Beethoven-Jahr 2020 Beethoven ist immer da – auch in Düsseldorf

Düsseldorf · Vor 250 Jahren wurde der Komponist geboren. Daher wird er auf der ganzen Welt mit viel Programm geehrt. Doch unabhängig davon umgibt uns viel Beethoven. Auch in unserem Alltag? Vielleicht sogar im Stadion? Wir haben uns dazu ganz subjektive Gedanken gemacht.

 Im Café Beethoven an der Beethovenstraße in Düsseldorf trifft eine knallrote Beethoven-Büste auf einen Fortuna-Schal. Auch das ist Beethoven und Düsseldorf.

Im Café Beethoven an der Beethovenstraße in Düsseldorf trifft eine knallrote Beethoven-Büste auf einen Fortuna-Schal. Auch das ist Beethoven und Düsseldorf.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Beethoven umgibt uns. Auf vielfältige Weise kommen wir mit seiner Musik in Berührung, immer wieder; aber auch mit den Spuren seines Schaffens, seinem Erbe. Bisweilen auch als feinädrige Wurzeln für manches, was wir gar nicht als Beethoven identifizieren können. Beethoven ist heute mehr denn je präsent in unserer Hochkultur, aber auch jenseits dessen, in populäreren Gefilden. Wollte man die Mittel des Boulevards heranziehen, könnte man fast sagen: Beethoven ist ein Megastar – und das nicht erst seit gestern.

Beethoven gehört zum kollektiven Gedächtnis

Er ist eine Marke, mit seinem ikonisch gewordenen Antlitz, seiner Taubheit, und natürlich durch seine von unsterblich eingängigen Motiven geprägte Musik. Für Elise – man kann von dem, was mit diesem Stückchen passiert ist, halten was man möchte – gehört zum kollektiven Gedächtnis. Genauso wie das „Ta Ta Ta Taaa“ – Sie wissen schon.

Und natürlich ist er auf so vielfältige Weise präsent, auch in Düsseldorf – vielleicht nicht so unmittelbar wie im unweiten Bonn, wo Ludwig vor 250 Jahren geboren ist. Dort wird das Beethoven-Jahr natürlich auch entsprechend gewichtig gefeiert; doch weltweit gedenkt man Beethoven und seiner Musik und versucht ihn auf diese oder jene Weise aus heutiger Sicht, für die Menschen von heute und mit den Menschen von heute noch besser zu verstehen. Beethoven, dessen Schaffen auch immer etwas Revolutionäres hatte, wurde nicht selten vereinnahmt – politisch, künstlerisch, mal mit positiver Kraft, mal mit dunklen negativen Energien, die aber dem Werk, der Aura dessen und dem Erbe schlussendlich nichts anhaben konnten.

Am 17. Dezember 1770 wurde Beethoven getauft; vermuten könnte man, dass dies nach den Gebräuchen jener Zeit – als Neugeborene möglichst schnell aus den Fängen des Fegefeuers befreit werden mussten, da man nicht wusste wie lange und ob sie überleben –, kurz nach seiner Geburt geschehen musste. Vielleicht erblickte der rheinische Junge also am 16. die Welt im Gartenflügel in einem Bürgerhaus in der heutigen Bonngasse 20, damals trug das Haus die Nummer 515. In einer kleinen Dachstube nahm Beethovens Leben seinen Anfang und dieses sollte wahrlich Großes bewirken, für die Musik, ja für die gesamte Musikwelt europäischer Prägung und darüber hinaus, nach ihm. Viel Leid, seine Taubheit, seine Einsamkeit – bisweilen romantisch verklärt – begleitete ihn auf seinem Weg, an dessen Rand sich wunderschöne Blumenbeete musikalischer Werke finden lassen, die er kraftvoll seinen Mitmenschen und der Nachwelt hinterließ.

Seine Musik, die tradierte Regeln der Kunstmusik revolutionierte, beeindruckt uns heute und sorgte schon bei seinen Zeitgenossen für verblüffte Ohren. Man muss wissen, dass „klassische“ Musik, wie wir es heute verstehen, immer auch ein Spiel mit Traditionen und ihr Infragestellen und zeitgleich Verinnerlichen war und ist. Nicht aus einem luftleeren Raum kam Ludwig auf so ikonische Werke wie die Fünfte Sinfonie, die jedes Kind kennt oder seine Neunte, deren finales Thema es sogar zur Europahymne geschafft hat.

Und vieles von dem, was für die Hörer jener Zeit in anderem Kontext ganz anders angemutet haben mag, vernehmen wir heute mit vollkommen veränderten ästhetischen Filtern. Dennoch ist seine Musik in großen Teilen von einer besonderen Zeitlosigkeit. Vielleicht auch, weil seine Tonsprache so viel Einfluss auf unsere heutige Musikgeschichte hatte. Beispiel: Wenn – obwohl es ja heißt, dass Düsseldorf, was große Pop-, Rock-Events angeht nur B-Stadt sei – etwa dieses Jahr Rammstein in der Arena spielt, so steckt in den Riffs und Harmonien, die die harten Jungs spielen, viel mehr Beethoven als man vermutet. Denn wie viel Beethoven steckt doch in Musik von Wagner, Bruckner oder Mahler, wie viel in Filmmusik und Co. und so viel davon etwa beispielsweise in Rammstein. Düstere Kräfte, die der Wahlwiener in seine Töne wie kaum ein anderer – Ausnahmen bestätigen die Regel – packte, entwickeln sich bei ihm immer wie ein Funke, der ein Feuer entzündet. Nicht umsonst schrieb Beethoven seinen Prometheus und seine „Eroica“, seine dritte Sinfonie. Die heroische, die nicht nur politisch revolutionäre Energien in sich birgt, sondern überhaupt revolutionierte, was Sinfonien sind und sein können.

Ohnehin, es gibt so viele paradigmatische Werke von ihm, ob Kammermusik, Sinfonik, seine Art für das Klavier zu schreiben, seine Klavierkonzerte, aber auch die einzige Oper „Fidelio“, die durchaus wie ein Scheidepunkt in der Geschichte dieser Gattung wirkte.

Musikwissenschaftler können mehrere Bibliotheken mit wunderbaren Erkenntnissen über die Ästhetik, die Wirkung, die Struktur, die Geheimnisse und Kniffe seiner Musik füllen – das ist ganz vortrefflich. Doch selbst wenn man nicht derart vertieft in die Materie einzutauchen gedenkt, liegt eines offen: Beethoven hat durch seine Art der Harmonien, also musikalische Zusammenhänge in zeitgleich klingenden Tönen, Motive, also die Bausteine, aus denen ein Werk besteht, und Form, also das, wie ein Stück innerlich aufgebaut ist, Musik geschaffen, die unzählige Menschen inspiriert hat. Ohne Beethovens Weise etwa für bestimmte Instrumente zu schreiben oder ohne seine Idee von sinfonischer Musik, würde heute – soviel darf man mutmaßen – die Musik, die uns täglich umgibt, wahrscheinlich ganz anders klingen.

Auch die Toten Hosen huldigten Beethovens Musik

All das spiegelt sich sogar, um gewisse Ecken gedacht, im Stadion bei Spielen von Fortuna. Nun, „Strom“ – das Torlied – mag wirklich nur ganz mittelbar Bezüge zu Beethovens Musik haben, wenngleich der Rhythmus und die darauf in großen Bögen gelegte Melodie, durchaus einen Geist atmen, der bis in die Zeiten Beethovens zurückreichen mag.

Aber die Düsseldorfer „Haus-Band“, unsere Toten Hosen, von denen ja „Strom“ ist, huldigten selbst „Ludwig van“: „Hier kommt Alex“. Das Lied bezieht sich auf den Protagonisten von Stanley Kubricks Film „ A Clockwork Orange“, namens Alex, der in dieser dystopischen Zukunft als ein übler Bursche, zeitgleich aber ein hingebungsvoller Verehrer von Beethoven, gezeichnet wird. Die Musik von seinem „Ludwig van“ – so sein Kosename für Beethoven – taucht dort auch in futuristischen Bearbeitungen auf; ist Begleitmusik für so manche brutale Orgie von Alex und seiner Gang und treibt ihn nach einer sonderbar obskuren „Behandlung“ in einer Besserungsanstalt dazu, bei den Klängen der Neunten aus dem Fenster zu springen. Ob Ludwig selbst das gut gefunden hätte, sei dahingestellt.

Was ihn aber gewiss gefallen hätte, ist, dass seine Musik heute noch lebendiger ist denn je. Und durch das Beethoven-Jahr vielleicht sogar noch in die Ecken vordringen wird, die bis dato noch nicht von Beethoven durchdrungen sind. Nun – wir wollen nicht übertreiben, aber auch in Düsseldorf steht so manches im Zeichen Beethovens dieses Jahr.

Unabhängig davon, ob Sie nun musikaffin sein mögen oder es weniger sind; man kann auch auf ganz anderen Wegen in Düsseldorf Beethoven seine Aufwartung machen. Wie wäre es beispielsweise mit einem Spaziergang durch die Beethovenstraße in Flingern. Oder einem Besuch bei dem nach der Straße und folglich auch den Komponisten benannten Lokal: dem „Beethoven“ an der Ecke Beethovenstraße/Ackerstraße

Musikalisch erwartet uns zum Jubiläum einiges. In der Tonhalle sind etliche Konzerte geplant, es gibt kleinere und größere Projekte und vielleicht darf man – auch wenn die kommende Saison noch nicht bekannt gegeben wurde – sogar auf manchen Knalleffekt hoffen. Etwa eine neue Fidelio-Inszenierung an der Oper. Ein großes Beethoven-Event in der Tonhalle; vielleicht sogar eine Würdigung von Beethovens Schauspiel-Musiken am Schauspielhaus. Beethoven im Tanzhaus, im FFT? Man wird sehen, das Beethoven-Jahr ist noch jung.

Wir haben in einem separaten Artikel die Termine zusammengestellt, die schon bekannt sind und blicken vielleicht sogar ein bisschen in die Glaskugel.

Informationen zu den offiziellen aus Bonn organisierten Beethoven-Feierlichkeiten finden sich online unter:

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