Varieté Karl Dall entert das Apollo Varieté

Düsseldorf · In der Reeperbahn-Show erzählen Artisten und Musiker von Liebe, zwielichtigen Gestalten und Rock `n` Roll.

 Überraschungsgast Karl Dall in Kapitänsuniform im Apollo Varieté.

Überraschungsgast Karl Dall in Kapitänsuniform im Apollo Varieté.

Foto: Ralf Schuett

Ein durchtrainierter junger Mann schwebt, scheinbar gefangen in einem Netz, von der Decke. In ästhetisch-tänzerischen Bewegungen fließt er gleichsam von einer artistischen Bewegung zur nächsten. Mit Joao Godinho beginnt die neue Show im Apollo Varieté, Titel: „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“, poetisch. Gleich danach zeigt sich, welcher rote Faden weiter durch den Abend führt: Susi Salm mit ihrer Reibeisen-Stimme führt als Sängerin und Moderatorin die Show an. Ihre Art, ihre Hamburger Schnauze, muss man mögen – und das tun die meisten der Premieren-Zuschauer.

  Laut, schrill, selbstironisch und immer um Stimmung und einen Spruch bemüht geht es mit ihr in den Szene-Kiez. Für die vielen rockigen Oldies und Evergreens, die sie mit ihrer Hamburger Band Rudolf Rock and die Schocker gibt, passt sie perfekt – mit Songs wie Let‘s have a party oder Great balls of fire holt sie gekonnt die Leute von den Sitzen. Singen, tanzen, erzählen, Artistik – die Elemente gehen fließend ineinander über.

Überraschungsgast des Abends ist Karl Dall. Der Entertainer erfreut das Publikum im weißen Anzug und mit den Evergreens  „La Paloma“ und „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“. Der dramaturgisch geschickt inszenierte Abend kokettiert dann immer wieder mit Anspielungen auf das Szene-Viertel Reeperbahn und seine Geschichte. Da geht es um den König von St. Pauli aus der TV-Serie, ebenso wie um die Legende Wilfrid Schulz, bekannt als der Pate, der einst sein Geld im Rotlichtmilieu machte. Da geht es aber auch um Hamburg-Touristen, um Liebespaare, um Sinnlichkeit, Ästhetik.

Im zweiten Teil gewinnt der Abend noch an Dynamik

 Die Künstler bieten durchweg ein stimmungsvolles und fantasievolles Programm. Besonders im zweiten Teil gewinnt der Abend noch mal an Dynamik durch eine dichte Abfolge abwechslungsreicher Nummern, drastischer Stimmungswechsel und spannungsgeladener Artistik. Helena Lehmann versprüht Eleganz und Anmut an der senkrecht stehenden Stange. Sie erschafft eine Atmosphäre wie in einem Traum, scheint zu schweben, dreht sich in wunderschön fließenden Figuren. Scheinbar mühelos tanzt sie, die Stange einmal sogar nur in eine Achselhöhle geklemmt, in den Lüften. Dann ist da Claudius Specht mit seiner Jonglage, der vor allem mit einem unglaublichen Tempo besticht, nur durch seine Kunst, beispielsweise mit ineinander gestapelten Bechern Witz versprüht und dabei stets noch eine Sekunde findet, um dem Publikum charmant zuzugrinsen.

Und da ist genauso das Trio Bokafi mit dem Schleuderbrett, bei dem der kleinste der Männer quer über die Bühne fliegt, mit Mehrfach-Salti und Schrauben, um am Ende auf den Schultern eines Kollegen stehend zu landen. Absolut sehenswert.

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