Nur Spitze gegen Spitze zählt

In Uerdingen wird eine 130-jährige Tradition gepflegt.

Krefeld. Eiersalat hat bei vielen Uerdinger Familien auf dem Speisezettel gestanden. Zubereitet war er aus der Beute des traditionellen Eierkippens im Garten des Brempter Hofs. 1080 bunt gefärbte Eier hat der Uerdinger Heimatbund am Ostersonntag in anderthalb Stunden unter die Besucher gebracht.

Im westlichen Mauerbogen haben Karl Engels, Archivar beim Heimatbund, und Matthias Schieferbein, Schatzmeister, die in sechs Farben getunkten Eier von einem Hof in Rumeln verkauft, drei Stück für 50 Cent. Im östlichen Torbogen hat der Mundartkreis mit Wolfgang Hermanns Getränke feilgeboten. Kaffee ist besonders gefragt, Bier läuft auch.

Dazwischen üben sich die Besucher, vor allem Familien, in der Kunst des Eierkippens mit klaren Regeln: Spitze gegen Spitze, mitgebrachte Eier sind ebenso wenig erlaubt wie Perlhuhneier. Wer gewinnt, darf das angeknickte Ei behalten. So wird gesammelt, immer wieder Nachschub geordert. Einen Gesamtsieger gibt es nicht.

Florian (4) sucht sorgfältig von jeder Farbe ein Ei aus. Zwei Euro hat Vater ihm gegeben. Dann begibt sich der Junge in den Kampf. Die Beute bleibt in der Familie.

Seit 130 Jahren gibt es die Tradition in Uerdingen. Karl Engels ist 88 Jahre alt, er muss es wissen: "Das hat auf dem Marktplatz begonnen, bei meinem Großonkel Arnold Schrörs, genannt Schrörs’ Hahn. Der war Eierhändler. Die Junggesellen haben sich damals den Spaß gemacht."

Manch erbeutetes Ei wird auch gleich vor Ort verzehrt. Dafür haben Besucher Salz, Senf und Mayonnaise gleich mitgebracht. Das muntere Treiben bedarf keiner Prominenz. Bezirksbürgermeister Elmar Jakubowski lässt sich mit Urlaub entschuldigen. Ob er dort in Heimatverbundenheit eine Portion Eiersalat bestellt hat?

Der Uerdinger Stadtkommandant seit 1974, Antonius Wolff, ist in Zivil gekommen. Er kippt nicht, sondern diskutiert mit dem Landtagsabgeordneten Winfried Schittges.

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