Schwerpunkt Oper Mit der Oper geht ein Traum in Erfüllung

Düsseldorf · Der österreichische Schauspieler Wolfgang Reinbacher steht seit 50 Jahren auf der Bühne des Schauspielhauses. Seit vier Jahren ist er auch als Akteur für die Oper am Rhein aktiv. Er spielte in der „Zirkusprinzessin“, aktuell ist er in „Die Fledermaus“ zu sehen. Was reizt den Theaterakteur an der Oper?

 In der „Fledermaus“ sind Anke Krabbe und Wolfgang Reinbacher Rosalinde und Gefängniswärter Frosch. Die Termine: 15. Februar 2020, 19.30 Uhr. 9. Februar, 15 Uhr, 15. Februar, 19.30 Uhr, 21. Februar, 19.30 Uhr, 23. Februar, 18.30 Uhr. 29. Februar, 19.30 Uhr.

In der „Fledermaus“ sind Anke Krabbe und Wolfgang Reinbacher Rosalinde und Gefängniswärter Frosch. Die Termine: 15. Februar 2020, 19.30 Uhr. 9. Februar, 15 Uhr, 15. Februar, 19.30 Uhr, 21. Februar, 19.30 Uhr, 23. Februar, 18.30 Uhr. 29. Februar, 19.30 Uhr.

Foto: Andreas Endermann

Wolfgang Reinbacher ist ein Urgestein des Düsseldorfer Schauspielhauses. Der österreichische Bühnenakteur kam 1960 an das NRW-Staatstheater, damals noch in der Jahnstraße. Als das neue Theaterhaus auf dem Gustaf-Gründgens-Platz 1970 unter massiven Protesten eingeweiht wurde, stand Reinbacher in „Dantons Tod“ auf der Bühne. Trotz Engagements in Wien oder München zog es ihn immer wieder zurück nach Düsseldorf. Der Grund: Seine Frau Eva Böttcher, die hier zur Theater-Legende avanciert war. Seit vier Jahren spielt Reinbacher auch in der Deutschen Oper am Rhein. Zuerst in „Die Zirkusprinzessin“ des ungarischen Komponisten Emmerich Kálmán, momentan in „Die Fledermaus“ von „Walzerkönig“ Johann Strauss (Sohn). Die WZ sprach mit ihm über den Reiz, als Theaterschauspieler in Opern mitzuwirken.

Herr Reinbacher, Sie stehen seit 50 Jahren auf der Bühne des Schauspielhauses, seit einigen Jahren spielen Sie aber auch in der Oper am Rhein, einmal in der „Zirkusprinzessin“, aktuell sind Sie in der „Fledermaus“ zu sehen. Sind das Theater und die Oper für Sie zwei eigene Welten oder gehören sie für Sie zusammen?

Wolfgang Reinbacher: Nein, das sind schon eigene Welten. Ich spiele in der Oper hauptsächlich Sprechrollen. In der „Zirkusprinzessin“ hatte ich ein kleines Duett. In der „Fledermaus“ habe ich ein Wienerlied zu singen. Ich habe ja eine andere Art der Interpretation als die Sänger – die können ja alle wunderbar singen und für mich ist die Oper eine ganz eigene Welt. Das Können der Sänger ist für mich so phänomenal, das kann ja nur durch tägliches Training so zur Vollendung kommen wie ich es bei den Kollegen hier in der Oper in Düsseldorf erlebt habe. Das kommt mir vor wie bei einem Sportler. In Duisburg haben wir die „Fledermaus“ schon zwölf Mal gespielt und als die Sänger einmal bei der Probe so richtig „aufmachten“, da hat es mich richtig weggedrückt – so eine Kraft kommt da raus.

Wie ist das, wenn Sie als Schauspieler zu den Profi-Sängern stoßen? Fühlen Sie sich so überwältigt, dass Sie sich da als Wort-Akteur erst einmal selbst behaupten müssen?

Reinbacher: Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil: Die Sänger sind ganz überrascht von meiner Art der Dialogführung. Ihnen ist das ja nicht so geläufig, so einen direkten Dialog zu führen. Manche können das sehr gut, aber früher hat man ja eher die Sänger parodiert, wenn sie gerade eine Sprechpassage hatten, weil sie oft die Gesangsstimme nicht verlassen haben. Die haben gesungen und dann so weitergesprochen (spricht singend), weil sie die Tonart nicht verlieren wollten. Heute ist das anders. Heute sind die Opernsänger auch schauspielerisch gut ausgebildet.

Wie kam es denn dazu, dass Sie für die Oper am Rhein spielen?

Reinbacher: Der Intendant Christoph Meyer schaut sich im Schauspielhaus oft Aufführungen an. Wir kannten uns aber auch schon persönlich. Er hat mich zuerst vor vier Jahren gefragt, ob ich in der „Zirkusprinzessin“ mitwirken will. Das habe ich mit Freude gemacht. Und jetzt kam die „Fledermaus“ – für das Stück braucht man ja einen Schauspieler. Da hat er mich wieder gefragt und ich war begeistert. Der Frosch ist ja eine begehrte Rolle.

Was reizt Sie an der Rolle des Gefängnisaufsehers Frosch?

Reinbacher: Mich fasziniert diese Art von Lebensweisheit, die er von sich gibt, und die Komik, die dem innewohnt. Auch wie er mit den Frauen umgeht, und wie er das alles missversteht. Das ist eine fantastische Rolle. Man muss sie aber auch – wie alle komischen Rollen – ernst nehmen. So entsteht ja Komik. Das ist ja bei Georges Feydeau (zählt zu den erfolgreichsten französischen Komödiendichtern, Anm. d. Red.) auch so. Wenn man Feydeau-Stücke spielt, in denen der Ehemann ins Schlafzimmer kommt und man sich im Schrank verstecken muss – da denkt man, das ist Klamauk, aber diese Rollen muss man genauso ernst nehmen. Wenn man das wirklich real spielt, dass man das Gefühl hat, da ist jetzt Not, dann lachen die Leute viel mehr. Weil die sind ja alle froh, dass sie selbst nicht in der Lage sind. So entsteht ja echte Komik. Und dann ist da noch der Alkohol, dem der Frosch zu sehr zuspricht. In unserem Stück trinkt er auch Reinigungsmittel, in denen Alkohol drin ist.

Frosch muss ja dem stark betrunkenen Gefängnisdirektor Frank über die vorgefallenen Ereignisse berichten. Frosch selbst ist schwer bezecht und macht aus dem Bericht eine Persiflage. Sie selbst lassen Ihre Wiener Herkunft in die Rolle einfließen ...

Reinbacher: Ein bisschen, aber nicht zu dick. In Österreich würde man das anders machen. Und wir liefern Bezüge zu heute. So wie wir das spielen, ist das ja eher eine deutsche Justizvollzugsanstalt, wohin es mich als Gefängnisaufseher vertrieben hat, ich nehme an, im Rahmen der Europäischen Union (lacht). Es macht mir großes Vergnügen. Die Musik von Johann Strauss ist ja wunderschön, ich höre sie immer wieder gern.

Die erste Oper, in der Sie mitwirkten, war „Die Zirkusprinzessin“. Darin spielten Sie den Oberkellner Pelikan. Was fanden Sie an dieser Rolle spannend?

Reinbacher: Dass er ein Underdog ist, seine Hotelchefin anmacht und gar nicht ernst genommen wird. Das ist auch Situationskomik. Als ich vor Jahrzehnten noch in Graz Jura studierte, habe ich viel Statisterie gemacht, um Geld zu verdienen. Da war ich schon in der „Zirkusprinzessin“ der Oberkellner, der den Champagner gereicht hat. Dass ich 50 Jahre später diese Rolle im dritten Akt spiele, hätte ich mir damals auch nicht träumen lassen (lacht).

Sehen Sie es als Abwechslung zum Theater, wenn Sie auf der Opernbühne stehen?

Reinbacher: Ja, als eine Erfrischung, als etwas Neues. Und vor allem bin ich dauernd von Musik umgeben. Auf der Opernbühne sprechen sie nicht, sie singen, wenn sie ihre Liebe erklären. Die sagen nicht „Es ist der Ost, und Julia die Sonne!“, sondern da geht es mit der Stimme hoch und runter. Mir gefällt das sehr. Es ist eine schöne Abwechslung. Das bin ich sonst nicht gewohnt. Wir spielen ja etwas über Band ein oder haben mal ein kleines Orchester. Ich habe hier im Schauspielhaus auch schon „Im Weißen Rößl“ die Hauptrolle gespielt und den Kaiser Franz Joseph, auch mit Orchester, auch mit Singen. Aber mit diesem Sprechsingen ist eine andere Benutzung der Mittel verbunden. Bei uns geht es immer mehr um das Dialogische und weniger darum, die Töne zu treffen. Aber für mich ist das alles Theater.

Konnten Sie denn auch für Ihr eigenes Spiel etwas von den Opernsängern lernen?

Reinbacher: Für mein Spiel weniger, da lernen sie eher von mir (lacht). Aber gesangstechnisch schon. Aus mir wird kein Sänger mehr, aber es ist ein tolles Metier. Ich habe da großen Respekt davor.

Nun gilt die Oper gemeinhin noch als elitär, gar verstaubt oder als Relikt aus vergangenen Zeiten. Sehen Sie das auch so?

Reinbacher: Wenn man ehrlich ist, geht nur ein gewisser Prozentsatz der Bevölkerung in die Oper. Aber das sind Opernfans. Die kann man nur erschüttern, wenn man etwa eine „Tannhäuser“-Premiere macht (Opern-Chef Christoph Meyer nahm die „Tannhäuser“-Inszenierung von Burkhard C. Kosminski 2013 gleich nach der Premiere vom Spielplan, nachdem Zuschauer zusammengebrochen waren und sich in ärztliche Behandlung begeben mussten, Anm. d. Red.). Abgesehen von der Tannhäuser-Musik war ich davon begeistert. Es gibt schon eine eher konservativere Sicht auf die Oper, das merken Sie auch in Bayreuth, wenn da moderne Inszenierungen aufgeführt werden, dann ist da auch die Hölle los.

Wie kann man ein jüngeres Publikum für Oper interessieren?

Reinbacher: Zum Beispiel mit der computerisierten „Zauberflöte“, die Christoph Meyer von der Komischen Oper Berlin an die Rhein-Oper geholt hat – so etwas habe ich noch nie gesehen (Regisseur Barrie Kosky inszeniert die Mozart-Oper als Live-Action-Cartoon, Anm. d. Red.).

Nun wird ja heiß diskutiert, ob die Düsseldorfer Oper saniert oder abgerissen und neu gebaut werden soll. Wofür sind Sie?

Reinbacher: Ich bin dafür, dass die Oper am Rhein gebaut wird. Ich hab die Oper am Meer in Sydney gesehen. Das wäre toll: Mit einer Freitreppe runter zum Wasser.

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