Euro kann ich mir die nicht leisten. Ich gehe auf die Leute zu, habe keine Berührungsängste. Meine Stärke ist Wülfrath.

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