Meinung Nach Wehrbericht: Mit der weißen Fahne

Berlin · Der Wehrbeauftragte lässt kaum ein gutes Haar am Zustand der Bundeswehr. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer denkt derweil schon über weitere Auslandseinsätze nach. Sie wäre stattdessen gut beraten, sich auf die Kernprobleme zu konzentrieren.

 Der Wehrbeauftragte kritisierte unter anderem Zustand und Menge der Ausrüstung.

Der Wehrbeauftragte kritisierte unter anderem Zustand und Menge der Ausrüstung.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Der Wehrbericht ist niederschmetternd. In allen Bereichen verfügt die Bundeswehr über zu wenig Material; das vorhandene ist vielfach nicht verwendbar. Die Truppe ist unattraktiv als Arbeitgeber und wie sich das ändern soll, wenn der Zustand so desolat ist, bleibt ein Rätsel. Außerdem belastet viel zu viel Bürokratie das Soldatenleben - getreu dem Motto, wer schreibt, der bleibt. Deutschland hat eine Armee, die im Verteidigungsfall prompt die weiße Fahne schwenken müsste. Sofern sie denn rechtzeitig bestellt wurde. Geht’s noch?

Ministerin Kramp-Karrenbauer (CDU) denkt bereits über weitere Auslandseinsätze nach. Der Wehrbericht ist eine Klatsche für solche Überlegungen. AKK wäre gut beraten, sich zuerst darauf zu konzentrieren, dass die Modernisierung der Bundeswehr endlich vorankommt. Allerdings gibt es vor allem im zuständigen Ministerium ein erhebliches Beharrungsvermögen. Daran sind schon einige mit Elan gestartete Minister gescheitert. AKK muss aufpassen, dass es ihr nicht ähnlich ergeht. Auch darf sie nicht die falschen Prioritäten setzen. Freifahrten für Soldaten mit dem ICE sind zwar schön, aber lösen kein einziges Problem.

Wehrbericht: Bundeswehr in desolatem Zustand
Foto: nn
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