Kunst Nebelmaler Conrad Sevens zeigt in Krefeld alles andere als Kitsch

Mitte. · Die Galerie Heidefeld am Ostwall zeigt zum 80. Geburtstag des Düsseldorfer Künstler eine umfangreiche Schau

 Künstler Conrad Sevens bei der Vernissage, dahinter ist Galerist Egon Heidefeld zu sehen.

Künstler Conrad Sevens bei der Vernissage, dahinter ist Galerist Egon Heidefeld zu sehen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Mit mehreren Ausstellungen feierte die Galerie Heidefeld im vergangenen Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Jetzt im Herbst 2020 würdigt sie mit einer umfangreichen Schau den besonderen Geburtstag eines ihrer Stammkünstler. Der in Düsseldorf lebende Maler Conrad Sevens ist achtzig Jahre alt geworden und hat in der Krefelder Galerie schon mehrfach seine Arbeiten präsentiert. Jetzt sind in den Räumlichkeiten in der Seidengalerie am Ostwall rund fünfzig Werke versammelt, die einen vielseitigen Eindruck in ein reiches künstlerisches Schaffen geben.

Die Ausstellung hat keinen retrospektiven Charakter, sondern führt mitten hinein in die Welt eines Künstlers, der mit großer Disziplin noch jeden Tag sein Atelier aufsucht. „Wenn ich nicht arbeite, werde ich depressiv“, sagt Conrad Sevens auf der Vernissage. Mit seinem langen weißen Haar und stets einem Hut auf dem Kopf entspricht Sevens auch äußerlich ganz dem Idealbild eines Künstlers. Als „Werk von zeitloser Faszination“ beschreibt die Galerie in ihrer Ankündigung die Arbeiten des Malers. Die Leidenschaft für sein Tun treibt Sevens seit Jahrzehnten dazu an. In den 1960er Jahren studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie und danach zwei Jahre in Paris an der Académies des Beaux-Arts.

Sein Thema ist seit vielen Jahren die Landschaft, die bei ihm vor allem Ausdruck von menschlichen Gefühlen und Stimmungen wird. Mit besonderem Handwerk, das man schon altmeisterlich nennen kann, kreiert er in Nebel getauchte Landschaften, die eine ganz besondere Atmosphäre von Stimmung, Licht und Farbe einfangen. Menschen und konkrete Orte findet man hier nicht, es sind imaginäre Topografien, die trotzdem real wirken. Das hat ihm den Beinamen „Nebelmaler“ eingebracht. Für wen das jetzt kitschig klingt, der hat die Bilder noch nicht gesehen.

Vom virtuosen Umgang mit der Ölmalerei einmal abgesehen, sind es gemalte Bilder, deren Motive mit ihrer stillen Poesie an ein Schubert-Lied erinnern. Der Bezug zur Musik liegt bei Sevens auf der Hand, da der Künstler bei der Arbeit stets Musik hört. Dabei bevorzugt er vor allem Richard Wagner. Die besonderen Stimmungen, die Wagner in seinen romantischen Opern wie etwa „Lohengrin“ beschreibt, wird man tatsächlich in dem einen oder anderen Bild wiederfinden. Man muss noch einmal betonen, dass das alles andere als Kitsch ist, denn so subtil wie Sevens mit dem Pinsel lasierend arbeitet, das zeigt einfach große Meisterschaft. Doch der Künstler kann auch anders und hat schon vor einiger Zeit von den lasierenden Nebelschichten zu einer farbenfrohen Spachteltechnik gewechselt. Thema ist immer noch die Landschaft, aber Farbe und Strukturen treten jetzt mehr in den Vordergrund bis hin zur Abstraktion.

Die Farben entwickeln hier eine geradezu explosive und magische Kraft. Was für ein Kontrast zu dem zarten Blau, Rosa, und Grau einer „Poetischen Landschaft“. Beide Seiten seiner Malerei bringt der Künstler in einer ganz neuen Arbeit zusammen, die er jetzt anlässlich der Jubiläumsausstellung zum ersten Mal präsentiert. Nach dem Prinzip eines Mosaiks hat er aus vielen kleinen Leinwänden (jeweils 18 x 24 cm) zwei große Bildensembles geschaffen. Auf einer eigens dafür angefertigten Tafel sind einmal 25 und einmal sogar 64 kleine Formate zusammengefügt. Hier trifft Landschaft auf Abstraktion, intensive Farbe auf blassen Farbton. Im Miniaturformat zeigen sich die Facetten von Sevens‘ Malkunst und bilden eine Quintessenz seiner Werke. Zugleich sind es groß angelegte Bilder, die einem ständigen Wandel unterworfen sind. Denn jedes dieser kleinen Formate ist einzeln verkäuflich und wird anschließend durch ein neues ersetzt.

Den Fundus dieser vielen kleinen Bilder verdankt Sevens eigentlich einem banalen Umstand. Bei jedem größeren Bild bleiben Farbreste übrig und da gute Ölfarben bekanntlich teuer sind, kam der Künstler auf die Idee, aus diesen Resten kleine Bilder zu kreieren. Das Format begeisterte ihn zusehends und er steigerte sich in einen richtigen Schaffensrausch. Auch an der Spachteltechnik möchte er zukünftig weiterarbeiten. Bei so viel Energie scheint die Möglichkeit einer Ausstellung zum neunzigsten Geburtstag, die Galerist Egon Heidefeld in seiner warmherzigen Laudatio angesprochen hat, gut denkbar zu sein. 

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