„Klinkenputzen“ gegen den Fachkräfte-Mangel

Die Arbeitsagentur und die Arge werben für mehr Lehrstellen. Thyssen-Krupp Nirosta hat ein einmaliges Nachwuchs-Projekt.

Krefeld. Peter Ewert mahnt: "Wer als Unternehmen zu spät reagiert, wird in die Röhre gucken." Der Leiter der Arbeitsagentur Krefeld/Kreis Viersen nimmt Bezug auf den demografischen Wandel, den Rückgang bei den Schulabgängern in den Jahren 2013 bis 2015 und den damit verbundenen drohenden Fachkräfte-Mangel.

Ewerts Mahnung erfolgte am "Aktionstag für Ausbildung" am Donnerstag. Der wird im Mai und im Herbst wiederholt. Das Ergebnis von 2009 kann sich sehen lassen: Zum Schluss waren es lediglich neun Jugendliche, die unversorgt und zunächst ohne berufliche Perspektive geblieben sind.

Die Agentur mit ihren Partnern ist auch 2010 bemüht, genügend Lehrstellen anbieten zu können. Deshalb waren gestern 50 Mitarbeiter der Agentur und der Argen Krefeld und Kreis Viersen in Firmen, um zusätzliche Ausbildungsplätze zu gewinnen. Zeitgleich sind Berufsberater in Supermärkten, Bibliotheken und anderen öffentlichen Orten ausgeschwärmt, um Fragen rund um die Ausbildung und Berufswahl zu beantworten. "Ziel ist es, mehr Eltern zu erreichen. Denn wir wissen, dass nur 25 bis 30 Prozent der Jugendlichen mit den Eltern über Berufsfindung spricht", sagt Ewert. Er ermuntert die Jugendlichen, früher zur Berufsberatung zu gehen und sich grundsätzlich nicht nur über die sogenannten Top-Ten-Berufe zu informieren: "Es gibt 350 Ausbildungsberufe. Viele sind hochinteressant, aber weniger bekannt."

Den Aktionstag erläuterte Ewert gestern bei einem Partner mit Vorzeige-Charakter: Thyssen-Krupp Nirosta (TKN) macht sich aktiv für betriebliche Ausbildung stark. Beispiele dafür nannte Personalvorstand Klaus-Peter Hennig. So ist das Unternehmen Ende 2009 von der Landesregierung für das Projekt mit der Theodor-Heuss-Hauptschule, "Lernwerkstatt Metall", im Wettbewerb "Wir wollen: Wirtschaft für Schule in NRW" mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden. Desweiteren qualifiziert das Krefelder Unternehmen in einem deutschlandweit einmaligen Projekt über 100 frisch ausgebildete Fachkräfte in einem zwölfmonatigen Zertifizierungslehrgang. Die Agentur übernimmt einen Teil der Finanzierung. So werden die Jugendlichen bei TKN "geparkt", weil in absehbarer Zeit an die 70 Mitarbeiter in Ruhestand gehen. Hennig: "Gut ausgebildete junge Mitarbeiter bleiben an Bord. Und darauf sind auch wir als Unternehmen dringend angewiesen."

Beteiligt ist TKN auch bei der Kooperativen Ingenieurs-Ausbildung (KIA) mit der Hochschule sowie bei der Einstiegsqualifizierung für den Abbau der Jugendarbeitslosigkeit mit der Agentur und der IHK als Partnern.

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