Gastbeitrag Wie wir Heimat in Düsseldorf gemeinsam gestalten

Düsseldorf · Die Stadt braucht mehr Modelle zum Zusammenleben von Jung und Alt, findet unser Gastautor und Ratsherr Andreas-Paul Stieber. Und nennt spannende Beispiele.

 Ratsherr Andreas-Paul Stieber (CDU) ist Vorsitzender des Ausschuss für Gesundheit und Soziales (AGS).

Ratsherr Andreas-Paul Stieber (CDU) ist Vorsitzender des Ausschuss für Gesundheit und Soziales (AGS).

Foto: Andreas Endermann

Herr M. ist seit zwei Jahren Witwer. Er sitzt am Spielplatz und freut sich am Spiel der Kinder. Seine Kinder leben in München und die Enkel studieren in Kanada.

Es ist eine der größten Fragen unserer Zeit: Wie wollen wir gemeinsam leben? Wo sind wir zu Hause, in Zeiten zunehmender Mobilität und gesellschaftlichen Wandels? Ja, genau diese Fragen treiben mich als Ratsherr um.

Es ist vieles im Wandel – wo früher die Familie beieinander blieb und man sich so stützte, sind die Generationen heute in der ganzen Welt verteilt. Weil aber Heimat bedeutet, dass ich mich im Kreise lieber Menschen zu Hause fühlen kann, braucht es wieder Stadtgemeinschaft, über Generationen und biografische Unterschiede hinweg – welch eine Herausforderung!

Bei allen Streitigkeiten, die manchen Bürger kopfschüttelnd zurücklassen mögen, treibt uns die Frage um: Wie geht es den Düsseldorferinnen und Düsseldorfern und wie sieht es aus, unser Miteinander?

Das Ziel ist, dass Alte und Junge, Alteingesessene und Neu-gekommene fühlen: Hier gehöre ich hin, und: Hier stonn mer zusammen.

Das ist eine Aufgabe, die nur alle gesellschaftlichen Gruppen gemeinsam lösen können. Wir in der Politik sind gefordert, hier Anreize zu setzen und Möglichkeiten aufzuzeigen.

Wir müssen zurück zum Zusammenhalt der Generationen. Nur so kann jede und jeder Einzelne seine Freiheit halten und leben. Nur, wenn sich die Generationen untereinander gegenseitig unterstützen und tragen, kann sich auch der Einzelne frei ausleben. Und darum geht es.

Zu oft verwechseln wir heute Freiheit mit Beliebigkeit und die Gesellschaft wird oft als Belastung empfunden. Doch letztendlich geht es um ein gutes Mit- und Füreinander. Dafür machen wir im Stadtrat Politik.

Wie wird sich unsere Heimatstadt in den nächsten Jahren verändern unter diesem gesellschaftlichen Wandel?

Seit 1977 schreibt das Amt für Statistik Berichte über sozialräumliche Gliederung, d.h. wir wissen anonym, wer hier wohnt, mit wem er lebt, welche Ausbildung er hat, und wieviel Gehalt er nach Hause bringt. Und unsere bienenfleißigen Menschen im Amt haben alles nach Aspekten wie Migration, Soziales, Bildung, Wohnen, Gesundheit, Umwelt und Sport geordnet. Wir kennen unsere Bürger, denn all dies zählt für die Frage, wie wir unsere Stadt für alle lebenswert gestalten können. Auf der Suche nach Antworten können wir für Düsseldorf diagnostizieren: Die Bevölkerung wird exponentiell älter, die Anzahl der 1- und 2 Personenhaushalte steigt gerade in der Stadt, eher kleinere Wohnungen sind knapp. Ungefähr 50 Prozent aller Haushalte sind Singlehaushalte – Tendenz steigend. Die Familienverbünde gehen zurück, die Einsamkeitsfrage stellt sich zunehmend für die Generation der Babyboomer.

Im Jahr 2003 hat der Rat beschlossen, Netzwerke und Begegnungsstätten zu fördern, besonders für ältere Menschen Perspektiven zu schaffen, das Ehrenamt im sozialen Bereich zu stärken und die Kooperation Verwaltung – Politik – Kirchen – Sozialverbände auszubauen. Aber reicht das heute noch aus?

Die Düsseldorfer Familie muss nicht miteinander verwandt sein. Sie mögen „bloß Nachbarn“ sein, doch in unserer Stadt leben trotzdem Großeltern, Eltern, Kinder und Enkel.

Um diese zusammenrücken zu lassen, müssen wir gemeinsame Angebote für alle Generationen schaffen. Wir denken unsere gesamte Stadtpolitik aus dieser Perspektive neu: Räume und Angebote schaffen, für die Düsseldorfer Familie.

Die Stadtplanungsformel: „Statt einsam = Stadt Gemeinsam“. Aktuell sind wir mit der Planung eines „Generationen Campus“ im Düsseldorfer Norden befasst, wo auf einer Fläche in direkter Nachbarschaft zur Wohnbebauung neben Kita, Grundschule, Gymnasium, nicht nur eine neue Gesamtschule, sondern auch ein Seniorenwohnheim mit angeschlossener ambulanter und stationärer Pflege stehen werden.

Dank der Campus-Struktur und diesen Angeboten ergeben sich für die Bewohnerinnen und Bewohner unterschiedlichste Gelegenheiten des Miteinanders und Austauschs, z.B. bei der gemeinsamen morgendlichen Turneinheit auf dem Sportplatz, beim gemeinschaftlichen Singen im Chor oder beim Picknick auf der Bürgerwiese mit dem Spielplatz neben dem Altenheim.

Begegnung, Beratung und Gemeinschaft an einem Ort – in gutem Miteinander der Generationen. Was hier entsteht, kann und soll ein Anfang sein, für die Entwicklung unserer Stadt, in der Jung und Alt sagen können: In Düsseldorf bin ich zu Haus, weil wir hier Gemeinschaft leben und Heimat gestalten.

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