Thomas Kalk: „Zielpublikum der Stadtbüchereien sind Familien“

Thomas Kalk ist in der Zentralbücherei zuständig für die Musik. Wenn Madonna aussortiert wird, hat er seine Hand im Spiel.

Düsseldorf. Wer Klaviernoten sucht, einen bestimmten Tonträger oder musikalisches Lehrmaterial — bei Thomas Kalk ist er an der richtigen Adresse. Der 48-Jährige leitet seit einem Jahr die Musikabteilung in der Zentralbibliothek der Stadtbüchereien am Bertha-von-Suttner-Platz. Ein Neuling ist er dabei keineswegs: 20 Jahre lang arbeitete er dort bereits unter der Ägide von Jutta Scholl, die sich mittlerweile im Ruhestand befindet.

Der dunkelblonde Herr mit den grauen Schläfen kennt sich bestens im Bereich der klassischen Musik aus, ist bekennender Wagnerianer, kann aber auch alle Fragen über die Medien-Bestände zu den Themen Rock, Pop, Jazz, Techno und Heavy Metal beantworten.

Eine Affinität zu Büchern habe er schon als Kind besessen. „Meine Mutter ist mit mir oft in die Kinderbücherei gegangen“, sagt der gebürtige Recklinghauser, der schon lange in Düsseldorf lebt. Doch aus der klassischen Bildungsbürger-Familie stamme er wiederum nicht. „Mein Vater, mein Onkel und mein Bruder sind Polizisten, ich bin da als Musikbibliothekar ein wenig aus der Art geschlagen.“

Trotz einer starken Präsenz klassischer Musik, insbesondere im Bereich Klavier-Noten, verstehe er die Bibliothek keineswegs als rein konservatives Archiv. „2011 haben wir zum Eurovision Song Contest eine Hör-Bar mit vielen Schlager-Platten eingerichtet zusammen mit einer Ausstellung über 50 Jahre Grand Prix.“ Das sei alles mit den eigenen Beständen möglich gewesen. Die Vielfalt des Angebots locke die unterschiedlichsten Leute in die Musikbibliothek, sagt Thomas Kalk.

„Zu uns kommen nicht nur Musiker, sondern auch viele Pädagogen, die sich didaktisches Material ausleihen.“ Mütter mit Kindern seien meist auf der Suche nach Notenheften, die speziell für die musizierende Jugend herausgegeben wurden. „Hier begegnet man auch häufig Mitgliedern der Düsseldorfer Symphoniker oder des Rheinopern-Ensembles.“ Kammersängerin Jeanne Piland habe ab und an das Musikstudio, in dem ein Steinway-Flügel drin steht, genutzt, um mit einem Pianisten zusammen Vokalwerke zu erarbeiten.

Unterdessen steht für den erfahrenen Bibliothekaren fest: „Wir müssen unser Zielpublikum im Auge behalten.“ Und das seien Familien, Musikpädagogen, ausübende Musiker und alle, die sich über Musik informieren wollen. Dafür müssen die Bestände ständig inspiziert werden. „Es wird Altes aussortiert und Neues angeschafft“, so Kalk.

Und die Ausleihzahlen seien dabei ein guter Anzeiger für die Relevanz eines Mediums. Ergebnis: Beispielsweise sei das Zweitexemplar eines Buches über Pop-Ikone Madonna ausgemustert worden — wegen zu geringer Nachfrage. Anders sei es bei manchen Klassikern, weiß Thomas Kalk: „Der ganze Mozart besitzt dauerhafte Relevanz.“

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