Gastronomie Sri-lan­kischer Lieferdienst in Krefeld: Pioniere einer unbekannten Küche

Krefeld · Das Ehepaar Türk setzt mit ihrem Lieferdienst „Kanna Kanna“ auf sri-lankische Küche. Die Krefelder davon zu überzeugen, ist jedoch eine Herausforderung.

 Die Inhaber Geesha und Sven Türk in ihrem Restaurant „Kanna Kanna“ an der Südstraße.

Die Inhaber Geesha und Sven Türk in ihrem Restaurant „Kanna Kanna“ an der Südstraße.

Foto: Andreas Bischof

Bevorzugt spricht Geesha Türk Englisch. Um die Begeisterung für ihren Lieferdienst zu erklären, wechselt die gebürtige Londonerin mal eben ins Deutsche. „Mit Liebe“, so seien ihre Gerichte gemacht. Gemeinsam mit ihrem Mann Sven Türk kocht sie seit einigen Wochen sri-lankische Fertigmenüs.

„Kanna Kanna“ heißt ihr Geschäft. In einem kleinen Ladenlokal an der Südstraße haben sie ihre Küche eröffnet. In der ehemaligen Metzgereifiliale stehen nun Kühlschränke, Liefer-Boxen und die Kochzeile aus Edelstahl. Die 42-Jährige und der 48-Jährige empfangen Besuch mit breitem Lächeln. Dabei schuften sie momentan hart. Denn ihre Aufgabe scheint gewaltig. Sie wollen eine in Krefeld eher unbekannte Küche und ein umweltfreundliches Lieferkonzept voranbringen.

Sven Türk: „Kochen war immer eine Passion“

Der Laden ist Station einer langen Reise, die die beiden hinter sich haben. Im Jahr 2005 haben sie sich auf Sri Lanka kennengerlernt. Sven Türk war für seine Arbeit dort. Der studierte Weinbauingenieur sollte einen Weinimport aufbauen. Er blieb für Geesha. Achteinhalb Jahre lebten sie gemeinsam auf Sri Lanka, die zwei Söhne kamen dort zur Welt. Dann ging es für einige Jahre nach Südamerika und schließlich nach Frankfurt. Sven arbeitete in der Messe-Branche. Doch irgendwann wollte er nicht mehr – zu viele Reisen, zu wenig Zeit mit der Familie.

Die Türks kamen zurück in Svens Heimatstadt Krefeld. Rasch entschlossen sich Geesha und Sven Türk, in die Gastronomie einzusteigen. „Kochen war immer eine Passion“, sagt Sven Türk. Und es gebe nichts Vergleichbares in Krefeld. Die Küche Sri Lankas sei ob der Kolonialgeschichte des Landes durch viele Einflüsse geprägt. „Portugiesisch, englisch, arabisch, aber auch indisch“, zählt Sven Türk auf. Aus diesen Möglichkeiten kreiert er mit seiner Frau jede Woche wechselnde Curry-Gerichte – mit Fleisch und vegan. Natürlich müsse man die Menschen von der neuen Kost überzeugen, sagt Türk. Seine Frau findet, dass die Deutschen ziemlich skeptisch sind. „In Sri Lanka wollen die Menschen Dinge, die neu sind, sofort ausprobieren“, sagt sie. Dass es in Krefeld dennoch Interessierte gibt, glaubt das Paar schon. Menschen im Alter von 20 bis Mitte 60 hätten schon bestellt.

Essen gibt es auch in Schalen an Abholstationen im Stadtgebiet

Die Art der Bestellung und Lieferung weicht bei den Fertigmenüs von „Kanna Kanna“ von bekannten Bringdiensten ab. An der Südstraße kochen die Türks frisch und lagern die Schalen mit den Gerichten dann kühl. Danach bringen sie die Schalen zu Abholstationen im Stadtgebiet. Dazu gehören unter anderem ein Bäcker in Hüls und ein Reformhaus in Uerdingen.

Dort können die Kunden die gekühlte Ware abholen und daheim in den darauf folgenden Tagen warm machen. Indem die Türks nicht zur Haustür liefern, wollen sie Fahrten sparen. Für zwei Pakete das Auto zu bewegen ist im Hinblick auf den Umweltschutz eher fragwürdig, findet Sven Türk. So könnten die Kunden zum Beispiel auf dem Heimweg anhalten und ihr Essen für die nächsten Tage mitnehmen. Auch die Läden, die Abholstationen werden, hätten Vorteile, meint Türk. „Wenn die Leute in den Laden kommen, kaufen sie womöglich noch etwas zusätzlich.“

„Kanna Kanna“ – das heißt so viel wie „Hau rein“

Auch der Lebensmittelverschwendung wollen die Türks entgegenwirken. Wer sri-lankisch essen möchte, muss vorbestellen auf der Internetseite des Lieferdienstes. Die beiden Köche kaufen entsprechend des Bedarfs ein.

Ein weiteres Nachhaltigkeits-Problem bei Lieferdiensten ist oft der Verpackungsmüll – kleine Plastikboxen für jeden Snack. „Bei uns kommen alle Beilagen in eine Box“, sagt Sven Türk. Die Verpackungen bestünden aus pflanzlichem Material. Daher könnten sie in die Biotonne und seien abbaubar.

Nach den ersten Wochen merken die Türks, dass sie noch eine Menge Arbeit vor sich haben. Momentan sei die Zahl der Kunden noch überschaubar, sagt Sven Türk. Kleine Koch-Aktionen an den Abholstationen sollen bald persönlichen Kontakt zu potenziellen Essern schaffen. Schließlich sollen möglichst viele Krefelder den Namen des Ladens „Kanna Kanna“ in die Tat umsetzen. „Das heißt so viel wie ‚Hau rein‘“, sagt Sven Türk. „Wenn alle am Tisch sitzen, ruft die Mama ‚Kanna Kanna‘“, ergänzt seine Frau und lacht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort