Borussia Mönchengladbach Als Gladbachs Kastenmeier sich gegen Leipzig auf einem Klappstuhl ausruhte

Mönchengladbach · Der frühere Verteidiger Michael Klinkert erinnert sich an den bisher einzigen Gladbacher Bundesliga-Sieg über Leipzig. Der Gegner von damals aber ist heute ebenso weit entfernt vom großen Fußball wie sein einstiger DDR-Stadtrivale.

 Der Mönchengladbacher Michael Klinkert (rechts) zusammen mit Rostocks Stürmer Oliver Neuville im Jahr 1997.

Der Mönchengladbacher Michael Klinkert (rechts) zusammen mit Rostocks Stürmer Oliver Neuville im Jahr 1997.

Foto: picture-alliance / dpa/Bernd_Wüstneck

Zwei Unentschieden sowie fünf Niederlagen. Noch immer wartet Borussia Mönchengladbach auf einen Bundesliga-Sieg gegen Leipzig. Halt, stop! So stimmt das nicht ganz. Schließlich war in der Saison 1993/94 auch der VfB Leipzig für eine Saison in der Beletage des deutschen Fußballs vertreten und musste sich da am 26. März 1994 vor 19 000 Zuschauern auf dem Bökelberg mit 1:6 geschlagen geben. „Wir waren damals sehr froh über diesen noch dazu recht hohen Sieg, schließlich lief die Saison für uns mit Platz zehn nur durchschnittlich", sagte Michael Klinkert im Gespräch mit der WZ.

Der frühere Innenverteidiger, der von 1989 bis 2001 in 281 Spielen für die "Fohlen" 17 Treffer erzielte, hatte in der 39. Minute mit dem 2:0 für die Vorentscheidung gesorgt. „Ich kann mich an den Treffer deswegen so gut erinnern, weil sich die Ausführung der Ecke vor ihm hinzog", sagte Klinkert. Da der Linienrichter den Ball nicht freigab, schnappte sich Thomas Kastenmeier einen am Zaun lehnenden Klappstuhl der Polizei, setzte sich drauf und wartete. Bevor er die Kugel schließlich maßgerecht auf Klinkerts Kopf flankte, klappte Kastenmeier den Stuhl freilich erst wieder zusammen und stellte ihn ordentlich zurück an den Zaun.

Der erste deutsche Meister stürzte bis in Liga elf

„Stellen Sie sich so etwas heute mal vor", meinte Klinkert, dem besonders Dieter Hecking leid tat. Der frühere Gladbacher Spieler und Trainer stand von 1992 bis 1994 beim VfB Leipzig unter Vertrag. „Hecking war in diesem Spiel Libero. Da ist es nicht lustig, wenn dir sechs Dinger eingeschenkt werden." In Leipzig jedoch konnte auch diese Mannschaft der Borussia nicht siegen, am 2. Oktober 1993 und damit einen Tag vor dem "Tag der deutschen Einheit" reichte es nur zu einem 1:1. "Leipzig war für die Wiedervereinigung zwar wichtig, aber von großen Feierlichkeiten haben wir nichts mitbekommen. Vielleicht weil es so ein grauer, trister Tag war. Für mich war es nur etwas besonderes, mal im riesigen Zentralstadion zu spielen", sagte Klinkert.

Ganze 10 200 Zuschauer hatten sich seinerzeit in der für 100 000 Besucher errichteten Schüssel verloren, in die ab dem Jahre 2000 die heutige Arena von RB Leipzig hineingebaut wurde. Möglich, dass Marco Rose damals einer der Fans gewesen ist. Schließlich spielte der heutige Trainer der Borussia von 1991 bis 1995 für die Junioren des VfB Leipzig. Unter diesem Namen wurde der Verein dreimal deutscher Meister, darunter 1903 durch ein 7:2 über den DFC Prag der erste überhaupt. Zur Zeit der DDR folgte die Umbenennung in 1. FC Lok Leipzig. Unter diesem Namen erfolgte nach der Insolvenz des VfB im Jahr 2003 dann auch der Neustart in der elften Liga.

Red Bull wollte ursprünglich keinen neuen Verein gründen

Inzwischen haben sich die Blau-Gelben wieder in der Regionalliga etabliert, klopfen sogar zart an die dritte Liga an. Spätestens dann müsste sich in Probstheida aber mit der ungeliebten Kommerz-Welt von RB beschäftigt werden. Das eigene Bruno-Plache-Stadion in der Nähe des Völkerschlachtdenkmals wird der DFB nämlich kaum abnehmen. Auf der 1932 errichteten Holztribüne hatte ob Feuergefahr selbst der eigene Geschäftsführer Mario Basler 2015 Rauchverbot.

Neben Lok ist auch Chemie weit entfernt vom großen Fußball. Dabei plante Red-Bull-Erfinder Dietrich Mateschitz 2006 ursprünglich, den Verein aus dem Alfred-Kunze-Sportpark in Leutzsch zu übernehmen. Die 1200 Mitglieder ließen den Deal platzen, weil sie die Vereinsfarben nicht von grün-weiß in rot-weiß ändern wollten. „Man muss RB nicht gut finden. Aber es sollte ein Traditionsclub vor der Insolvenz gerettet werden", sagte Klinkert. Nun muss Gladbach gegen ein Kunst-Gebilde erstmals in Leipzig siegen.

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