Kommentar : 75 Jahre nach Auschwitz: Das alte Denken ist noch da
Meinung Berlin 75 Jahre ist die Befreiung von Auschwitz her und doch gibt es immer wieder Beispiele dafür, dass solches Denken nicht ausstirbt - deshalb ist der Kampf gegen das Vergessen so wichtig.
Rechtsextreme nennen Menschen, die sie hassen, heute „Vieh“. Sie sagen nicht mehr „Untermenschen“. Aber das macht keinen Unterschied. Das alte Denken ist noch da, auch 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, die doch Augen und Hirn aller auf ewig hätte öffnen müssen.
Solches Denken stirbt nicht aus. Man kann es nur eindämmen, kleinhalten, bekämpfen. Es geht bei der Erinnerung dieser Tage um die vielen Millionen Opfer und um die immer weniger werdenden Überlebenden, die noch von dem Grauen erzählen können. Es geht nicht um die Täter. Menschliche Monster. Angetrieben von einem Monster-Regime. Aber sie wurden gedeckt von vielen, vielen Biedermännern und -frauen. Um die geht es auch. Warum schauen „brave Bürger“ stumm zu, wenn jemand „Vieh“ sagt und Asylheime brennen?
Industriell organisierter Massenmord, eine Vernichtungsmaschine wie ein Schlachthof, die Verfolgung noch des letzten Juden in jedem erreichbaren Winkel Europas. Das hat es nie vorher gegeben. Und wird es in Zukunft nie wieder geben? Keiner kann da sicher sein. Die, die „Vieh“ rufen, würden ebenfalls morden, wenn sie könnten. Die Attentäter von Christchurch, Utoya und Halle haben das der Welt bewiesen. In den Balkankriegen gab es wieder Konzentrationslager und Massentötungen, ebenso beim IS oder in Ruanda. Auschwitz ist eben nicht Geschichte, sondern immer auch eine Möglichkeit der Gegenwart.