Kunst Familie als Reibungsfläche einer Sozialisation

Köln · Was bedeutet Familie? Woraus besteht eine Familie? Was passiert, wenn ein Mitglied von den „althergebrachten“ Normen abweicht und sich der queeren Community zuordnet? Gibt es noch die klassische Kernfamilie?

 Blick in die neue Sonderausstellung „Docks“ von Moritz Krauth in der Kölnr Artothek.

Blick in die neue Sonderausstellung „Docks“ von Moritz Krauth in der Kölnr Artothek.

Foto: step/Eppinger

Welche neuen Formen von Familie entstehen? Und wie sieht die Zukunft von Familie aus? Das sind Fragen, die beim Besuch von „Docks“, der neuen Sonderausstellung in der Kölner Artothek auftun.

Der 1990 in Hamburg geborene Künstler Moritz Krauth setzt sich in seinen acht großformatigen Digital-Collagen und in einem Video mit diesem Thema intensiv auseinander. „Es war der Versuch eines sozialen Modells, das eine Kernfamilie genau untersucht, um zu schauen, was man daraus gesamtgesellschaftlich ableiten kann“, sagt Krauth, der an der Kunstakademie Düsseldorf studiert hat.

Aktuell arbeitet Krauth als Stipendiat des Kunstvereins Düsseldorf im Mataré-Haus, ein wichtiger Ort auch für die aktuelle Ausstellung. Zuvor waren Arbeiten von ihm zum Thema bereits im Mai und Juni bei „Gold + Beton“ am Ebertplatz zu sehen. „Bei einer Lesung im Kunstverein Düsseldorf habe ich mich im November erstmals damit auseinandergesetzt. Dafür hatte ich „Momo“ von Michael Ende aus queerer Sicht umgeschrieben.“

In seinem sozialen Modell geht es um eine Konstellation, wie sie zum Beispiel in der Kernfamilie als soziale Norm in den westlichen Gesellschaften zu finden ist. Diese wird in den Fokus des visuellen Geschehens gerückt. Die Kernfamilie wird stellvertretend für die Gesellschaft zur Reibungsfläche einer Sozialisation.

Der hinterfragte Status quo wird über das vermeintliche Fehlen eines Mitglieds und die daraus resultierende fiktive Erweiterung um eine Schwester auf ambivalente Weise verhandelt. Die Installation der Kunstwerke führt auf die Frage hin, ob die betrachtende Person eventuell dieses Mitglieds evozieren kann oder sogar dessen Rolle einnimmt.

Die Konstellation der Kunstwerke mit den digitalen Collagen und dem Video ist zwar klassisch, wird von Krauth aber inhaltlich erweitert und bleibt sehr persönlich. Das Video wurde mit der eigenen Familie größtenteils in Hamburg aufgenommen. Auch in den Collagen finden sich Familienmitglieder.

 

Service: „Docks“ von Moritz Krauth, Artothek, Am Hof 20, bis 27. August. Die Artothek hat Di-Fr von 13-19 Uhr und Sa von 13-16 Uhr geöffnet.

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