Bürgerärger Sparkassen-Schließung in Düsseldorf: Kunden machen ihrem Ärger Luft

Düsseldorf · Zahlreiche Filialen der Sparkasse werden in Düsseldorf geschlossen. Hunderte Anwohner haben nun mit einer Unterschriften-Liste protestiert. Doch bewirkt das etwas?

 Die Filiale an der Fleher Straße wird Ende September geschlossen, die Mitarbeiter wechseln zur Brunnenstraße.

Die Filiale an der Fleher Straße wird Ende September geschlossen, die Mitarbeiter wechseln zur Brunnenstraße.

Foto: ja/völkel

368 Unterschriften hatte der „Kreis Aktive Senioren“ der St. Bonifatius-Gemeinde zum Jahresende bei der Stadtsparkasse Düsseldorf abgegeben. Als Protest gegen die geplante Schließung der Sparkassenfiliale an der Fleher Straße und mit dem Wunsch, dass die Zweigstelle nahe dem Aachener Platz doch noch erhalten bleiben kann. Am Mittwoch nun hatte der Kreis um Organisator Hans Hegger noch einmal Hoffnung, den für das Privatkundengeschäft zuständigen Sparkassenvorstand Michael Meyer umzustimmen. Denn der hatte eine Einladung zur Diskussion ins Pfarrheim Flehe angenommen.

Mehr als 200 Anwohner waren dort hingekommen, der Raum war so voll, dass es nicht mal mehr einen Stehplatz gab. Michael Meyer hatte eine etwas verspätete Anreise mit Hindernissen, weil er auf dem Weg einen Unfall mit Blechschaden hatte. Doch er stellte sich den Fragen der Fleher, Volmerswerther und Bilker, sagte sogar, er habe sich über die Einladung nach Flehe gefreut.

Doch wenig erfreut dürfte er am Abend das Pfarrheim verlassen haben. Denn überzeugen konnte er die zumeist älteren Anwesenden mit den Angeboten der Sparkasse nach der Filialschließung keineswegs. Margret Mittelstädt brachte es auf den Punkt, was die meisten auf der Versammlung dachten: „Wenn die den Laden dicht machen, dann bin ich auch weg.“ Die 71-Jährige hat sich nun fest vorgenommen, nach der Schließung der Sparkasse im September zur Volksbank an der Fleher Straße zu wechseln. Und Hans Hegger, der Organisator der Veranstaltung, hatte die Bürger sogar gebeten per Hand aufzuzueigen, wer einen Wechsel zur Konkurrenzbank erwäge: Es waren fast alle im Saal.

„Hier ziehen immer mehr Leute hin, aber wir haben keine Post mehr, keinen Drogeriemarkt, keinen Einzelhandel, der Lotto-Laden hat gerade geschlossen, aber die Sparkassen-Schließung — das ist wirklich die Höhe“, sagt Mittelstädt (77), die fast ihr ganzes Leben in Flehe lebt. Die fünf Mitarbeiter der Sparkasse an der Fleher Straße sollen in die Filiale an der Brunnenstraße wechseln. Doch diesen Wechsel wollen und können die meisten älteren Kunden nicht mitmachen. Sie beklagen, dass es dort keine Parkplätze gebe. Und Erich Boß (71) sagt: „Wir können dann mit der U 72 zum Bilker Bahnhof fahren, dort umsteigen und wieder eine Haltestelle zurückfahren zum Karolinger Platz.“ Er persönlich sei auch noch gut zu Fuß, aber das gelte für viele in Flehe und Volmerswerth nicht.

 Sparkassen-Vorstand Michael Meyer (vor dem Kreuz) stellte sich am Mittwoch der Diskussion in Flehe.

Sparkassen-Vorstand Michael Meyer (vor dem Kreuz) stellte sich am Mittwoch der Diskussion in Flehe.

Foto: ja/völkel

Ihnen macht Michael Meyer das Angebot, einmal in der Woche für drei Stunden einen roten, barrierefreien Bus mit Geldautomaten und Auszugsdrucker und vor allem mit einem Sparkassenmitarbeiter nach Flehe zu schicken. Meyer sagt sogar: „Das ist wie eine normale Filiale.“ Doch das sehen die Noch-Sparkassen-Kunden ganz anders: Sie wollen nicht Schlange stehen oder im Regen, sie wollen den Kontakt zu ihren persönlichen Beratern behalten, denen sie in Gelddingen vertrauen. Viele Ältere haben noch nie einen Automaten genutzt und holen ihr Geld immer am Schalter ab. Meyer verweist auf das wachsende Online-Banking, ein 80-Jähriger hält ihm mit kräftiger Stimme dagegen, dass er überhaupt kein Internet zu Hause habe und online keine Bankgeschäfte machen möchte.

Verärgert verlassen die ersten nach einer Stunde die Veranstaltung, weil sie erkennen, dass die Sparkasse den Beschluss zu Schließung nicht zurücknehmen wird. Eine jüngere Frau bekommt viel Beifall, als sie sagt: „Ich sehe mit großer Sorge, dass unsere Eltern-Generation hier vergessen wird.“ Gefreut haben dürfte sich in diesem Moment nur eine: unter den Anwesenden war auch die Filalleitung der Volksbank.

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