Proben für Musical in Düsseldorf Musical-Klassiker geht mit Neuerungen auf Tournee

Düsseldorf · Derzeit laufen im Capitol-Theater die Proben für die „Rocky Horror Show“ – in einer moderneren, aber nicht weniger schrillen Fassung.

 Gut zu Fuß auf Stöckelschuhen: Oliver Savile (l.) spielt Frank N. Furter.

Gut zu Fuß auf Stöckelschuhen: Oliver Savile (l.) spielt Frank N. Furter.

Foto: Jochen Quast/JochenQuast

Im Capitol-Theater laufen die letzten Proben für die „Rocky Horror Show“. Die große Tournee geht durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Vom 14. bis 26. Juni gastiert sie in Düsseldorf. Dann kommt nach zwei Jahren Pause auch hier wieder die Aufforderung zu jenem Kult-Tanz, der den Zeitsprung imitiert: „Let’s do the Time Warp again“.

 Schauspieler Sky du Mont ist als Erzähler dabei.

Schauspieler Sky du Mont ist als Erzähler dabei.

Foto: Jens Hauer

Im großen Probensaal des Capitol-Theaters gehen derweil die Darsteller unter den wachsamen Augen von Choreograf Matthew Mohr die letzten Schritte für die Eröffnungsszene durch. Die ersten Takte von „Science Fiction Double Feature“ erklingen auf dem Flügel, der seitlich im Raum steht. Obwohl die Sänger und Tänzer noch nicht in Kostümen agieren, ist sie gleich da, die besondere Stimmung dieses Musical-Klassikers.

 Mehr als eine Million Zuschauer haben die Show bislang gesehen. Als Erzähler fungiert Sky du Mont (ganz rechts).

Mehr als eine Million Zuschauer haben die Show bislang gesehen. Als Erzähler fungiert Sky du Mont (ganz rechts).

Foto: Jochen Quast

1975 schaffte es die Geschichte auf die Kinoleinwand

1973 brachte Richard O’Brien die „Rocky Horror Show“ zum ersten Mal auf die Bühne im Londoner West End. Die Geschichte von Brad und Janet, die nach einer Autopanne in der bizarren Welt des Transsylvaniers Frank N. Furter landen, ist längst Kult. 1975 hat sie es auf die Kinoleinwand geschafft. Für 2022 haben sich die Produzenten David Farley und Martin Flohr mit Regisseur Sam Buntrock ein paar Neuerungen einfallen lassen. Die Charaktere waren in den Anfangsjahren der Produktion eindimensional. Das soll sich ändern: Die Figuren bekommen Tiefe, werden emotionaler. Davon profitieren zum Beispiel Riff Raff und seine Schwester Magenta, deren Beziehung deutlicher herausgestellt wird, verrät Buntrock. Technisch wollen die Macher auf die veränderten Sehgewohnheiten des Publikums reagieren und haben einige Überraschungen geplant. Nach zwei Jahren kann es die Crew kaum erwarten, wieder auf die Bühne zu dürfen. Geprobt wird unter Hygieneregeln. Angesprochen auf die geplanten Neuerungen sagt Buntrock: „Wir haben immer Veränderungen in die Show eingebaut. Der menschliche Faktor war mir dabei besonders wichtig.“ Die Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre hätten ihn dazu bewogen, gerade diesen Aspekt noch mehr herauszuarbeiten. „Zufrieden mit dem Ergebnis kann man wohl nie sein“, gibt der Regisseur zu und ergänzt: „Sonst wäre man auch falsch in diesem Geschäft. Aber wir sind nah dran.“

Währenddessen haben sich die jungen Darsteller, alle vor Monaten im Londoner West End gecastet, für den großen Auftritt von Frank N. Furter in Position gebracht. Oliver Savile stolziert auf High Heels durch den Saal und zieht alle Anwesenden in seinen Bann. Schon jetzt ist klar, mit ihm hat die Produktion die Idealbesetzung. Savile ist kein Nobody im Musical-Kosmos, er stand schon für „Phantom of the Opera“, „Les Misérables“, „Wicked“ und „Mamma Mia“ auf der Bühne. Mit sexy Hüftschwung stellt er sich als der „Sweet Transvestite from Transexual Transylvania“ vor. Dabei läuft er gerade einmal seit vier Wochen auf diesen hohen Hacken, wie er lachend zugibt. Die Kolleginnen hätten ihm den Tipp gegeben, „immer die Füße beim Laufen über Kreuz zu setzen“ und dabei schön die Hüften zu schwingen.

Wie kein anderes Musical hat die „Rocky Horror Show“ weltweit so eine große Fangemeinde, weil die Mitwirkung des Publikums an den Aufführungen einfach dazu gehört. Jedes Jahr freuen sich alle Beteiligten auf die „Rocky Virgins“, die zum ersten Mal dabei sind. Alle anderen gehen nicht ohne Reis, Klopapier, Schirm oder Zeitung in die Show. Requisiten, die ein absolutes Muss sind, ebenso wie eine Wasserpistole. Als Erzähler wird neben Ralf Morgenstern, der bereits im Februar in Oberhausen diese Rolle übernimmt, wieder Sky du Mont dabei sein. Die Geschichte ist, obwohl vor rund 50 Jahren erdacht, zeitlos. Vielleicht funktioniert sie sogar heute besser, da die Diskussionen über Identität und Diversität offener geführt werden. Denn die Welt, in die das biedere Pärchen Brad und Janet eintaucht, ist verrucht, verrückt, galaktisch und divers.

Beide machen im Verlauf der Handlung eine Wandlung durch, die sie ganz neue Seiten am jeweils anderen entdecken lässt. Zum Abschluss der Probe singen die Darsteller noch eine Hommage an den kürzlich verstorbenen Meat Loaf, der als Eddie in der Kino-Version des Musicals seinen großen Durchbruch hatte.

Info 14. bis 26. Juni im Capitol-Theater an der Erkrather Straße. Infos und Tickets gibt es unter:

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