Urban Priol im Seidenweberhaus: Die ganze Wut richtet sich auf die Kanzlerin

Urban Priol schwächelt ein wenig bei seinem Auftritt im Seidenweberhaus.

Krefeld. Sein auffälligstes Markenzeichen ist — neben seinen bunten Hemden — sicher seine Frisur, die aussieht, als hätte er zum Trocknen seiner Haare die Finger in eine Steckdose gesteckt. Auch Urban Priols Verhalten wird davon stark beeinflusst: Er rennt stets wutentbrannt und hektisch über die Bühne und ärgert sich über sämtliche Menschen in Politik, Religion und Wirtschaft.

Doch am Freitagabend ist er im Seidenweberhaus für seine Verhältnisse beinahe brav. Er ist schlanker und ruhiger geworden. Seine Wut, die sonst stets einhergeht mit Ironie und Sarkasmus, hat er hauptsächlich auf Angela Merkel kanalisiert. Wenn er morgens das Morgenmagazin sieht und sie sieht, braucht er schon früh einen Schnaps, behauptet er. Vielleicht ist es der Alkohol, der ihn ein wenig harmloser macht.

Zurzeit sei es sehr einfach, Kabarettist zu sein, meint Priol. Das Programm schreiben die Politiker für ihn. Er steht morgens auf, steckt einen USB-Stick in den Fernseher und geht spazieren. Nach zwei Stunden kommt er wieder, steckt den Stick in seinen Computer druckt das ganze einfach aus, und schon hat er sein neuestes Programm.

Besonders die FDP ist da offensichtlich besonders kreativ, behauptet man dort nach wie vor, es sei noch Luft nach oben. Das sei so wie mit dem Robbensterben in den 80ern: „Als alle tot waren, war es auch mit dem Sterben vorbei.“

In seinem neuen Programm „Wie im Film“ beißt Priol sich regelrecht an der Kanzlerin fest. Sie ist die einzige die ihn noch zu alter Form auflaufen lässt. Das liege sicher an seiner Merkel-Phobie, gleichzeitig fragt Prio sich aber auch, warum eigentlich, denn: „Die macht doch nix!“ Ihre „Raute der Macht“, die sie mit ihren Händen bilde, und ihre blutleere Bräsigkeit bringen ihn geradezu zum Kochen. Da fragt er sich, wieso sie immer noch da ist, wenn sie doch behaupte, sie wolle das Beste für unser Land.

Der Papstbesuch hat ihn wieder daran erinnert, dass er Probleme hat mit Männern in Frauenkleidern: „….aber die Schuhe…oh…der Teufel trägt Prada!“ Der Papst, der sonst Kabarettisten jede Menge Stoff bietet, wird ansonsten weitgehend verschont.

Hoffentlich hat Priol nur ein leichtes Formtief und verschießt nicht sein ganzes Pulver im Fernsehen, denn mit seiner Aktualität und seinem scharfen Blick, ist er einer der Meister des politischen Kabaretts.

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