Attentat an der Keupstraße Zweite Auflage von Birlikte

Am 14. Juni gibt es in Mülheim zwölf Stunden Musik, Theater, Kabarett und Diskussionen.

Attentat an der Keupstraße: Zweite Auflage von Birlikte
Foto: dpa

Köln. Am Sonntag, 14. Juni, gibt es in Mülheim von 11 bis 23 Uhr die zweite Auflage des Birlikte-Festivals. Im Vorjahr wurde mit dem Fest an den zehnten Jahrestag des Nagelbomben-Anschlags in der Keupstraße gedacht. In diesem Jahr werden in der Schanzenstraße, dem Carlswerk und in der Keupstraße mehr als 500 Künstler auf 30 Bühnen auftreten und für ein friedliches Zusammenleben ohne Fremdenfeindlichkeit zusammenstehen. Über knapp einen Kilometer zieht sich die Feiermeile im Stadtteil.

„In seiner ersten Auflage ist das Festival in Erinnerung geblieben. Es wurden Zeichen gesetzt für einen friedliches Miteinander und ein Zusammenwachsen der Gesellschaft. Birlikte gibt den Menschen Orientierung in einer Zeit der Zuwanderung und gesellschaftlicher Integration“, sagt OB Jürgen Roters. Dass es eines weiteren Zeichens in Köln bedarf, zeigen laut den Organisatoren rechte und teils gewalttätige Demonstrationen von Bündnissen wie Kögida oder Hogesa im vergangenen Jahr, aber auch die Anschläge in Paris, als Religion von Extremisten als Legitimation missbraucht wurde.

„Es reicht nicht aus, nur einen Leuchtturm zu setzen, es muss eine Kontinuität geben. Wir brauchen solche Meilensteine wie dieses Festival jedes Jahr“, erklärt Roters. „Zusammenstehen. Zusammenleben“ lautet das Motto in diesem Jahr. „Zusammenleben bedeutet viel Arbeit, wir müssen lernen, hinter die Fassaden zu blicken und offen zu sein“, sagt Meral Sahin von der IG Keupstraße.

Zu Beginn des Festivals um 11 Uhr wird es ein „Frühstück der Religionen“ geben, zudem unter anderem die katholische und die evangelische Kirche, die Ditib, die Synagogengemeinde und auch eine buddhistische Gemeinschaft gemeinsam einladen. In der Keupstraße werden sich wieder Räume öffnen, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind, darunter auch der Hinterhof des Friseursalons, vor dem die Nagelbombe 2004 gezündet wurde.

Neben kulturellen Angeboten wird es auch wieder Diskussionsforen geben. So berichten Anwälte vom aktuellen Stand des NSU-Prozesses in München. In einer Diskussion über Rassismus kommen auch Betroffene des Kölner Attentats aufs Podiums.

Das Bündnis „Köln stellt sich quer“ bietet eine Diskussion zu Phänomen wie Kögida und Pegida an. Um die aktuelle Flüchtlingsproblematik geht es bei einer Lesung des Schriftstellers Navid Kermani, der auch mit dem Gründer von Cap Anamur, Rupert Neudeck, sprechen wird. Bei einen Gespräch des Integrationsrates geht es um die Potenziale der Mehrkulturalität.

Musikalisch wird die Bandbreite von kölschen Tönen über Rock und HipHop bis zu Reggae und Latin reichen. So werden die Höhner im Depot des Schauspiels gemeinsam mit der HipHop-Formation Microphone Mafia auftreten. Auf der Hauptbühne am Verlagshaus von Bastei-Lübbe gibt es Gastspiele von Wolf Maahn, Cat Ballou, Kasalla und Zeltinger sowie einen gemeinsamen Auftritt von Brings und Eko Fresh. Auf der großen Bühne am Eingang der Keupstraße tritt unter anderem die Balkan-Ska-Reggaeband Trovaci auf.

Dazu kommen Auftritte von Ensemblemitgliedern des Schauspiels an verschiedenen Orten. Fatih Cevikkollu präsentiert sein aktuelles Programm „Fatih-Tag“, Wolfgang Schorlau liest aus seinen noch nicht veröffentlichten Buch „Die schützende Hand“ zum NSU-Prozess und das Schauspiel zeigt sein Keupstraßen-Stück „Die Lücke“. Dazu gibt es Auszüge aus der Stunk- und der Immisitzung.

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