Meinung Die Westwallsperrung ist keine Glaubensfrage

Krefeld. Die Westwallsperrung rund um das Kaiser-Wilhelm-Museum lässt sich politisch herrlich ausschlachten. Und die Rollen sind vor den Augen einer breiten Öffentlichkeit verteilt. Auf der einen Seite die selbstmächtige Verwaltung mit Planungsdezernent Linne und Rot-Grün im Rücken, auf der anderen CDU, FDP, UWG und Linke als Retter des Bürgerwillens.

Ein Kommentar von Michael Passon.

Ein Kommentar von Michael Passon.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Dieses Bild haben die scheinbar Bösen selbst zu verantworten. Doch so einfach ist es nicht. Krefelds City braucht eine Idee, eine Art Masterplan zur attraktiveren Gestaltung der Bereiche zwischen den Wällen. Den bleiben Verwaltung und damit auch Politik bisher schuldig.

Für eine Stadt in dieser Größenordnung und mit diesem Selbstverständnis ein Armutszeugnis. Aber man ist auf dem Weg. Nicht zuletzt durch die pfiffige Architektin Claudia Schmidt, die dem Gestaltungsbeirat zur Seite steht und ganz unverblümt eine Mischung aus Besinnung auf die eigene Historie und Mut für Visionen einfordert. Eine solche Vision ist ein schöner, beruhigter Platz vor dem Schmuckstück KWM, das zu den Pfunden gehört, mit dem Krefeld wuchern kann. Ein vorbeifließender Verkehr wird diese Idee nicht gerade unterstützen, zerstören wird er sie auch nicht. Und genau das ist das Problem in dieser verfahrenen Situation.

Es gibt nur Schwarz und Weiß. Dabei ist die Westwallsperrung keine Glaubensfrage. Die Verwaltung ist gefordert, Alternativen aufzuzeigen, im Dialog mit den Bürgern Kompromisse zu erarbeiten. Das ist jetzt umso schwieriger, weil die Fronten völlig verhärtet sind. Und dazu haben Linne und Co., flankiert von einer verwaltungsnahen SPD, viel beigetragen. Am Bürger vorbei die Westwallsperrung einfach zu beschließen, zeugt von wenig Weitsicht. Das ist nicht nur eine gefährliche Steilvorlage für die Opposition, sondern zerstört Vertrauen. Hinzu kommt das instinktlose Verhalten der sonst so umtriebigen Bezirksvorsteherin Gerda Schnell.

Mal abgesehen davon, dass sie dem Publikum in der Bezirksvertretung wegen weniger verständlicher Zwischenrufe nicht die Kinderstube absprechen darf: Sie hat als Vertreterin der Bürger in Mitte schlichtweg SPD-Politik betrieben, als sie die Unterschriftensammlung gegen die Westwallsperrung auf einem Bürgerfest in Ost noch vor Ort kritisierte. Das geht gar nicht. Wer will es den Anwohnern verdenken, wenn Sie offen sagen: „Wir geben Ihnen unsere Unterschriften nicht, wir vertrauen Ihnen nicht mehr.“ Damit schadet Schnell nicht nur sich selbst, sondern der gesamten Politik in Krefeld.

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