Zurück zu alter Stärke Ist bei Gladbachs Pléa der Knoten geplatzt?

Mönchengladbach · Gladbach ist dank eines 3:1 über Mainz wieder in der Spur, weil Trainer Rose sein Experiment ad acta legte.

  Der Gladbacher Alassane Plea (l) bejubelt sein Tor

Der Gladbacher Alassane Plea (l) bejubelt sein Tor

Foto: dpa/Federico Gambarini

Natürlich fröhnte Marcus Thuram seinem Ritual. Wie nach Siegen üblich streifte der Angreifer von Borussia Mönchengladbach auch nach dem 3:1 (1:1) gegen den FSV Mainz 05 wieder ein Trikot über die Stange einer Eckfahne und lief mit ihr schwenkend vor dem Block mit den Fans der "Fohlenelf" auf und ab. Dass sich Thuram dieses Mal das Trikot mit der Nummer 14 schnappen würde, um den Mann des Spiels zu ehren, war nicht schwer zu erahnen. Dass er diesen Mann mit der Nummer 14 danach jedoch auch noch in den Arm nahm und ihm etwas ins Ohr flüsterte, war eher ungewöhnlich.

Der Mann mit der Nummer 14, das ist Alassane Pléa und wenn die Hinrunde der Borussia mit Ausnahme des schwarzen Flecks Europa League nicht so positiv gelaufen wäre, dann hätte der Franzose wohl als einer der ersten in der Kritik gestanden. Fünf Treffer erzielte Pléa in der ersten Halbserie der Bundesliga, doch zwischen dem 6. Oktober und dem 18. Dezember hatte er über zwei Monate lang Ladehemmung. Doch ein kurzer Urlaub sowie ein gutes Trainingslager in Spanien haben Pléa nun offenbar den Torjägerinstinkt zurückgebracht. Gegen Mainz jedenfalls sicherte der 26-Jährige den sehr wichtigen Sieg.

„Wir wissen, was wir an "Lasso" haben"

Zweimal hatte sich Pléa am Fünfmeter-Raum frei stehlen können und so in der 24. und 76. Minute aus dem 0:1 durch Robin Quaison (12.) ein 2:1 machen können. Darüber hinaus war der in Lille geborene Angreifer an nahezu jeder gefährlichen Offensiv-Aktion der Borussia beteiligt. „Wir wissen, was wir an "Lasso" haben. Er ist im Strafraum sehr gefährlich, kann auch um diesen herum Bälle behaupten und ist stark beim Kopfball", sagte Kapitän Lars Stindl.

Mit jetzt sieben Saison-Treffern und 19 insgesamt für die "Fohlenelf" ist Pléa natürlich noch weit entfernt von Hans-Jörg Criens. Dem mit 92 Treffern hinter Jupp Heynckes sowie Herbert Laumen aktuell drittbesten Gladbacher Bundesliga-Torjäger wurde nach seinem unerwartet frühen Tod vor dem Anpfiff mit einer Schweigeminute gedacht und irgendwie schien der Geist von Criens über dem mit

49 175 Zuschauern besetzten Borussia-Park zu schweben. So wie Criens 1984 das Pokal-Halbfinale gegen Werder Bremen mit zwei Treffern drehte, so machte es ihm Pléa nun nach. Es war das vierte Mal, dass Gladbach diese Saison nach einem 0:1 noch gewann.

Entscheidend dafür war allerdings besonders, dass Trainer Marco Rose sein beim 0:2 auf Schalke ausprobiertes Experiment mit vier Angreifern wieder in die Schublade steckte. Embolo, Herrmann, Thuram sowie Pléa können zwar viel Wucht ausüben - doch was nützen einem vier Generatoren in einer Fabrik, wenn niemand da ist, um deren Knöpfe zum Anstellen zu drücken. Es fehlte ein "Schichtleiter", welcher durch Ballsicherheit, Spielintelligenz und Passgenauigkeit die Angreifer wirkungsvoll in Szene setzen sowie als verbindendes Element zwischen den Mannschaftsteilen dem Spiel mehr Linie und Struktur verleihen konnte.

Rose erteilt seiner Mannschaft eine Feier-Freigabe

Rose entschied sich daher gegen Mainz, Embolo auf der Bank zu lassen und brachte für ihn zentral Lars Stindl. „Ich bin sehr glücklich über den Sieg. Ich denke, die drei Punkte sind verdient. Wir haben heute ein sehr ordentliches Spiel gemacht, waren von Anfang an gut in der Partie. Zwar haben wir zunächst einen Nackenschlag kassiert, es danach aber gut gemacht", meinte Rose. Für Stindl, bei dem die Kraft nach überstandenem Schienbeinbruch noch nicht für 90 Minuten reicht, gibt es jedoch auch noch Luft nach oben. „Der Sieg war schon hart erkämpft. In einigen Szenen hatten wir Glück, dass Yann Sommer so gut gehalten hat."

Den Sieg sicherte schließlich Florian Neuhaus mit einem Traumtor in der 88. Minute. Dass der Druck nach der Pleite auf Schalke und zuvor nur einem Sieg in fünf Pflichtspielen groß war, belegte die erleichterte Feier-Freigabe des Trainers. „Die Jungs sollen diesen Erfolg nicht als selbstverständlich ansehen und heute ruhig mal um die Häuser ziehen. Ab Dienstag bereiten wir uns dann sehr konzentriert auf das Spiel bei RB Leipzig vor", erklärte Rose. Mit einem Sieg in dessen Geburtsstadt könnte Roses Team an den Leipzigern vorbeiziehen. „Könnte, ja. Auf jeden Fall möchte ich dort einen mutigeren Auftritt als auf Schalke sehen.

Diese Forderung an die Mannschaft schicke ich schon mal voraus", sagte Rose.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort