Reck entlassen: Es war kein Konzept mehr zu sehen

Die Gründe, warum Oliver Reck gehen musste. Fragwürdige personelle und taktische Entscheidungen lähmen Fortuna.

Reck entlassen: Es war kein Konzept mehr zu sehen
Foto: Wolff

Düsseldorf. Fortuna hat die Reißleine gezogen und Oliver Reck als Cheftrainer entlassen. Es gibt viele Gründe, manche überzeugen, andere sind dem Trainer kaum anzulasten, der für die derzeitige Ergebniskrise sicherlich nicht allein die Verantwortung trägt. Wir versuchen die Gründe für die Trainer-Beurlaubung zu analysieren.

Die Mannschaft steht mit in der Verantwortung. Kaum ein Spieler zeigte im bisherigen Saisonverlauf Bestform. Auch zuletzt gegen Nürnberg zeigte höchstens ein Axel Bellinghausen, dass er für den Erfolg alles gibt. Der Vorwurf an den Trainer lautet, dass er die Mannschaft nicht (mehr) begeistern und zu großen Leistungen motivieren konnte. Sein eigenes Ziel, jeden Spieler ein auf ein höheres Niveau zu bringen, erreichte er jedenfalls nicht.

Zu selten wurde vom Cheftrainer zweimal die gleiche Mannschaft nacheinander aufs Spielfeld geschickt. Reck setzte nicht auf eine eingespielte Mannschaft, sondern wechselte je nach Gegner und Taktik oft gleich auf mehreren Positionen. So konnten sich keine Automatismen und Abläufe entwickeln. Allerdings spielten da auch Verletzungen und Sperren eine Rolle, für die der Trainer nichts konnte. Die unnötigen und teilweise nicht erklärbaren personellen Wechsel verunsicherten die Mannschaft mehr, als dass sie zu guten Trainingsleistungen motivierten.

Einerseits wurden Spieler nach einer schlechten Leistung direkt aus der Mannschaft genommen, andererseits kamen Spieler trotz schlechter Form immer wieder ins Spiel zurück. Ein Mathis Bolly spielte überragend in der Wintervorbereitung, durfte aber in den drei Spielen nur ein paar Minuten ran. Andreas Lambertz hat nie so recht das Vertrauen bekommen. Das sind nur einzelne Beispiele. Oft genug waren auch die Auswechslungen nicht nachvollziehbar, obwohl die Fortuna einige Jokertore erzielen konnte.

Zu den vielen personellen Wechseln schlugen auch die häufigen Veränderungen im taktischen System negativ zu Buche. So passte die zuletzt eingeführte Dreikette offensichtlich nicht zum zur Verfügung stehenden Personal. Die Außenverteidiger wussten nicht so recht, ob sie sich mehr defensiv oder offensiv betätigen sollten. Auch insgesamt stand das Spiel über die Flügel bei Oliver Reck nicht allzu hoch auf seiner Prioritätenliste.

Was ist aus der Lockerheit geworden, mit der Oliver Reck als Interimstrainer die Mannschaft und die Fans begeistern konnte? Unter dem Erfolgsdruck war die anfängliche Offenheit plötzlich dahin und machte Platz für eine Verunsicherung, die sich in seinen Handlungen und in seiner plötzlichen Dünnhäutigkeit offenbarte. Kritik nahm er zuletzt persönlich und versuchte sich mit kleineren Erfolgen unnötigerweise öffentlich zu rechtfertigen.

Es gab zuletzt kein Zeichen mehr, das zu Hoffnung Anlass gegeben hätte. Die Gegner haben völlig den Respekt vor der Fortuna verloren. Vom System oder der Taktik gab es nichts, was zukunftsträchtig gewesen wäre. Es fehlt einfach der Plan, das übergeordnete Konzept und die deutliche Handschrift des Trainers.

Fußball ist und bleibt ein Ergebnissport. Und die Ergebnisse stimmten vor allem zuhause nicht. Recks Mannschaft konnte vor eigenem Publikum viel zu selten die Begeisterung entfachen, die nötig ist, um den Gegner zu beeindrucken.

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