Stadtbad Neusser Straße Die Ideen für das Stadtbad

Krefeld · Verein „Freischwimmer“ will das Schmuckstück zum Leben erwecken. Die Umsetzung beginnt mit „Badgesprächen“.

 Sie wollen das alte Stadtbad an der Neusser Straße aus dem Dornröschenschlaf holen (v.l.): Nils Rottgardt, Katrin Mevißen und Marcel Beging, gleichberechtigte Vorsitzende des Vereins „Freischwimmer“. 

Sie wollen das alte Stadtbad an der Neusser Straße aus dem Dornröschenschlaf holen (v.l.): Nils Rottgardt, Katrin Mevißen und Marcel Beging, gleichberechtigte Vorsitzende des Vereins „Freischwimmer“. 

Foto: Strücken, Lothar (sl48)

Das alte Stadtbad an der Neusser Straße ist ein architektonisches Juwel. Das aber spätestens seit der Schließung des Gebäudes im Jahr 2002 völlig verblasst ist. Der im September 2018 gegründete Verein „Freischwimmer im Stadtbad Neusser Straße“ möchte es aufpolieren. Den Mitgliedern des Denkmalausschusses  stellte er am Dienstag nach einer Begehung der 1890 eröffneten Badeanstalt seine Pläne vor.

Ideen gibt es reichlich. „Doch je weiter wir sind, desto mehr Genehmigungen durch die Stadt brauchen wir auch“, berichtet Marcel Beging vom Vereinsvorstand auf Nachfrage unserer Zeitung. Problem: Das Gebäude ist eine Mischung aus Ruine und Baustelle. Seit dem vergangenen Jahr laufen Instandsetzungsarbeiten, um einen weiteren Verfall zu stoppen. Beides macht kulturelle Zwischennutzungen, wie sie von den Freischwimmern angedacht sind, schwer umsetzbar.

Ziel ist es, im Gebäude Veranstaltungen mit bis zu 199 Personen zu ermöglichen. Hintergrund: Bei Veranstaltungen mit mindestens 200 Personen liegt bauordnungsrechtlich ein „Sonderbau“ vor, welcher mit besonderem Augenmerk auf das Rettungswegekonzept zu bewerten ist. Doch auch die Umsetzung der kleinen 199er-Lösung ist nicht einfach. „Möglicherweise gibt es keine Genehmigung“, so Beging, der die Hoffnung aber nicht aufgegeben hat. Der Verein werde dazu Vorschläge machen. Denn die Nutzung des Gebäudes soll zur Identitätsstiftung beitragen.

Baustellenführungen und regelmäßige Sprechstunden

Möglich werden öffentliche Baustellenführungen, an denen bis zu 20 Personen teilnehmen können – los geht es mit einem Aktionstag am 11. Mai. Außerdem werden die Freischwimmer gemeinsam mit der Stadt in einem alten Ladenlokal im Eingangsbereich präsent sein. Voraussichtlich ebenfalls ab Mai solle es dort regelmäßige Sprechstunden geben.  Und zur Gerberstraße hin plant man die Herrichtung einer alten Werkstatt für den Verein. Auch der angestrebte Nutzungsvertrag mit der Stadt ist nach wie vor nicht abgeschlossen.

„Am 20. Februar werden wir uns erstmals der Öffentlichkeit in größerem Rahmen präsentieren“, kündigt Beging an. Im Primus-Palast an der Lewerentzstraße 40 beginnt dann in Kooperation mit der Volkshochschule Krefeld eine Reihe unter dem Titel „Badgespräche – Zwischen dem was ist und dem was möglich wäre“.  Zum Auftakt wird ab 19 Uhr der Dokumentarfilm „Wem gehört die Stadt?“ gezeigt.  Er hat den Streit zwischen Kölner Bürgern und einem Großinvestor über die Nutzung eines ehemaligen Industrieareals in Ehrenfeld zum Thema. „Der Film soll als Impuls dienen, wie man es in Krefeld machen könnte“, sagt Beging.

Wie er weiter berichtet, stoßen die Freischwimmer schon jetzt auf große Resonanz in der Bevölkerung: Im hohen zweistelligen Bereich sei die Zahl der Anfragen von Menschen, die sich an dem Prozess beteiligen wollen. „Die Emotionalität mit dem Gebäude ist da“, so Beging. Was ihm in dem Zusammenhang wichtig ist: Alle Vereinsmitglieder seien Ehrenamtler, die sich in ihrer Freizeit für das Stadtbad einsetzen. Wirtschaftliche Interessen habe man keine.

Was aber nicht heißt, dass der Verein sich nur um eine kulturelle Zwischennutzung kümmert. Auch langfristige Perspektiven für das Stadtbad sollen entwickelt werden – möglichst in Zusammenarbeit mit Projektpartnern. Die Zeitplanung sieht vor, bis Ende 2019 Impulse zu sammeln und sich zu vernetzen. Nach einer Auswertung der Ergebnisse soll dann 2020 die experimentelle Realisierung und  Erprobung von unterschiedlichen Nutzungskonzepten beginnen.

„Eine Multifunktionalität entspricht unseren Vorstellungen“, berichtet Beging. Man wolle  „Bedürfnisse in das Gebäude bringen“  und diese vom bloßen Bedarf unterscheiden. Dabei müsse auch die Frage beantwortet werden, „wie unsere Stadt in 20 Jahren funktioniert“.

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