Bahnunfall: Verfahren gegen Kontrolleure

2013 entgleisten Waggons mit explosivem Propan. Grund waren Schäden am Gleis, die nicht aufgefallen waren.

Bahnunfall: Verfahren gegen Kontrolleure
Foto: D. Young

Düsseldorf. Der Bahnunfall, bei dem vor gut einem Jahr in Derendorf Waggons mit hochexplosivem Propan entgleisten, ist offenbar durch eklatante Schäden im Gleisbett ausgelöst worden. Die sind aber bei mehreren Kontrollen nicht aufgefallen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb nun gegen zwei Mitarbeiter der Deutschen Bahn.

Am 2. Juli waren vier Waggons eines Güterzugs am S-Bahnhof Derendorf entgleist, bis zum nächsten Nachmittag herrschte im Viertel Ausnahmezustand. Die Rettungskräfte mussten mit Explosionen rechnen, falls Gas ausgetreten wäre. Doch glücklicherweise verlief die Bergung reibungslos.

Die Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle fertigte ein Gutachten an, aus dem hervorgeht: Grund für den Unfall waren massive Schäden am Gleisbett, die sich über lange Zeit entwickelt hatten und bei Kontrollen hätten auffallen müssen. Die habe es auch gegeben, etwa 2010, 2011 und am 11. September 2012. Den Kontrolleuren ist aber nie etwas aufgefallen. Sie hatten für 5,3 Kilometer Gleisstrecke auch nicht mehr als gut zwei Stunden zur Verfügung.

Auf Grundlage dieser Untersuchung hat die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen zwei Kontrolleure eingeleitet. „Gefährlicher Eingriff in den Schienenverkehr“ lautet der Vorwurf, Experten glauben nicht, dass für die Beschuldigten ein Freispruch zu erwarten ist, sollte es zum Urteil kommen.

Der Gesetzgeber sieht ein Strafmaß von einer Geldstrafe bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug vor. Das Verfahren wirft zudem die Frage auf: Gibt es noch Verantwortliche auf höherer Ebene der Bahn? Das Gutachten sagt dazu nichts. Denkbar wäre theoretisch aber, dass sich ein Ermittlungsansatz aus den Aussagen der Beschuldigten ergeben könnte.

Der Zug war damals im Auftrag der Stadt Monheim unterwegs. Nach Medienberichten hat diese nun angekündigt, die Deutsche Bahn auf Schadensersatz zu verklagen. Das sagte Bürgermeister Daniel Zimmermann.

Die Deutsche Bahn bestätigte gestern auf WZ-Anfrage, dass unter anderem eine „schlechte Gleislage“ Unfallursache gewesen sei.

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