Kleist in Krefeld: Zerrissener Dorfrichter sucht die Wahrheit

Generalintendant Jens Pesel inszeniert in Krefeld Kleists Lustspiel „Der zerbrochne Krug“.

Krefeld. Draußen rieselt der Schnee. Drinnen hockt Adam im Hemd - zwei blutige Risse am kahlen Schädel, ein blaues Auge und eine tiefe Wunde am Knie - stöhnend auf seinem Bett und kramt nach Verbandszeug. Das war eine Nacht. Da ging nicht nur ein Krug zu Bruch. Da fiel eine ganze Welt in Scherben. Aber das weiß er noch nicht.

Matthias Kniesbeck spielt mit Verve den Adam als humpelnden Klotz, als Stehaufmännchen, als anarchistischen Teufelskerl, den bei seinem Treff mit Eve etwas Sonderbares, vielleicht Liebe, angerührt hat. Sven Seeburg ist der Gerichtsrat, einer, der Unrecht gelten läßt, wenn nur der Schein gewahrt bleibt. Vieles soll Schein bleiben in diesem Stück.

Darauf verständigen sich letztlich auch Marthe, eindringlich gespielt von Ines Krug, und Ruprecht, etwas zu flott von Ronny Tomiska auf die Bühne gestellt. Floriane Kleinpaß setzt, schön verinnerlicht und konzentriert, gegen alle diese Verlogenheit der Welt ihre Trauer. Sie allein hat verloren. Ganz am Schluss taucht Adam, den man auf der Flucht glaubte, wieder auf. Er hatte sich in einer Ecke versteckt.

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