Wirtschaft Krefelder Sterbekasse ausgezeichnet

Krefeld · Fürsorgekasse von 1908 an der Uerdinger Straße gewinnt den „Großen Preis des Mittelstandes“.

 Vorsitzender Wolfgang Popertz (l.) und der stellvertretende Vorsitzende Günter Wohlgemuth mit dem Preis des Mittelstandes.

Vorsitzender Wolfgang Popertz (l.) und der stellvertretende Vorsitzende Günter Wohlgemuth mit dem Preis des Mittelstandes.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Fürsorgekasse von 1908 aus Krefeld hat als eines von elf Unternehmen für die persönliche und unbürokratische Unterstützung ihrer Mitglieder den „Großen Preis des Mittelstandes 2020“ der Oskar-Patzelt-Stiftung gewonnen. Die Fürsorgekasse ist spezialisiert auf Sterbegelder. Das bedeutet, dass sie die Kosten für ein Begräbnis der Abgesicherten übernimmt. Sie leistet darüber hinaus bei Sterbefällen nicht nur finanzielle Hilfe, sondern bietet den Hinterbliebenen auch in den schweren Zeiten der Trauer psychische Unterstützung und weitere karitative Leistungen an.

Manchmal können sich die Versicherten der auf Sterbegeld spezialisierten Fürsorgekasse von 1908 sogar noch zu Lebzeiten über Auszahlungen freuen. Das war zuletzt vor drei Jahren der Fall, als Günter Wohlgemuth, ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Fürsorgekasse, den erzielten Gewinn ausschüttete. Der durfte nicht „geparkt“ werden, denn bei der gewählten Rechtsform des VVaG (Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit) „besteht keine Gewinnerzielungsabsicht“, erklärt der gelernte Steuerberater im Gespräch mit der WZ. Durch die Begrenzung der Versicherungsleistung auf einen Maximalbetrag von 7669 Euro ist die Steuerbefreiung des Unternehmens gewährleistet. Heißt: Diesen Betrag erhalten die Hinterbliebenen des Versicherten im Höchstfall, um damit die Beerdigungskosten ganz oder zumindest teilweise zu bezahlen. Kinder bis 16 Jahre sind kostenlos mitversichert.

Das Geld fließt, so Wohlgemuth, schnell und unbürokratisch. Lediglich die Sterbeurkunde und der Versicherungsschein müssten vorgelegt werden. Er kann sich an einen Fall erinnern, als ein trauernder Sohn an der Uerdinger Straße vorbeikam, um sich das Geld für den anschließenden Kauf eines schwarzen Anzugs abzuholen. „Ich bin mit ihm zur Bank und habe dort das Geld für ihn abgehoben“, erzählt das Vorstandsmitglied.

700 ehrenamtliche Helfer stehen den Hinterbliebenen zur Seite

Das fünfköpfige Team mit Büro in Zoo-Nähe an der Uerdinger Straße und rund 700 ehrenamtliche Helfer stehen den Hinterbliebenen aber auch mit Rat und Tat zur Seite. „Für die Menschen ist es eine Ausnahmesituation, da kann ein Telefonat auch schon mal eine Stunde dauern“, sagt Wohlgemuth. Manche wollen einfach über ihren Verlust sprechen, andere fragen nach passenden Textzeilen für die Todesanzeige. Für die „persönliche und unbürokratische Unterstützung“ wurde die Fürsorgekasse kürzlich in Düsseldorf mit dem „Großen Preis des Mittelstandes 2020“ der Oskar-Patzelt-Stiftung ausgezeichnet. Die für den 26. Wettbewerb bundesweit nominierten 4970 Unternehmen repräsentieren laut Stiftung die sozial engagierte Wachstumselite des deutschen Mittelstandes.

Im Laufe des aktuellen Geschäftsjahres hat die Fürsorgekasse wegen der Corona-Krise den privaten und gewerblichen Mietern ihrer Immobilien bis zu zwei Monatsmieten erlassen. Außerdem hat sie für Sportvereine, Krankenwagen, Ausstattung für Hospize, Kindergärten und Altenheime 30 000 Euro gespendet. Günter Wohlgemuth: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserem Konzept eines ehrenamtlichen Engagements kombiniert mit einem sehr erfolgreichen Anlagekonzept die Juroren überzeugen konnten. Wir glauben, dass gerade in den aktuell schwierigen Zeiten die Rechtsform des VVaG immer noch ihre Berechtigung hat und dass gleichzeitig auch ein wirtschaftlicher Erfolg in einer Nische der Versicherungsbranche möglich ist.“

Nach Ansicht des 70-jährigen Duisburgers bringt dieser Ansatz nicht nur eine „persönliche Komponente“ in die Arbeit der Fürsorgekasse, sondern spart auch jene Kosten wie Gehälter und Abschlussprovisionen, die für hauptberuflich tätige Mitarbeiter anfallen würden. So könne ein Großteil der Versicherungsbeiträge der Mitglieder in die Kapitalanlagen fließen, unter anderem in Immobilien und mittelständische Unternehmen. „Grüne Anlagen, etwa im Bereich Photovoltaik und Windenergie, machen mehr als 20 Prozent aus. Und wie sieht die Rendite aus? Wohlgemuth macht folgende Beispielrechnung auf: Wenn ein 40-Jähriger 4200 Euro in die Versicherung einzahle, betrage die sofortige Absicherung 5000 Euro.

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