Sparkassen-Bus Viele ältere Kunden sind am neuen Sparkassenbus verunsichert

Düsseldorf · Nach der Schließung von acht Filialen kommt das Mobil einmal pro Woche in die Stadtteile. Ein Besuch in Heerdt.

 Die fahrende Sparkassenfiliale in Heerdt:Bankkunde Heinz-Peter Pfützner holt am Geldautomat Geld ab.

Die fahrende Sparkassenfiliale in Heerdt:Bankkunde Heinz-Peter Pfützner holt am Geldautomat Geld ab.

Foto: David Young/david young

Für die Heerdter Sparkassen-Kunden war es am Donnerstag eine Premiere. Die Filiale am Nikolaus-Knopp-Platz hatte zum 30. September endgültig geschlossen. Stattdessen setzt das Geldinstitut hier – wie in sieben weiteren Stadtteilen – nur einmal in der Woche den neuen roten Sparkassenbus ein: in Heerdt von 9.30 bis 12 Uhr auf dem Hanns-Heuer-Platz. Und weil der vergangene Donnerstag ein Feiertag war, kam nun erstmals die mobile Filiale zum Einsatz, ohne dass man parallel dazu noch die echte Filiale aufsuchen konnte.

Dort befindet sich nur noch ein Selbstbedienungsstandort, mit Geldautomaten und Auszugsdrucker. Christiane Pilger steht irritiert davor. „Der Drucker funktioniert nicht“, sagt die 83-Jährige. Julia Fuchs kommt ihr zur Hilfe und zeigt den zweiten Drucker. Fuchs war bis vor kurzem in der Heerdter Filiale angestellt, ist nun Leiterin in Lörick, aber an diesem Tag noch mal Ansprechpartnerin. Christiane Pilger ist dankbar, sie hat sich ein paar Minuten zuvor schon den Sparkassenbus angeschaut. Sie bekennt: „Ich habe noch nie Geld am Automaten geholt, immer nur am Schalter. Ich habe Angst, dass jemand das mitbekommt, wenn ich am Bus Geld abhebe.“

Diese Sorge teilt Bezirkspolizist Michael Kuhn nicht. Auch er ist neugierig, wie der Busauftakt läuft. Er sagt: „Das ist aber so ein belebter Platz, hier muss man keine Angst haben.“ Auch eine Sprengung des Bus-Geldautomaten hält er für unmöglich. „Dafür braucht man Zeit und hier sind zu viele Leute, die gucken.“

Sparkassen-Mitarbeiter Uwe Kames hat an diesem Morgen den Bus nach Heerdt gefahren. „Wir kommen immer etwas früher, dann sind die ersten Kunden schon da“, sagt er. Rund 60 werden es bis 12 Uhr sein, die die mobile Filiale nutzen. Denn, wer kein Online-Banking macht, kann seine Papier-Überweisungen nur noch im Bus-Schalter oder eben in einer weiter entfernten Filiale wie in Lörick oder Oberkassel abgeben. In den Selbstbedienungsbereichen hat die Stadtsparkasse Düsseldorf dieses Angebot abgeschafft, weil Boxen mit Formularen aufgebrochen wurden, erklärt Sprecher Gerd Meyer.

Am Bus-Geldautomaten erlebt eine 89-jährige Kundin, die ihren Namen nicht nennen möchte, eine Premiere. Sie sagt: „Ich habe gerade zum ersten mal am Automaten Geld abgehoben.“ Dazu musste sie, weil sie keinen PIN nutzt, im Bus ein Formular ausfüllen. Dann bekommt sie draußen am Automaten den zuvor genannten Betrag. Eine Servicemitarbeiterin hilft ihr. Die 89-Jährige sagt: „Ich muss mich sehr umstellen, ich muss das alles lernen, oder in die Filiale nach Oberkassel fahren.“ Andere ältere Menschen, die wir an diesem Morgen sprechen, fühlen sich überfordert, ihre Geldgeschäfte künftig ohne die festen Ansprechpartner der alten Filiale zu erledigen. Heinz-Peter Pfützner, der aus Meerbusch kommt, beklagt, dass zunächst seine Filiale am Handweiser und nun auch die in Heerdt weggefallen sei. Am Bus gibt er Überweisungen ab, möchte 400 Euro in vier Hunderter-Scheinen abheben. Das gibt die Stückelung nicht her. Pfützner überlegt nun, zur Sparkasse Neuss zu wechseln.

Nach den Filialschließung seien nicht viele Kunden zu anderen Banken abgewandert, sagt Gerd Meyer. Viele seien zur nächstgelegenen der 32 Geschäftsstellen gewechselt, die seien jetzt sehr gut ausgelastet. Generell steige gerade die Zahl der Privat- und Geschäftskonten. Das ändert nichts daran, dass zum 31. Oktober in den Filialen Münsterstraße, Duisburger Straße, Altstadt und Lierenfeld ebenfalls Schluss ist. Rund eine Million Euro für die Mieten der Ladenlokale spart die Sparkasse durch die 13 Filialschließungen ein. Weitere Schließungen seien nicht geplant. Und die Schwächen und Stärken der mobilen Filiale würden im Frühjahr analysiert. Möglicherweise reagiere man mit neuen Bus-Standorten, Zeiten und einem zweiten Mobil.

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