Tanztheater: Symfonia - eine Sinfonie der Klagelieder als Uraufführung

Die Mark Sieczkarek Company ergründet tanzend das Thema Trauer. Doch wirklich berührend ist das nicht.

Krefeld. Transparente Papierbahnen, die mit getrockneten Blütenblättern geschmückt sind, rahmen die Bühne ein. Eine Reihe getrockneter Blumen bildet die Grenze zu den Zuschauern. Wenige Lampen verbreiten warmes Licht.

Ein wunderschöner, ästhetischer Rahmen für einen Abend, bei dem es um Verlust und Trauer geht. In „Symfonia“, der neuen Produktion der Mark Sieczkarek Company, erklingt die als „Sinfonie der Klagelieder“ bezeichnete Musik des polnischen Komponisten Henryk Gorecki.

In dem 1976 entstandenen Stück behandelt er die Trauer der Muttergottes um den gekreuzigten Jesus ebenso wie ein Gebet deportierter Häftlinge oder die Klage um einen gefallenen Sohn.

In seiner tänzerischen Umsetzung löst sich Choreograf Mark Sieczkarek von diesem düsteren Kontext zugunsten elegisch schöner Bilder. Die fragile Zartheit des Bühnenbildes findet in der Tänzerin Jeong Lee, die den ersten Teil bestreitet, ihre perfekte Entsprechung.

In einem fließenden aprikosenfarbenen Kleid scheint sie über die Bühne zu schweben. In fließenden Bewegungen und stockenden Gesten streift sie durch den Raum, gefangen in ihrer Trauer und ganz für sich.

Später gesellen sich drei Tänzer (Ricardo Gregianin, Tsutomu Ozeki, Kim Sokolowski) hinzu. Ihre Oberkörper sind nackt, dazu tragen sie weite, lange Röcke in mattem Violett. Die Kontaktaufnahme zwischen der Frau und den Männern ist zögernd. Meist bleiben sie für sich, mal führt die Tänzerin die Dreiergruppe an, und sie folgt ihren Bewegungen. Erst gegen Ende bilden sie eine Reihe, halten sich an den Händen und durchmessen so den Raum.

Insgesamt gefällt sich das knapp einstündige Stück allzu sehr in seiner Schönheit und fragilen Ästhetik. So kann man in diese Welt der rein elegischen Trauer eintauchen, wirklich zu berühren vermag sie nicht. Trotzdem hätte dieser Abend, immerhin eine Uraufführung, mehr als einen nur schwach zur Hälfte besetzten Saal verdient.

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