Ein Unternehmer, der verzeihen kann: „Fehler sind menschlich“

Carl Hugo Erbslöh blickt auf sein Lebenswerk zurück und stellt Sohn Christopher als Nachfolger vor.

Krefeld. Er führt das 1876 gegründete Familienunternehmen in der vierten Generation, hat das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten und spricht in beeindruckender Offenheit über eigene Entscheidungen. Das Unternehmer-Netzwerk Niederrhein hat in der Ankündigung seiner Veranstaltungsreihe "Krefelder Köpfe" im Golfclub Elfrather Mühle nicht zu viel versprochen, als es Carl Hugo Erbslöh als einen der profiliertesten Unternehmer Krefelds vorstellt. Geduldig und humorvoll beantwortet er alle Fragen, die ihm Netzwerk-Sprecher Friedrich Schreibert stellt.

Humor beweist er zum Auftakt, als er sich als waschechter Düsseldorfer vorstellt und wundert, weshalb er überhaupt eingeladen worden sei. Doch seit 1990 sei er in Krefeld zu Hause, wo er sich auch wohlfühle. Den Standort direkt am Hafen habe er gewählt, um die weiterverarbeitende Industrie vieler Branchen weltweit mit Roh- und Hilfsstoffen zu beliefern. Lange habe er auf die Wiedereröffnung des Container-Terminals warten müssen, doch nun könne er es endlich nutzen.

Nachwuchssorgen im Unternehmen kennt Erbslöh nicht. Zumeist arbeiteten dort langjährige Mitarbeiter, 85 in Krefeld und 145 insgesamt. An die stellt er hohe Anforderungen. Englisch ist bei der internationalen Kundschaft ein Muss, ebenso wie Eigenantrieb bei der Suche nach neuen Produkten.

Fehler seien verzeihlich, weil menschlich. Hauptsache, man lerne daraus. So wie er selbst: "Als ich mich nach langem Zögern und nach beruflichen Umwegen entschlossen habe, bei meinem Vater im Betrieb anzufangen, habe ich als erstes unseren besten Kunden abgeschossen", erinnert er sich lachend.

Er hofft, dass dies seinem Sohn Christopher, der bereits in der Geschäftsleitung arbeitet und dem Geständnis seines Vaters amüsiert zuhört, nicht passiert. Einen der schlimmsten Fehler von Familienunternehmern will Erbslöh jedenfalls nicht machen - am eigenen Stuhl kleben. "Mit 60Jahren sollte Schluss sein. Ich werde mehr Golf spielen und mich um den Garten kümmern." Allerdings will er seine Funktionen in den wichtigen Gremien des Chemiehandels beibehalten, um weiter Einfluss zu nehmen.

"Ich würde alles wieder so machen", zieht der Unternehmer ein Fazit unter sein Lebenswerk mit Höhen und Tiefen. So musste er 1997 49 Prozent seiner Anteile an den Firmennachbarn Alberdingk Boley verkaufen, um Familienmitgliedern ihren Anteil auszuzahlen. Ansonsten lässt sich seine Bilanz sehen. "Als ich angefangen habe, hatten wir 7,5 Millionen Umsatz, heute sind es 70." Die Finanzkrise habe zwar zu einem 30-prozentigen Einbruch geführt, doch spätestens im nächsten Jahr sei das wieder ausgeglichen, ist er zuversichtlich.

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