Bayreutherfestspiele: Der Aufstand gegen Wolfgang Wagner

Das Dilemma: Der Enkel Richard Wagners verabschiedet sich nur von der Macht, wenn Katharina inthronisiert wird.

Bayreuth. Kommt er oder kommt er nicht? Wird der Bayreuther Festspielchef Wolfgang Wagner dem Stiftungsrat Rede und Antwort stehen, oder wird der 88-Jährige das Gremium, das über seine Nachfolge zu entscheiden hat, versetzen? Das ist eine der Fragen, die vor der nächsten Sitzung des Rates am Dienstag in Bayreuth lebhaft diskutiert werden. Denn der Druck, endlich Bewegung in die festgefahrene Nachfolgefrage zu bringen, wächst. Selbst Wagners treuesten Gefolgsleuten, den Mäzenen "Freunde von Bayreuth", scheint der Geduldsfaden zu reißen. Im Stiftungsrat sitzen Vertreter des Bundes, des Freistaats Bayern (jeweils 5 Stimmen), der Familie Wagner (4), der Stadt Bayreuth (3), der Mäzene "Freunde von Bayreuth", des Bezirks Oberfranken, der Bayerischen Landesstiftung (jeweils 2) sowie der Oberfrankenstiftung (1). Offiziell steht die "Nachfolgefrage" am Dienstag nicht einmal auf der Tagesordnung - allenfalls unter "Sonstiges" könnte ein Raum für Diskussionen darüber denkbar sein, wie es auf dem Festspielhügel in Bayreuth weitergeht.

Die Insider wissen: Wagner führt nicht mehr allein

Formal sind dem Stiftungsrat die Hände gebunden, solange Wolfgang Wagner keinen Zeitpunkt für seinen Rücktritt nennt. Und daran scheint der 88-Jährige nicht zu denken, ehe er sicher sein kann, dass seine "Wunschmaid", die 29-jährige Tochter Katharina, zur Nachfolgerin gekürt wird. Doch die Frage ist, wie lange der Stiftungsrat die ungeklärte Führungsfrage auf dem "Grünen Hügel" noch ignorieren kann. Der Ehrenpräsident der "Freunde von Bayreuth", Edgar Hilger, sprach kürzlich in einem Interview Klartext: "Alle Insider wissen: Wolfgang Wagner führt schon seit einiger Zeit die Festspiele aufgrund seines gesundheitlichen Zustands nicht alleine."

Unverhohlene Attacke auf Ehefrau Gudrun Wagner

Hilger sieht dadurch Wagners Amtsführung generell in Frage gestellt: Zwar habe dieser einen Vertrag auf Lebenszeit, Voraussetzung dafür sei aber "die uneingeschränkte Geschäftsfähigkeit". Der Mäzen beklagt die "Misswirtschaft der derzeitigen tatsächlichen Festspielleitung" - eine unverhohlene Attacke auf Wagners Ehefrau Gudrun Wagner, für viele die eigentliche Herrscherin am "Grünen Hügel".

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