Trauer Künstler Gollner ist im Alter von 91 Jahren verstorben

Krefeld · Lineare Strukturen und intensive Farbigkeit zeichneten seine Bilder aus.

 Eberhard Gollner im Jahr 2019 in seinem Garten.

Eberhard Gollner im Jahr 2019 in seinem Garten.

Foto: Gollner/privat

Kurz vor seinem 92. Geburtstag ist der Künstler Eberhard Gollner verstorben. Auch wenn in diesem hohen Alter mit so einer Nachricht zu rechnen ist, kam dieser Tod doch überraschend. Noch am Tag zuvor hat die Verfasserin dieses Artikels mit dem Künstler gesprochen. Thema war ein geplanter Katalog, in dem einige seiner „Thüringer Landschaften“ präsentiert werden sollten.

Zu Thüringen hatte Eberhard Gollner eine besondere Beziehung. Sein Vater stammte aus Bad Sulza, einer Kleinstadt in der Nähe von Weimar und Apolda. Die Familie seiner Mutter kam aus der Nähe von Rudolstadt. Als Kind verbrachte der Künstler, der 1929 in Chemnitz geboren wurde, seine Ferien oft bei den Großeltern in Bad Sulza. Als die Familie 1945 in Chemnitz ausgebombt wurde, fanden sie bei einer Tante in Orlamünde Zuflucht. Dort machte Eberhard Gollner 1947 sein Abitur und floh in den Westen.

Nach dem Krieg kam er
nach Krefeld zu Verwandten

Er kam nach Krefeld, wo er ebenfalls Verwandtschaft hatte. Da er gerne zeichnete, bewarb er sich an der Kunstakademie Düsseldorf. Dort studierte er bei Otto Pankok und wurde dessen Meisterschüler. In den 1950er Jahren war er Mitglied der Gruppe „Junge Realisten im Rheinland“, später gehörte er viele Jahre der Gemeinschaft Krefelder Künstler an, deren Vorsitzender er von 1981 bis 1991 war.

Neben seinem Lehrer Otto Pankok beeindruckte ihn auch ein Künstler wie Georg Muche. So setzte er sich in Krefeld leidenschaftlich dafür ein, dass die aus einer alten Fabrik stammenden Muche-Fresken gerettet werden konnten und in dem Vortragsaal (heute Muche-Saal) der Volkshochschule einen neuen Platz gefunden haben.

Bereits 1952 legte Eberhard Gollner seine Lehramtsprüfung ab und unterrichtete von 1958 bis 1991 am Krefelder Fichte-Gymnasium Kunst und Erdkunde. Parallel zu seinem Brotberuf entstand sein eigenes umfangreiches Werk. Ein Schwerpunkt seiner Malerei war die Landschaft, die ihn aus unterschiedlichen Gründen interessierte. Lineare Strukturen und eine sich über die Realität hinwegsetzende intensive Farbigkeit kennzeichnen seine Gemälde und Aquarelle.

Ein Katalog wird jetzt
postum erscheinen

Motive fand er vor der Haustür am Niederrhein, aber auch in verschiedenen Landschaften des deutschen Mittelgebirges. Exkursionen mit seinen Schülern führten ihn oft an die Mosel, wo er wie stets vor Ort und unter freiem Himmel arbeitete. Besonders schätze er die Landschaft Thüringens, die er mit vielen schönen Kindheitserinnerungen in Verbindung brachte. Ein spezielles Interesse hatte er für alte Industriebauten im Kontext von Landschaften.

Anlässlich seines 90. Geburtstags vor zwei Jahren war in der Musikschule eine Ausstellung mit den Industrielandschaften zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Künstler das Malen altersbedingt schon einige Jahre aufgegeben. Zuletzt plante er noch einen kleinen Katalog mit einer Auswahl von Bildern aus Thüringen. Dort, in Bad Sulza, sollte schon letztes Jahr eine Ausstellung stattfinden, die wegen der Corona-Pandemie verschoben werden musste. Ob sie jetzt noch realisiert wird, ist ungewiss. Der Katalog wird jetzt postum erscheinen. Ein kleiner Einblick in ein unglaublich reiches, künstlerisches Schaffen.

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